„Projekt Wildbirne“ um Wälder fit für den Klimawandel zu machen
(ra) Sie hat bedornte Zweige, runde Blätter und liebt Standorte wie an der Isar. Doch im Gegensatz zu den „süßen Früchtchen“ im eigenen Garten ist die heimische Wildbirne „Pyrus pyraster“ nur bedingt genießbar, da sehr hart und winzig klein. Im Rahmen der Initiative Zukunftswald Bayern (IZW) starten die Fachstelle Waldnaturschutz Niederbayern und das Bayerische Amt für Waldgenetik diese Woche ein zweijähriges Forschungsprojekt zur Wildbirne in unserer Region.

Denn die Frucht ist hier beheimatet und bietet vielen Tieren und Insekten eine Lebensgrundlage. Sie gehört seit Jahrtausenden zu den Kulturpflanzen des Menschen. Doch ihr Vorkommen ist selten geworden. Das Projekt soll helfen, dies zu ändern.
Dieser Tage stehen die Wildbirnbäume in voller Blüte. Der ideale Zeitpunkt für Tobias Schropp vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Landau-Pfarrkirchen ist gekommen, den Startschuss für das „Projekt Wildbirne“ zu geben. Alles dreht sich dabei um den Erhalt und die Vermehrung des Obstes. Die Baumart soll den Menschen nähergebracht werden, aber auch die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen. Denn schließlich sollen mit diesem Projekt der Waldnaturschutz, der Waldumbau sowie die Erhaltung forstlicher Genressourcen in Einklang gebracht werden.
Den Spaziergängern und Wanderern in Niederbayern mag der blühende Birnbaum in freier Natur sicherlich schon aufgefallen sein. Zu finden ist dieser an vereinzelten Standorten im Regierungsbezirk Niederbayern an südlich exponierten Donauleiten, auf den Kalkschotterstandorten der Isarauen und im Jura um Kelheim. Er kommt in lichten Eichenwäldern vor, in Auwäldern und an Waldrändern und Hecken.
Echte oder verwilderte Birnen?

Ob es sich hierbei um „echte“ Wildbirnen „Pyrus pyraster“ handelt oder um verwilderte Kulturbirnen „Pyrus communis“, ist am Erscheinungsbild nicht sicher zu erkennen. Eine genetische Untersuchung und Zuordnung ist daher äußerst wichtig. Meist wurde sie auf warme, flachgründige Grenzstandorte zurückgedrängt. Verbreitet ist der Wildbirnbaum mit Ausnahme von skandinavischen Ländern in ganz Europa.
Mit dem Startschuss für das Wildbirnen-Projekt wird auch der erste Schritt an Maßnahmen eingeläutet. Zur Blütezeit werden die Wildbirnen kartiert, digital erfasst und ihr Aussehen und Standort beschrieben. Schließlich werden frische Blätter genommen, um anschließend eine genetische Untersuchung durchzuführen. Wenn die Wildbirnen identifiziert wurden, wird eine Beerntung und gezielte Vermehrung der an den jeweiligen Standort angepassten Wildbirnen vorgenommen.
„Wir befinden uns unstrittig bereits mitten im Klimawandel. Das hat auch Folgen für die Wälder in Niederbayern: Mit extremen Wetterereignissen wie Trockenheit und Stürmen nehmen Schädlingsbefall und Zuwachseinbußen spürbar zu“, sagt Tobias Schropp. „Unsere Wälder müssen klimafit gemacht werden durch regelmäßige Waldpflege und mehr Mischwald mit verschiedenen Baumarten.“ Eine immer wichtigere Rolle spielen dabei seltene heimische Baumarten. Eine wichtige Baumart ist dabei die heimische Wildbirne „Pyrus pyraster“, die an Trockenheit sehr gut angepasst ist.
Im Rahmen des Wildbirnenprojektes soll es fortlaufende Informationen und Exkursionen und zum Abschluss im kommenden Jahr auch ein Symposium mit der Präsentation der Ergebnisse geben.