3. August 2025
Geiselhöring

Klimawandel trifft Kommunen – Geiselhöringer SPD macht Druck

`(rp) Die SPD Geiselhöring will beim Thema Klimaanpassung nicht länger warten. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „100 Ideen für Geiselhöring“ stand am Donnerstag der Schutz der Gesundheit bei zunehmender Hitze im Mittelpunkt. SPD-Landesvorsitzende Ronja Enders machte klar: „Hitze ist ein Killer.“ Gemeinsam mit Gewerkschaftsvertretern und Bürger*innen entwickelte die Ortsgruppe konkrete Forderungen für ein kommunales Hitzeschutzkonzept.

Rote Socken für die SPD-Landesvorsitzende Ronja Endres (3. von rechts) und den IG-BAU Branchensekretär Alois Keller (rechts). In der Diskussion positionierten sich neben SPD-Ortsvorsitzender Barbara Kasberger (2. von links) und Stadtrat Ludwig Kerscher (links) der ehemalige Firmenleiter Franz Bayer (3. von links) und Gewerkschafter Marco Lang (2. von rechts)

Eine Hitzewelle war zwar angekündigt, doch das Wetter zeigte sich an diesem Abend kühl und regnerisch. Stadtrat Ludwig Kerscher erinnerte daran, dass bereits im Sommer 2024 ein erster Antrag auf ein Hitzeschutzkonzept bei der Stadtverwaltung eingereicht wurde – ohne Erfolg. Die Verwaltung habe den Bedarf abgestritten, Geiselhöring sei zu klein. Die SPD hält dagegen: Klimaanpassung ist keine Frage der Einwohnerzahl, sondern der Verantwortung.

Klimaschutz ist Gesundheitsschutz

SPD-Ortsvorsitzende Barbara Kasberger verwies auf die drastischen Klimaveränderungen. Sie stellte klar, dass zwischen kurzfristigem Wetter und langfristigem Klima unterschieden werden müsse. Während es in Deutschland regnet, leiden Südeuropa, Italien und die Türkei unter extremer Hitze mit Trockenheit und Bränden.

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Die momentane Regenlage sei für Pflanzen ein Segen, stellte Rainer Pasta fest. Der Dürremonitor habe noch vor Kurzem große Trockenheit vor allem in Berlin-Brandenburg und im nördlichen Bayern gezeigt. Inzwischen hätten sich die Wasservorräte in vielen Regionen wieder erholt.

Wasser wird zur Überlebensfrage

Marco Lang verwies auf die zerstörerische Kraft von Starkregenereignissen, wie zuletzt im Ahrtal oder in Baden-Württemberg. Der Gewerkschafter betonte, dass sich die SPD Geiselhöring bereits 2018 für ein Hochwasserschutzkonzept eingesetzt habe. Ronja Enders erweiterte den Blick: Wasserknappheit sei auch eine Fluchtursache. Fehlende Versorgung könne Konflikte verschärfen und Menschen in die Migration treiben.

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Doch zurück zur örtlichen Verantwortung: Der Sommer sei noch nicht vorbei. Rainer Pasta mahnte, dass bereits kleine Wetterverschiebungen zu Hitzewellen mit über 30 Grad führen könnten. Enders zitierte die Bayerische Staatsregierung: „Hitzeaktionspläne sind ein zentraler Baustein zum Gesundheitsschutz.“ Die Stadt Straubing habe dafür bereits einen Musterschutzplan vorgelegt – mit ihrer Unterstützung.

Kommunen stehen in der Pflicht

Besonders Arbeitgeber seien gefordert, so Franz Bayer. Die Arbeitsstättenverordnung greife ab 26 Grad Raumtemperatur. Ab 30 Grad müssen Maßnahmen wie Ventilatoren oder Verschattung erfolgen. Bei über 35 Grad sei ein Raum ohne weitere Vorkehrungen nicht mehr als Arbeitsplatz geeignet.

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Ronja Enders betonte, dass diese Regelungen nicht nur Büros betreffen. Auch Kitas, Schulen und Außenarbeitsplätze seien betroffen. Barbara Kasberger stellte klar: Für Kinder existiere bisher kein spezieller Schutz.

Hautkrebs als Berufskrankheit

Alois Keller von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt verwies auf die Folgen der UV-Strahlung. „Die Haut vergisst nichts“, sagte er eindringlich. Hellhäutiger Hautkrebs sei seit 2015 als Berufskrankheit anerkannt. Wer draußen arbeitet, müsse sich schützen. Die Gewerkschaft fordere verpflichtenden Sonnenschutz, etwa durch Sonnenmilch mit hohem Lichtschutzfaktor, die Arbeitgeber bereitstellen müssten.

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Außerdem sei Schlechtwettergeld auch im Sommer nötig. Bei großer Hitze litten Konzentration und Sicherheit. Die IG BAU fordert deshalb eine Anpassung des Saison-Kurzarbeitergeldes auf die heißen Sommermonate. Kleinbetriebe reagierten oft flexibel, große Unternehmen hätten hier mehr Nachholbedarf – vor allem bei öffentlichen Ausschreibungen müsse das Thema Hitze mitgedacht werden.

„Klimakrise ist Kapitalismuskrise“

Zum Schluss nahm Ronja Enders kein Blatt vor den Mund. Für sie sei die Klimakrise auch eine Systemfrage. „Wir produzieren zu viel Unsinn, verbrauchen zu viele Ressourcen und pusten CO₂ in die Luft, als gäbe es kein Morgen“, sagte sie. Das sei unverantwortlich gegenüber kommenden Generationen.

Mit einem emotionalen Appell verabschiedete sich die SPD-Chefin: „Ich wünsche allen einen geilen Sommer – und dass es allen dabei gut geht, ganz ohne Sonnenbrand, Hitzeschlag oder Sonnenstich.“ Gleichzeitig wünschte sie dem Bürgermeisterkandidaten Ludwig Kerscher viel Erfolg bei der kommenden Wahl.