(rp) Geiselhöring hat über die Zukunft seiner Verkehrspolitik diskutiert. Die SPD lud am Donnerstag in die Taverne Korfu ein, um gemeinsam mit Bürger*innen zu erörtern, wie Mobilität in der Stadt künftig gestaltet werden kann. Ziel des Abends war es, Lösungen für ein sicheres Miteinander von Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und motorisiertem Verkehr zu finden.

„Wir müssen die Stadt wieder den Menschen zurückgeben. Mobilität ist nicht nur Auto – Mobilität ist viel mehr“, betonte Bürgermeisterkandidat Ludwig Kerscher in seiner Einführung. Ein weiterer Ausbau der Autofreundlichkeit sei nicht zeitgemäß. Kerscher sprach sich für ein Zusammenspiel verschiedener Angebote aus und stellte Fuß- und Radverkehr klar in den Mittelpunkt – ohne das Auto ausblenden zu wollen.
Mehr Raum für Fußgänger*innen
Die Versammlung forderte, Fußwegen mehr Platz zu geben und diese barrierefrei sowie sicher auszubauen. Besonders für Senioren und Seniorinnen und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen müsse die Stadt gut zu bewältigen sein, mit ausreichend Sitzgelegenheiten in kurzen Abständen.
Mehrere neuralgische Punkte wurden benannt, an denen ein sicheres Überqueren von Straßen schwierig ist, insbesondere rund um den Stadtplatz und an wichtigen Einmündungen. Als Beispiel nannte Kerscher die „Rathaus-Insel“. Für Menschen mit Behinderung sollen zudem vor Behörden, Senioreneinrichtungen, Einkaufsstraßen und Ärztehäusern zusätzliche Parkplätze ausgewiesen werden.
Schulwege sicherer gestalten
Ein Schwerpunkt lag auf Wegen zur Schule und zu den Kitas. Das Problem der „Elterntaxis“ wurde ebenso diskutiert wie die generellen Gefahren des motorisierten Verkehrs zu Schulbeginn und -ende. Kerscher betonte, dass sichere Schulwege dringend notwendig seien.
Auch der Stadtplatz war Thema. Während langfristig eine Umgehungsstraße mehr Raum schaffen könnte, sei schon jetzt eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität denkbar. Beispielhaft wurde vorgeschlagen, einzelne Parkplätze im Sommer für die Außengastronomie freizugeben – Anfragen aus dem Handel habe es dazu jedoch bislang nicht gegeben.
Radverkehr stärken, Potenziale heben
Die SPD erinnerte daran, bereits 2022 mehr Investitionen in die Radinfrastruktur gefordert zu haben. Seither sei jedoch „eigentlich nichts passiert“, so Kerscher. Vorrang habe die Sicherheit im Radverkehr, insbesondere für Schüler*innen.
Darüber hinaus wurden Abstellanlagen mit Lademöglichkeiten für E-Bikes gefordert – nicht nur für touristisch stark frequentierte Routen, sondern auch in Wohngebieten, bei Verwaltungsgebäuden und in Fachmarktzentren.
Die Anbindung des Labertalradwegs an das Stadtzentrum wurde als entscheidend betrachtet, um Radreisende zu einem Abstecher nach Geiselhöring zu bewegen. „Wenn nicht ersichtlich ist, dass Geiselhöring eine Pause wert ist, fährt auch niemand rein“, so die einhellige Meinung.
Auto bleibt – aber klimafreundlicher
„Auch künftig werden Wege mit dem Auto zurückgelegt werden“, sagte Kerscher. Die SPD setze auf Elektro-Autos und damit auf Strom aus erneuerbaren Quellen. Voraussetzung seien attraktive Schnellladepunkte und ein neues Car-Sharing-Angebot.
Kritik gab es an der öffentlichen Ladesäule am Rathaus, die mit 22 Kilowatt als nicht mehr zeitgemäß empfunden wird. Eine Teilnehmerin verwies darauf, dass der REWE in Sünching 300 Kilowatt anbiete und wesentlich schneller lade.
Großes Thema war zudem der Durchgangsverkehr. Die Umleitung des Schwerverkehrs über die Umgehungsstraße und die Weiterführung in Richtung Sünching seien für alle Bürger*innen wichtig. Für den Stadtplatz sei dies entscheidend, um neuen Raum für städtebauliche Entwicklung zu gewinnen. Da eine Lösung Jahrzehnte dauern dürfte, brauche es Zwischenkonzepte. Ein Teilnehmer forderte, „den Schalter in den Köpfen der Verantwortlichen von Auto auf Menschen umzulegen“.
Öffentlicher Verkehr und Gäubodenbahn
Kreisrat Josef Eisenhut informierte über die Diskussion zum möglichen Beitritt des Landkreises zum Regensburger Verkehrsverbund. Busse und Bahnen seien nur dann attraktiv, wenn das Netz eng, die Fahrzeuge ansprechend und die Ticketpreise bezahlbar seien. Besonders wichtig sei eine gute Verbindung zwischen Geiselhöring und dem Bahnhof Sünching.
Zur Gäubodenbahn zeigte sich ein Teilnehmer ernüchtert. Vor 2030 sei nicht mit Verbesserungen zu rechnen. Die Ursachen lägen in der geringen Tragkraft der Donaubrücke vor Bogen und im anhaltenden Personalmangel. Hinzu komme der schlechte Zustand des Bahnhofs in Geiselhöring, der durch fehlendes Interesse der Verantwortlichen über Jahre vernachlässigt worden sei.
