Straubing

10 Jahre SER: „BioFarm“ auf Straubinger Kläranlage offiziell in Betrieb genommen

(jh) Vor fast genau einem Jahr (am 28. Juli 2022) gab es den Startschuss für die „BioFarm“-Technologie. Zum zehnjährigen Jubiläum des Eigenbetriebs Straubinger Stadtentwässerung und Straßenreinigung (SER) wurde am Freitag offiziell die Pilotanlage in Betrieb genommen. Zahlreiche Gäste, darunter Verantwortliche der Partnerunternehmen sowie Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium, Roland Weigert.

Der Startschuss für „BioFarm“ mit Unternehmensvertretern, Geistlichen und Politikern – Foto: Haas

Als Eigentrieb der Stadt Straubing schaffte die SER auf mehreren Ebenen eine stolze Bilanz: Energieautarkie, Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft oder das Erreichen von CO2-Neutralität sind für die SER nicht nur Schlagworte. Gesundes Wachstum, stabile Gebühren und innovative Weitsicht könnten daher als Erfolgsrezepte des Eigenbetriebs gesehen werden. Dazu zählt auch, dass die SER auf Partnerschaften mit Unternehmen, die Zukunftstechnologien entwickeln, setzt. In den letzten zehn Jahren wurde die Kooperation mit MicroPyros BioEnerTec GmbH weiter ausgebaut, sodass im Rahmen der Feierlichkeiten am Freitag auch die Pilotanlageneröffnung BioFarm gefeiert werden konnte.

Auch wenn Werkleiterin Cristina Pop zum Jubiläum in erster Linie von BioFarm schwärmte, so musste die SER in jüngster Zeit auch eine derbe Niederlage einstecken. Das Projekt Klärschlammverbrennung: Ein Kläger hatte zu Beginn des Monats gegen die geplante Klärschlammverbrennungsanlage vor Gericht Recht bekommen. Damit wird der Bau dieser Anlage im Osten der Stadt immer unwahrscheinlicher, obwohl in einem Bürgerentscheid dafür gestimmt worden war. Aus dem Klärschlamm sollte Phosphor gewonnen werden.

120.000 Tonnen Klärschlamm entsprechen etwa dem niederbayerischen Klärschlammaufkommen. Diese Menge sollte im Straubinger Osten in der Anlage verbrannt werden. Im Vergleich dazu fallen in Bayern jährlich insgesamt 1,1 Millionen Tonnen an. Die Monoverbrennungsanlage mit Phosphorrückgewinnung, die auf dem Betriebsgelände innerhalb des Ringdeiches des Straubinger Klärwerks errichtet werden sollte, sorgte insbesondere bei der Größenordnung für Diskussionen, für die es nach wie vor sowohl Befürworter als auch Kritiker gibt. Ein weiterer Rückschlag: Die Bayernwerk Natur GmbH (Bayernwerk) zog sich aus diesem Projekt zurück.

Redner beim zehnjährigen Jubiläum bzw. der Inbetriebnahme der BioFarm: (von links) Oberbürgermeister Markus Pannermayr, Staatssektretär Roland Weigert, Werksleiterin Cristina Pop, Geschäftsführer und Anteilseigner der Peitro Fiorentini, Paolo Nardi, und Gianfranco de Feo, CEO der MicroPyros BioEnerTec GmbH. – Foto: Haas

Also stand natürlich am Freitag „BioFarm“ im Mittelpunkt. Eine andere Methode, in der Kläranlage Methangas zu gewinnen. Dazu hat MicroPyros, inzwischen im Straubinger Hafen-Gelände ansässig, das norditalienische Gasunternehmen Pietro Fiorentini – die Muttergesellschaft von MicroPyros – mit seinem firmeninternen Netzwerk ins Boot geholt. Vertreter beider Unternehmen waren zusammen mit Mitarbeitern in de Gäubodenstadt gereist, um die Pilotanlage offiziell in Betrieb zu nehmen.

Zum Jubiläum sagte Cristina Pop: „in den vergangenen zehn Jahren ist die Kläranlage eine Kläranlage geblieben. Die Mitarbeiter*innen sind 365 Tage für die Bevölkerung da.“ Und mit dem nächsten Worten bilanzierte sie: „Wir können eine saubere Bilanz vorweisen.“ Von einem schönen Tag für SER und von einer bayerisch-italienischen Freundschaft“ sprach Staatssekretär Roland Weigert – auch das in Niederbayern eines der bedeutendsten Energieprojekte laufe. Er ergänzte sogar, dass in Straubing eines der modernsten Kläranlagen in Europa betrieben werde.

Mit dieser Pilotanlage soll auf der Straubinger Kläranlage Phosphor gewonnen werden – Foto: Haas

Gianfranco de Feo, CEO der MicroPyros BioEnerTec GmbH, glaubt an die Möglichkeit, die guten Ideen beider Partner erfolgreich umsetzen zu können. Angesprochen, auf die Frage, ob Micro Pyros nach der Pilot-Phase auch eine gröere Anlage auf dem Gelände der SER bauen werde, antwortete er spontan mit „Ja“, schränkte aber ein, sofern das Umfeld und die Umstände diesem Vorhaben entsprechen würden.

Oberbürgermeister Markus Pannermayer bestätigte der SER, dass diese früh erkannt habe, dass im Abfall auch wertvolle Rohstoffe stecken. An die Werksleiterin gerichtet sagte er: „Cristina Pop traut sich Entscheidungen zu treffen und die Mannschaft zusammen zu halten.“ Paolo Nardi, Anteilseigner und Geschäftsführer von Pietro Florentini, zu dessem Hauptgeschäft der Verkauf von Erdgas zählt, sieht die BioFarm durchaus als ein Projekt der Zukunft.

Deshalb hat Oberbürgermeister Markus Pannermayer durchaus recht: „Es wird eine spannende Zeit auf uns zukommen – Gas aus der Kläranlage.“

Gleich geht es weiter!