Ratgeber: Sturmtief Sabine – Fahren oder nicht fahren?
(amp) Das Sturmtief „Sabine“ fegt seit den frühen Morgenstunden über Deutschland. Bis zum Dienstag wird mit erheblichen Windgeschwindigkeiten bis zu 130 km/h auf dem Festland gerechnet. 13 Bundesländer sind von einer Wetterwarnung der höchsten Warnstufe betroffen. Mehrere hundert Flüge sind bereits gestrichen. Was Kraftfahrer jetzt beachten müssen.
Wer in der Regel mit dem Auto zur Arbeit fährt, steht am Montagmorgen vor einer schweren Entscheidung. Bei amtlichen Unwetterwarnungen ist es Arbeitnehmern nicht zumutbar, das Wegstreckenrisiko auf sich zu nehmen. Besonders Arbeitnehmer im Norden oder Süden werden am Montag von diesem Recht Gebrauch machen müssen.
Anderorts (dort wo keine amtliche Unwetterwarnung besteht) besteht weiterhin die Pflicht, pünktlich zum Arbeitsort zu gelangen. Doch auch Windgeschwindigkeiten unterhalb von 50 km/h können Dächer abdecken, Bäume umknicken und für Unrat und Verschmutzungen auf Wegstrecken und so zu einem erhöhten Unfallrisiko führen. Dabei gilt es, besondere Regeln zu beachten.
Bei schweren Stürmen und Orkanen sollten Auto, Motorrad oder Fahrrad generell stehen gelassen werden. Die Gefahr von folgenschweren Unfällen, herabstürzenden Bäumen und plötzlichen Seitenwinden ist zu groß. Auch für Fußgänger gilt: Zu Hause bleiben und abwarten. Lose Gegenstände sollten bereits am Vortag des Sturms aus Garten und Einfahrt entfernt worden sein, um Schäden durch derartige Geschosse zu vermeiden.
Sollten Kraftfahrer dennoch während eines Sturms zu Zielen aufbrechen, sollte dies mit niedriger Geschwindigkeit geschehen, um rechtzeitig auf plötzliche Böen reagieren zu können. Bewaldete Strecken, Brücken, Unterführungen und Küstenstraßen sollten unbedingt gemieden und alternative Routen befahren werden. Auch die Vorbeifahrt an Baugerüsten oder von Sturmböen erfassten Häusern sollten Autofahrer, so weit möglich, meiden. Speziell in Großstädten können extreme Böen durch die Häuserschluchten fegen.
Während der Fahrt sollten Überholmanöver nur bei besonderer Notwendigkeit durchgeführt werden, da sich die Bedingungen besonders neben Lkw oder Bussen plötzlich verändern. Auf gleicher Höhe ist der Überholende plötzlich windgeschützt, lenkt womöglich zu stark gegen; nach dem Passieren greift die Orkanböe wieder voll ins Blech. Hier kann starkes Schlingern bis zum Kontrollverlust oder ein Kippen des Fahrzeugs die Folge sein.
Fahrzeuge mit hoher Angriffsfläche für Windböen, wie etwa Busse, Lkw und Transporter sollten in jedem Fall stehen gelassen werden, da sie schon ab Windstärke 7 zu kippen drohen. Besonders plötzliche Böen können Transporter und Wohnmobile in Windeseile auf die Seite legen. Besser hat es, wer einen Pkw mit tiefem Schwerpunkt und hohem Gewicht, wie etwa eine Oberklasse-Limousine, oder Sportwagen mit geringer Dachhöhe fährt. Ein Kippen ist hier praktisch ausgeschlossen, die Seitenwindeffekte können dennoch erheblich sein. Vorsicht: Auch Kleinwagen und Minivans drohen bei starken Böen umgeworfen zu werden. Gespanne sollten bei Orkanböen erst gar nicht bewegt werden – auch nicht wenn ein Seitenwindassistent und eine Gespannstabilisierung als Assistenzsysteme an Bord sind.
Motorradfahrer, die trotz des Orkans unterwegs sind, spielen mit ihrem Leben. Die Fahrbahnen sind verschmutzt, Starkregen verringert die Sicht und plötzlich auf die Straße beförderte Hindernisse wie Müllsäcke, Sträucher und Bäume erfordern schnelles Handeln. Wer dennoch mit dem Motorrad unterwegs ist, sollte möglichst langsam fahren und auf unnötige zusätzliche Windangriffsflächen wie Topcases verzichten.
In jedem Fall sollte eine Lederkombi getragen werden, um einerseits in einer Unfallsituation besser geschützt zu sein, andererseits mehr Wind abzuleiten als bei leger sitzender Kleidung. Zur Verbesserung der Windschlüpfrigkeit und Sicherheit sollten ausschließlich geschlossene Integralhelme getragen werden.