Herzenswunsch-Hospizmobil erfüllt Wunsch einer todkranken Frau
(ra) Beate S. (Name geändert!) ist 45 Jahre alt. Sie ist todkrank. Sie leidet an Krebs. Aber bevor sie geht, will sie noch einmal ans Meer. Diesen Wunsch äußert sie in der Maltherapie. Allerdings ist den Pflegern des Hospizes in der Oberpfalz klar: Das Meer ist zu weit weg. Beate S. sagt: ein See tuts auch. Einmal noch ans Wasser. Die Mitarbeiter dort lesen, dass es beim BRK-Kreisverband Straubing-Bogen ein Herzenswunsch-Hospizmobil gibt und dass die Ehrenamtlichen dort genau für solche Fälle parat stehen.
Im Namen von Beate S. melden die Pfleger den Wunsch auf der Internetseite des Bayerischen Roten Kreuzes Straubing-Bogen an. Dort setzen sich die Organisatoren zusammen und beraten über den Fall. Beate S. wird sterben, das ist klar. Allerdings sind viele Ehrenamtliche bereits beim Gäubodenvolksfest eingespannt. Trotzdem wird der 22. August als Fahrtermin vereinbart. Zwei Tage nach Ende des Volksfests soll es an einen Weiher gehen. Verschiedene Alternativen werden geprüft, der Guggenberger See, der Murner See oder andere Gewässer in der Nähe des Hospizes sind allerdings im Sommer bei schönem Wetter zu gut besucht.
Matthias Liebl-Klein von Rettungstechnik Klein hat dann die zündende Idee: der Wolferzwinger Weiher in der Umgebung von Bernhardswald. Die Angel- und Naturfreunde Rossbach-Wald e.V. und der Besitzer der anliegenden Wiese, Johann Auburger, unterstützen gerne. Sie kümmern sich um eine Zufahrt für das Herzenswunsch-Hospizmobil und stellen die Terrasse der Fischerhütte zur Verfügung. Die organisatorischen Details sind abgeklärt.
Doch die Gesundheit von Beate S. ist weiter ein wichtiges Thema. Bei einem Telefonat einen Tag vor dem geplanten Termin klärt Dr. Julia Regler vom Leitungsgremium in einem Arzt-Arzt-Gespräch die Voraussetzungen ab. Aus ärztlicher Sicht gibt es grünes Licht. Die Fahrt kann stattfinden.
Läuft alles planmäßig ab?
Am 22. August ist die Crew, bestehend aus dem Leitungsgremium Jürgen Zosel, Dr. Julia Regler und Klaus Klein, trotz aller Erfahrung einigermaßen nervös. Wird alles gut gehen? Wie geht es der Patientin? Kommen wir gut durch? Diese und mehr Fragen beschäftigen jeden der drei. Am Hospiz angekommen ist die Nervosität verflogen. Beate S. freut sich. Jürgen Zosel beschreibt die Stimmung ein wenig, wie bei einem Kind vor Weihnachten. Gemeinsam wird der Patientin ins Herzenswunsch-Hospizmobil gebracht und es geht Richtung Wolferzwinger Weiher. Dort angekommen laden die Helfer die Trage aus und schieben sie ans Ufer. Frau S. liegt auf der Trage und genießt die Sonne.
Während viele über die 33 Grad im Schatten stöhnen, freut sie sich über die Temperaturen. Aber zu dem Wunsch kommt noch ein weiteres kleines Detail dazu: Sie will unbedingt noch einmal Gyros und Kalamari genießen. Auch dafür hat das Team vorgesorgt: in einem nahe gelegenen Wirtshaus ordern die Helfer das gewünschte Gericht und bringen es ans Ufer. Die Begeisterung über dieses Essen ist für jeden am Ufer spürbar. Beater S. isst mit Genuss. Sie lässt jede Sekunde ihres Ausflugs ans Wasser bewusst und mit Freude an sich vorbei ziehen.
Nach knapp drei Stunden spüren die Helfer – ihr Fahrgast hat genug. Ihr Herzenswunsch ist erfüllt. Sie will wieder zurück in das Hospiz. Als kleines Geschenk zusätzlich gibt es für Beate S. noch einen Handschmeichler. Den gibt sie die gesamte Fahrt nicht mehr her. Gegen 17 Uhr kommen die Helfer wieder in dem Hospiz an. Die Eindrücke der Fahrt beschäftigen sie weiter – auch bei der Heimfahrt. Es ist ungewöhnlich still bei drei Menschen, die sich gut kennen und verstehen. Für das Leitungsgremium steht nach den Erfahrungen mit der todkranken Frau fest: Die Idee mit dem Herzenswunsch-Hospizmobil ist mit Leben erfüllt. Gemeinsam werden die ehrenamtlichen Helfer versuchen, in den kommenden Wochen weitere Wünsche zu erfüllen.
Information:
Alle Infos zum Herzenswunsch-Hospizmobil gibt’s beim BRK-Kreisverband Straubing-Bogen, Siemensstraße 11a, 94315 Straubing. Auch auf der Internetseite des KV, unter www.kvstraubing.brk.de sind die wichtigsten Infos zu finden. Außerdem berichtet der Kreisverband in Kürze unter herzenswunsch-hospizmobil.bayern ausführlich über die Fahrten und die Menschen hinter der Idee. Die Wunscherfüllung ist für die Patienten kostenlos. Sie wird über Spenden für das Projekt finanziert. Für die Mittelverwendung und die Organisation ist der BRK-Kreisverband Straubing-Bogen zuständig. Die Mitarbeiter, die sich beim Herzenswunsch-Hospizmobil engagieren, sind Ehrenamtliche im klassischen Sinne. Sie bringen ihre Leistung freiwillig und unentgeltlich. Das Team besteht aus Ärzten, Pflegepersonal, Rettungsdienst-Fachpersonal, Betreuern und Seelsorgern.