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Tag der Notrufsäule: Die orangefarbenen Telefone am Straßenrand

(ra) Unterwegs auf deutschen Autobahnen sieht man sie immer wieder: orangefarbene Notrufsäulen. Während viele dieser Säulen in regelmäßigen Abständen von etwa zwei Kilometern entlang der Autobahn am Randstreifen stehen, sind auch zahlreiche Rastplätze mit einem solchen Notrufsystem ausgestattet. Doch die Verteilung ist äußerst unterschiedlich, wie die Ergebnisse der letzten Clubinitiative des Auto Club Europa mit dem Titel „Deutschland, deine Rastplätze“ nahe legen.

Tag der Notrufsäule
Auch im Zeitalter von Handys haben Notrufsäule immer noch eine Bedeutung – Foto: Pixabay

Im ACE-Kreis Landshut/Erding waren bei den Rastplatzchecks an der Autobahn A92 an den zehn getesteten unbewirtschafteten Rastplätzen keine Notrufsäulen zu finden. Anlässlich des Tags des Notrufs am 11. Februar erläutert der ACE, Europas Mobilitätsbegleiter, wie eine Notrufsäule genau funktioniert, wie verbreitet sie ist und welche Vorteile sie bietet, so der ACE-Kreisvorsitzende Bernd Vilsmeier.

So funktioniert der orange Helfer

Auch wenn heutzutage fast immer das Handy dabei ist, können der Akku des Gerätes oder der Empfang in einer Notfallsituation schwach sein. Mit Funklöchern oder mangelnder Energie hat eine Notrufsäule hingegen keine Probleme. Zuverlässig steht sie an Ort und Stelle – ausgewiesen durch ein Hinweisschild mit einem Telefonhörer und dem Wort „SOS“. Aktuell sind zwei verschiedene Modelle im Einsatz. Bei älteren Modellen muss einfach die so genannte Sprechklappe angehoben werden und es wird eine Verbindung zur Notrufzentrale der Autoversicherer in Hamburg hergestellt.

Die Mitarbeitenden dort nehmen alle wichtigen Informationen zum Geschehen auf, können durch die automatische Übermittlung der Position der Notrufsäule den exakten Standort und die Fahrtrichtung bestimmen und in Notsituationen eine Konferenzschaltung zur Polizei- oder Rettungsleitstelle herstellen. Neuere Modelle verfügen über zwei Tasten – einen roten Knopf für den Unfallnotruf und einen gelben für die Fahrzeugpanne.

Notrufsäule
(Von links) Anja König, Martin Rapke, Dr. Bernd Vilsmeier und Kurt Schmeiser vom ACE-Kreisvorstand Landshut/Erding waren auf der A92 unterwegs – Notrufsäulen suchten sie vergeblich – Foto: Dr. Bernd Vilsmeier

Eine Notrufsäule – Norden Top, Bayern Flop

Unter dem Motto „Deutschland, deine Rastplätze“ haben die Ehrenamtlichen des ACE im letzten Sommer 684 Rastplätze in ganz Deutschland überprüft und dabei auch die Notrufsäulen unter die Lupe genommen, Im bundesweiten Durchschnitt waren die Anlagen mit WC mit 75 Prozent etwas besser mit der orangen Notrufeinrichtung ausgestattet als die ohne Toilette mit nur 67 Prozent. Im ACE-Kreis Landshut/Erding wurden insgesamt zehn Rastplätze an der A92 gecheckt.

Kreisvorsitzender Bernd Vilsmeier und die Vorstandsmitglieder Anja König, Martin Rapke und Kurt Schmeiser konnten bei den Checks bei keinem der Rastplätze den Punkt für eine Notrufsäule vergeben. Dabei wären Notrufsäulen auch im Zeitalter von Handys dringend notwendig, so Ursula Hildebrand, ACE-Regionalbeauftragte im Club-Service für Südbayern. „Wir haben immer noch kein flächendeckendes Mobilfunknetz, leider gibt es daher immer noch zu viele Funklöcher, in denen ein Handy keinen Nutzen hat – und ein Handyakku ist nun mal auch irgendwann leer“, so Hildebrand.

In Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland wies jeder einzelne der getesteten Rastplätze eine Notrufsäule auf. Auch in Brandenburg waren die 37 getesteten Anlagen mit WC voll ausgestattet. Schlusslicht mit deutlichem Abstand bei der Verbreitung der Notrufsäulen war Bayern: Bei den 88 überprüften Rastanlagen ohne WC verfügten nur 55 Prozent über eine Notrufsäule, bei den 97 Anlagen mit WC waren es nur 37 Prozent.

Nutzung in Zeiten von Handy & eCall

Der Gesamtverband der Versicherer, der im Auftrag der Autobahn GmbH die Notrufsäulen entlang der Autobahn betreibt, hat in der letzten Notrufsäulenbilanz 2018 noch immer eine rege Nutzung bestätigt. Insgesamt 52.000 Mal sind die orangen Säulen verwendet worden – obwohl Mobiltelefone zu diesem Zeitpunkt schon sehr weit verbreitet waren. Gleichzeitig hat sich auch die Handyortung verbessert: 2019 startete der so genannte Notruf AML (Advanced Mobile Location) in Deutschland mit den Anbietern Vodafone, Deutsche Telekom und Telefónica, der die Standortübermittlung per Smartphone deutlich verbesserte. Wird der Notruf gewählt, so aktiviert das Handy automatisch WLAN und Satellitennavigation, auch wenn das zuvor deaktiviert war.

Da die Daten meist nach wenigen Sekunden per SMS übermittelt werden, ist keine aktive Internetverbindung notwendig. Ähnlich funktioniert der integrierte eCall im Auto, der seit 2018 für alle neuen Kfz-Typen als Ergänzung des Notrufsystems verpflichtend ist. Neben dem Standort können auch Informationen zur Art der Auslösung und zur Anzahl der Insassen übermittelt werden. Auch videobasierte Notrufe sind schon in Deutschland im Einsatz. An der Entwicklung von barrierefreien Notrufsäulen für beispielsweise taubstumme Menschen wird gearbeitet. Alle Notrufsysteme gemeinsam ermöglichen, im Notfall schnell die nötige Hilfe zu organisieren.