8. Juli 2025
Landkreis Dingolfing-Landau

SPD gedenkt dem Vater der Verfassung des Freistaates Bayern

(ra) Für 149 Opfer des KZ-Außenlagers Ganacker-Erlau befindet sich bei der Wallersdorfer Sebastianikirche eine Gedenkstätte. Jedes Jahr am 30. April veranstaltet der SPD-Kreisverband Dingolfing-Landau gemeinsam mit dem Ortsverein Wallersdorf eine Gedenkfeier. Am Freitag waren neben dem Kreisvorsitzenden Dr. Bernd Vilsmeier coronabedingt nur noch Juso-Bezirksvorsitzender Severin Eder und Ortsvorsitzender Georg Wintersperger zur Gedenkstätte gekommen.

SPD-Kreisvorsitzender Dr. Bernd Vilsmeier (links) zusammen mit Juso-Bezirksvorsitzender Severin Eder (Mitte) und SPD-Ortsvorsitzender Georg Wintersperger an der Gedenkstätte.

Am 29. April 1933 hatten alle Landtagsabgeordneten – mit Ausnahme der 16 Sozialdemokraten – dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt und damit den Untergang des Freistaates Bayern möglich gemacht. „Aber Terror, Verfolgung und Unmenschlichkeit konnten den Drang nach Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, die unsere sozialdemokratischen Grundwerte sind, nicht unterdrücken oder zerstören“, so Dr. Bernd Vilsmeier in seiner Gedenkrede. Im Gegenteil viele der Genossinnen und Genossen seien in den Widerstand gegangen, viele hatten mit ihrem Leben bezahlt und so die Grundwerte am Leben gehalten.

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Nur noch die 16 Sozialdemokraten angeführt von Albert Roßhaupter, einen gebürtigen Niederbayern, fanden am 29. April 1933 den Mut sich den Nazis entgegenzustellen. Schon kurz nach dem Ermächtigungsgesetz war Dr. Wilhelm Hoegner, damaliger SPD-Abgeordneter und Jurist, gezwungen, seine Heimat zu verlassen, weil er um Leib und Leben fürchten musste. Über Tirol flüchtete er in die Schweiz. Dort im Exil erarbeitete er Entwürfe für Verfassungen für ein föderales Deutschland und auch für Bayern. Diese hatte er sprichwörtlich bereits in der Tasche als er im Juni 1945 nach Bayern zurückkam.

Von September 1945 bis zu den Landtagswahlen im Dezember 1946 war Dr. Wilhelm Hoegner Bayerischer Ministerpräsident, eingesetzt von der US-amerikanischen Militärverwaltung in der US-Besatzungszone. Von März bis Juni 1946 war er Vorsitzender des Vorbereitenden Verfassungsausschusses, von Juni bis November Mitglied der Verfassungsgebenden Nationalversammlung. „Somit kann Dr. Wilhelm Hoegner mit Fug und Recht als der ‚Vater‘ der Bayerischen Verfassung von 1946 bezeichnet werden“, machte Vilsmeier klar.

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Auch der Vater des Freistaates Bayern war ein Sozialdemokrat. Kurt Eisner rief den Freistaat Bayern am 8. November 1918 im Münchener Mathäserbräu aus. „Mit der Ausrufung des Freistaates Bayern und der Bayerischen Verfassung haben wir Sozialdemokraten unserer Bayerischen Heimat mehr als deutlich den Stempel aufgedrückt“, stellte Vilsmeier fest. Wesentliche Inhalte der Bayerischen Verfassung sind: Bayern ist ein Freistaat, ein Volksstaat, ein Rechtsstaat, ein Kulturstaat und ein Sozialstaat. Dazu nennt die Verfassung eine Reihe von Grundrechten. Damit gilt die Bayerische Verfassung als die menschenfreundlichste der Welt. Und sie wurde am 1. Dezember 1946 mit einer Mehrheit von mehr als 70 Prozent vom Bayerischen Volk angenommen.

Nach einer Gedenkminute für die Opfer von Terror, Unmenschlichkeit, Flucht und Vertreibung dankten Georg Wintersperger und Dr. Bernd Vilsmeier besonders Rudi Wenzl für die einzigartige Pflege der Gedenkstätte, dem SPD-Ortsverein Wallersdorf für die Mithilfe und den Blumenschmuck – mit der Hoffnung diese einzigartige Gedenkfeier im Landkreis Dingolfing-Landau im kommenden Jahr wieder mit vielen an Geschichte und Demokratie interessierten Bürger*innen zu feiern.