11. Juni 2025
Mallersdorf-Pfaffenberg

Seminar: Schnelle Genesung mit Betonung auf Genesung

(ra) Die vom unfallchirurgischen Chefarzt Thomas Beer ins Leben gerufene Projektgruppe „Schnelle Genesung“ hat am Montagabend im fast voll besetzten Speisesaal der Klinik Mallersdorf mit Vorträgen, Vorführungen und einer rege genutzten Fragerunde ihr Gesamtkonzept mit Tipps für die Zeit vor und nach der Operation vorgestellt. Dazu der Ärztlicher Direktor Dr. med. Albert Blümel: „Die Betonung liegt nach wie vor in erster Linie auf ‚Genesung‘, dann erst auf ‚schnell‘“. Das Konzept beruhe auf drei Hauptsäulen, so Dr. Blümel: der sogenannten „Prähabilitation“, also voroperativem Training, muskelschonenden OP-Techniken und einer Narkoseauswahl, die möglichst wenig nachoperative Einschränkungen mit sich bringt.

„Nicht unbedingt kürzester, sondern muskelschonendster Schnitt“

„Es geht keineswegs um vorzeitige Entlassungen, sondern darum, verzögerungsfrei, erholt und gut wieder auf die Beine zu kommen“, bestätigte auch Oberarzt Wolfgang Ruhland. Den Beitrag der Operateure zur schnellen Wiedererlangung von Eigenständigkeit veranschaulichte der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in seinem Vortrag. „Bei den Zugängen wählen wir nicht unbedingt den kürzesten, sondern den für die Muskulatur schonendsten Schnitt“, erklärte der Oberarzt. So werden beispielsweise bei der Mini-Open-Technik am Hüftgelenk keinerlei Muskeln durchtrennt.

Die Referenten und einige weitere Mitglieder der Projektgruppe „Schnelle Genesung“ (v. l.) Physiotherapeutin Christina Reinhardt, Verwaltungsleiter Bernhard Fürst, Chefarzt Dr. Albert Blümel, Pflegedienstleiter Andreas Schneider und Oberarzt Wolfgang Ruhland. – Foto: Klinik Mallersdorf/Landinger

Weniger Schmerzen und dadurch mehr Beweglichkeit in der anschließenden Reha und im Alltag sind die positiven Folgen daraus. „Durch eine lange Immobilität würde sich ansonsten schnell die Muskulatur abbauen“, warnte Ruhland. Als weiteren Beitrag zur schnellen Genesung spritzen die Chirurgen gut verträgliche Schmerzmedikamente direkt ins OP-Gebiet, was nach dem Eingriff hinderliche Schmerzkatheter ersparen kann.

„Nichts mitbekommen wollen hat seinen Preis.“

Für die Schmerztherapie sind ansonsten die Narkoseärzte verantwortlich, wie Dr. Blümel ausführte. Zunächst ging er auf die individuelle Narkosevorbereitung und das sogenannte Blood-Management ein. Patienten werden frühestmöglich auf Eisenmangel hin untersucht und erhalten bei Bedarf eine Eisenspritze, um das Risiko einer Bluttransfusion zu minimieren. „Als Narkoseverfahren favorisieren hierzulande die meisten die Vollnarkose, da sie einfach nur möglichst wenig mitbekommen wollen“, berichtete er, verwies aber auf die längere Erholungszeit nach dem Aufwachen sowie auf die körperlichen und geistigen Einschränkungen, die eine Mobilisierung hinauszögern können.

Alternativ gebe es kurzwirksame Vollnarkosemittel, eine optimierte Vollnarkose unter Messung der Gehirnfunktionen oder – noch besser – Teilnarkosen, wie die Spinalanästhesie. Die Sorge, dabei alles von der OP mitzubekommen, räumte der Anästhesiologe mit Hinweis auf die Möglichkeiten der gleichzeitigen Sedierung und der Ablenkung mit Musik aus.

Patient bestimmt das Tempo

Übungen und praktische Tipps für die Zeit vor und nach der OP sowie für die Alltagsbewältigung gab im dritten Vortrag die Physiotherapeutin Christina Reinhardt. „Das Tempo geben Sie als Patient selbst vor“, stellte sie klar, „Sie können jederzeit sagen: Ich brauche noch ein bisschen, das traue ich mir noch nicht zu.“ Kleinigkeiten, die im Alltag wichtig sind, sollten möglichst vorher organisiert werden, zum Beispiel ein Rucksack, um die Hände für die Unterarmgehstützen frei zu haben, oder leicht anziehbare Kleidung.

Alltägliche Bewegungsabläufe könne man bereits vor der Operation üben, ebenso Gleichgewichts- und Koordinationsübungen oder die Kräftigung der Muskulatur. Richtiges Gehen mit Stützen führte die Physiotherapeutin ebenso vor wie einfache Tricks zum Sockenanziehen ohne Bücken, was für einiges Erstaunen sorgte.