Landshut

Sebastian Steck feiert 80. Geburtstag – Seit mehr als 60 Jahren im THW

(ra) Ein Urgestein des THW-Ortsverbandes Landshut kann nicht nur auf 80 Lebensjahre zurückblicken. Nach über 60 Jahren ist Sebastian Steck ein Leistungträger des Technischen Hilfswerk. Im Kreise seiner „blauen Familie“ feierte er sein Wiegenfest. Zu den Gratulanten gehörten der THW-Ortsbeauftragte Michael Saller und der Vorsitzende des THW-Helfervereins Rudolf Skalitzky. „Sebastian Steck ist für die jungen Helfer im Ortsverband ein Vorbild“, beschreibt Rudolf Skalitzky den Jubilar. Für regio-aktuell24 blickt Sebastian Steck zurück:

Der Jubilar Sebastian Steck (Mitte) zusammen mit Rudolf Skalitzky (links), Vorsitzender des THW-Helfervereins Landshut und Michael Saller, Ortsbeauftragter des THW-Ortsverbands Landshut. – Foto: Sascha Hofstetter

Vom Stammtisch ins THW geholt

Mit 17 Jahren trat Sebastian Steck in den THW-Ortsverband Landshut ein. „Der Geschäftsführer für Mühldorf und Landshut wohnte im Obergeschoss unserer Stammwirtschaft“ erzählt Sebastian Steck. Seine Freunde und er wurde an ihrem Stammtisch vom Geschäftsführer Sellmaier angesprochen, „sie sollen doch ins THW gehen. Dies sei eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung und außerdem wäre dort das Bier billiger und es gäbe oft etwas zum Essen“.

Der Ortsverband bestand damals aus der Elektrogruppe und der Gruppe Rohrnetz-Gas-Wasser (RWG), in welcher Sebastian Steck seine THW-Laufbahn begann. Seine beruflichen Erfahrungen als Heizungsmonteur konnte er hier mit einbringen. Die RWG hatte unter anderem die Aufgabe zerstörte Rohrleitungen wieder instandzusetzen. Sebastian Steck nahm über zehn Jahre hinweg an den damals erforderlichen jährlichen Schweißerprüfung an der Knappenschule in Moers (Nordrhein-Westfalen) teil. Der Ortsverband Landshut führte für die Schweißer der RGW-Gruppen in Bayern Lehrgänge durch, bei denen Sebastian Steck als Ausbilder beteiligt war. Unter anderen wurden damals beschädigte Gasleitung unter Druck geschweißt, auch das Verschweißen von Kunststoffrohren stand schon auf dem Lehrplan. „Die Lehrgänge fanden samstags und sonntags bei uns in der Unterkunft statt. Die Frau und die Töchter unseres Geschäftsführers mussten dann für die Helfer kochen“, erinnert sich Sebastian Steck.

Der Aufbau der Gruppe Schwimmbrückenbau

Anfang der 1970er Jahre entstanden im THW die Schwimmbrückenbau-Gruppen. Als eine solche Gruppe in Landshut aufgebaut wurde, wechselte Sebastian Steck in diese Gruppe. Anfangs bestand die Ausstattung aus Schlauchbooten und Metall-Zillen. Seinen Bootsführerschein erwarb Sebastian Steck und seinen Kameraden bei den Pionieren der Bundeswehr in Bogen. Seine Prüfung zum THW-Fährenführer fand in Landshut während der Niederbayern-Schau statt.

Der Ortsverband richtete zu dieser Ausstellung einen Fährverkehr über die Isar ein, so dass die Besucher weite Fußwege zum Ausstellungsgelände erspart blieben. „Zur Prüfung kamen nicht nur der Kompanie-Chef der Pioniere in Bogen, sondern auch THW-Ausbilder von der Katastrophenschutzschule Hoya (Niedersachsen). Diese mussten kontrollieren, ob die Bundeswehr richtig ausgebildet hat“, schmunzelt Sebastian Steck noch heute.

Besonders in Erinnerung blieb Sebastian Steck seine Begegnung mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß, der es sich nehmen ließ bei der Eröffnung der Niederbayern-Schau auch eine Fahrt mit der THW-Fähre mitzumachen.

Die THW-Holzpontonfähre auf der Isar Ende der 1970er Jahre, Sebastian Steck aus Fährenführer ragt in der Bildmitte über die Passagiere; Fünfter von links: damaliger Oberbürgermeister Josef Deimer, fünfter von rechts: Herbert Huber (von Oktober 1990 bis Juni 1993 Staatssekretär im Bayerischen Staatsministeriums des Innern und von Juni 1993 bis Oktober 1994 Leiter der Staatskanzlei). – Foto: Archiv Sebastian Steck

Erlebnisreiche Einsätze

Bereits 1963 leiste Sebastian Steck Hilfe nach einem schweren Erdbeben in Skopje, im damaligen Jugoslawien. Mit seinen 23 Kameraden aus Landshut errichteten sie Fertighäuser für die obdachlos geworden Bewohner der Stadt Skopje. Nur in jeder zehnten Baracke bauten sie einen Waschraum für die Bevölkerung ein. „Die Verständigung vor Ort war sehr schwer, nur einige Studenten sprachen deutsch, ansonsten mussten wir uns mit ‚Händen und Füssen‘ verständlich machen“, erinnert sich Steck und er fügt eine Anektode hinzu: „Ich hatte einmal den Auftrag Wasserrohre herzurichten. Hierzu musste ich die Rohre auf Länge und an den Enden ein Gewinde schneiden. Die Einheimischen beobachteten mich dabei, bis plötzlich ein jugoslawischer Offizier erschein und mich zur Seite stieß. Ich dachte bei mir: jetzt ist es aus. Der Offizier schimpfte die Einwohner und wies diese an, diese Arbeiten selbst zu übernehmen.“

Die Hin- und Rückfahrt zum Einsatzort Skopie erfolgte damals mit dem Zug und dauerte zwei Tage. „Schlafen konnten sie nur im Gepäcknetz, da ansonsten kein Platz zum Hinlegen vorhanden war“, beschreibt Steck Reisebedingungen. An einem Tag wurden die Armeekräfte massiv erhöht. Der Grund war ein Besuch des damaligen jugoslawischen Staatschefs Tito (eigentlich hießt er Josip Broz) und des Staatschefs der Sowjetunion Nikita Chruschtschow. Beide gingen sehr nahe an Sebastian Steck vorbei.

Anlässlich den Olympischen Spiele in München 1972 errichteten Sebastian Steck und weitere Helfer des Ortsverbandes Landshut ein internationales Jugendzeltlager. Auf dem Olympiasee bauten sie einen Schwimmsteg auf. Für diesen Auftrag fuhren sie an mehreren Wochenende in die Landeshauptstadt.

In den 60 Jahren Dienstzeit im THW nahm Sebastian Steck auch an Hochwassereinsätzen in Fischerdorf/Deggendorf, Simbach am Inn und Landshut teil. Bei den Schneekatastrophen im Berchtesgadener Land und im Bayerischen Wald war er ebenfalls im Einsatz. 2017 und 2023 leistete Sebastian Steck Hilfe beim Auf- bzw. Abbau der Elektroinstallationen für die Sicherheitskräfte des G7-Gipfels in Elmau. Für die Technischen Hilfeleistungen anlässlich der Landshuter Hochzeit steht er immer noch zur Verfügung. Schmunzelnd meint er: „Als Landshuter muss man da einfach dabei sein“.

Was motiviert Sebastian Steck?

Sebastian Steck ist begeistert von der Kameradschaft im THW. Seine Freunde, mit denen er 1962 dem THW-OV Landshut beitraten, waren lange im THW. Einer von ihnen – Helmut Königbauer – wurde später sogar THW-Geschäftsstellenleiter. Leider ist aus dieser Anfangszeit nur noch ein Kamerad am Leben.

Der Kontakt zu den jungen Kameraden und deren Ausbildung lag Sebastian Steck immer am Herzen. Über die Jahre hinweg bildete er viele Kameraden im Wasserdienst aus. Noch heute nimmt er an der jährlich stattfindenden Ölwehrübung teil und kann dabei seine Erfahrungen weitergeben. „Hierdurch bleibe ich aktiv und geistig fit“ äußert sich Sebastian Steck. Ansonsten hält er sich mit regelmäßige Fitnessclub-Besuchen und Radfahren fit. Im Sommer hält er sich gerne mit seiner Frau Elfriede in ihrem Heimgarten auf.

Sebastian Steck erhielt für seine Tätigkeiten im THW bereits 1995 das THW-Ehrenzeichen in Bronze verliehen. Vor drei Jahren wurden ihm die Jahresurkunden für 60 Jahre Dienst im THW, sowie vom Freistaat Bayern das Große Ehrenzeichen für 60 Jahre Dienst im Katastrophenschutz ausgehändigt.

Heute übernimmt Sebastian Steck im THW-Dienstbetrieb die Aufgabe des Wirtes, welcher sich um den „Alt-Herren-Stammtisch“ kümmert. Für die Zukunft wünscht sich Sebastian Steck, dass er gesund bleibt und dass der Zusammenhalt und die Kameradschaft im THW Ortsverband erhalten bleibt.