Osterprozessionen müssen bis nach Corona warten
(ff) Ostern als höchstes christliches Fest wird in allen Ländern dieser Welt gefeiert, wo der christliche Glaube verbreitet ist. Derzeit vereint die unterschiedlichen Bräuche, welche sich über Jahrhunderte herausgebildet haben, vor allem eines: sie können nur in sehr eingeschränktem Rahmen oder gar nicht stattfinden. Zumeist sind die Riten nämlich mit mehr oder weniger großen Versammlungen der Gläubigen verbunden.
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Das zeigt auch der Vergleich zwischen den Partnergemeinden Konzell und La Carlota in Andalusien. Insgesamt sechs Bruderschaften gibt es in La Carlota, „Hermandades“ heißen sie dort. Meistens gehören diese „Cofradies“ , wie sie auch genannt werden, der Kirchengemeinde eines Stadtteiles an. Sie alle führen Prozessionen mit „“Pasos“ durch. Die wörtliche Übersetzung lautet „Schritte“, was in der Praxis aber eine tischförmige Konstruktion bedeutet. Diese wird von Trägern, den „Costaleros“ auf den Schultern getragen und durch die Straßen geführt.
Auf diesen Bühnen befindet sich meist eine Marienstatue oder es werden Szenen des Leidenswegs Christi dargestellt. Die Prozessionen finden während der gesamten Karwoche statt, beginnend am Palmsonntag. Begonnen wird mit der sogenannten „Procesión de la Borriquita“ – die Prozession des kleinen Esels. Sie stellt den Einzug Jesus in Jerusalem dar. Die Hauptprozession ist jedoch in der Regel am Karfreitag. Häufig begleiten auch „Nazarenos“ und „Pentitentes“, also Musikkapellen oder Trommlergruppen die Prozessionen mit mehreren hundert bis zu über tausend Zuschauern.
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Etwas weniger spektakulär werden die Feierlichkeiten rund ums Osterfest in der Pfarrei Konzell begangen. Nach wie vor treten hier die Ministranten mit ihren „Karfreitagsratschn“ auf. Weil am Gründonnerstag die Glocken nach dem letzten Gloria nach Rom fliegen, sorgen sie auf diese Weise für Ersatz. Eine Konzeller Besonderheit ist das „Heilige Grab“ im rechten Seitenaltar der Kirche. Am Karsamstag wird es geöffnet und der Leichnam Jesu liegt in ihm dann bis zur Auferstehung am Ostersonntag. Auf diese Weise wird die Auferstehung bildhaft dargestellt. Danach wird es wieder verschlossen.
Ab dem 5. Fastensonntag werden außerdem die Kreuze in der Kirche mit violetten Tüchern verhüllt. Die Enthüllung gibt die Kreuzigung und das Leiden Christi immer wieder aufs Neue preis. Das Osterfeuer an Karsamstag verbrennt alle nicht verbrauchten heiligen Öle und alten Palmbüschl. An diesem Feuer wird dann die Osterkerze entzündet und in die Kirche zur Auferstehungsfeier getragen. Sie findet inzwischen vom Samstag auf Sonntag statt. Früher traf man sich dazu schon früh morgens um 5 Uhr in der Kirche.
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In normalen Zeiten laden die Landfrauen Konzell am Gründonnerstag zur „Grünen Suppe“ ein, welche Kräuterpädagogin Sofie Haimerl stets schmackhaft zubereitet. Diese Suppe gehörte einst zum Ostarafest wie das Feuer und der Tanz. Sie besteht aus drei mal drei Kräutern, dazu gehörten Brennnessel, Bärlauch, Löwenzahn, Gundermann, Gänseblümchen, Sauerampfer, Spitzwegerich, Schafgarbe und Giersch.
In der Pfarrkirche Konzell wird auch der Ölberg mit den verschiedenen Aposteln dargestellt. Dieser wird am Karfreitag geschmückt und beleuchtet. Am Ostersonntag bringen die Gläubigen Verschiedenes wie Brot, Salz, gefärbte Eier und gebackene Lämmer zum Segnen mit zum Gottesdienst.
Verbindend bei den Osterbräuchen für beide Orte ist das Eierfärben. In allen Ortschaften Andalusiens, die im 18. Jahrhundert nach einem Vertrag zwischen dem damaligen König Karl III. und Johann Kaspar Thürriegl aus Gossersdorf mit mitteleuropäischen Siedlern gegründet wurden, ist die Tradition des Ostereierfärben erhalten geblieben. Dazu gehört auch La Carlota, wo die Eier in ein gehäkeltes Säckchen gesteckt und um den Hals getragen werden. Später werden sie dann geschält und mit Genuss verspeist. Einig sind sich die Konzeller und La Carlotaner auch sonst beim guten Essen an großen Festen.
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Während hierzulande der Lammbraten an Ostern obligatorisch auf den Tisch kommt, wird im fernen Spanien lieber eifrig gebacken. Als typisches Ostergebäck sind in dieser Zeit die berühmten „Torrijas“ im ganzen Land sehr verbreitet. Sie bestehen aus altem Brot oder Toastbrot und werden nach einem Bad in Milch gebraten und warm serviert. Vergleichbar mit dem „Armen Ritter“ in Deutschland. Des Weiteren sind die „Pestiños“ sehr beliebt, ebenso wie „Mona de Pasqua (Osterhefegebäck)“, „longanizas de pascua“ (österliche Würstchen), „Hornazos“ und “Puritos Americanos“ .