2. November 2024
Landkreis Landshut

Landkreis Landshut zeigt ein großes Herz für geflüchtete Jugendliche

(ra) Seit einem halben Jahr drücken in Vilsbiburg im Kompetenzzentrum für Gesundheitsberufe 21 junge Flüchtlinge ganztägig die Schulbank. Ziel ist es, die Jugendlichen zum Abschluss der Pflegehelferausbildung zu führen.

Über dieses in Niederbayern einmalige Projekt und für Bayern ein Vorzeige-Integrationsprogramm informierten sich am Montag Gabi Schmidt, MdL und sozialpolitische Sprecherin der FREIEN WÄHLER, und Angelika Thiel aus Pfeffenhausen, Mitglied des Bundesfachausschusses „Soziales“ der FREIEN WÄHLER.

Gabi Schmidt, MdL, (Mitte rechts) und Angelika Thiel (Mitte links) informierten sich am Kompetenzzentrum für Gesundheitsberufe in Vilsbiburg über die Ausbildung der Flüchtlinge.

Einen passenderen Zeitpunkt hätten sich Gabi Schmidt, Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend, Familie und Integration im Bayerischen Landtag, und Angelika Thiel, selbst ehemalige Schülerin der Krankenpflegeschule Vilsbiburg, für ihren Besuch nicht wünschen können. Anhand von Herzmodellen und einem Arbeitsblatt lernten die Schüler des ersten Kurses zur Erweiterten Pflegehelferausbildung gerade die Anatomie des Herzens und die deutschen Fachbegriffe. Oft konnten sie gleich Antwort geben in ihrer Landessprache, auf Französisch, Englisch oder gar Latein. Das Erlernen der deutschen Begriffe steht aber immer im Vordergrund. Mit viel Freude, Konzentration und gegenseitiger Unterstützung nehmen sie am Unterricht teil, dieses Bild zeigte sich Schmidt und Thiel bei den direkten Einblick in den Unterricht. Silke Bauer, Gesundheits- und Krankenpflegerin und Pflegepädagogin, lehrt mit extrem deutlicher Aussprache und Herzlichkeit den Flüchtlingen aus Senegal, Gambia, Sierra Leone, Somalia, Eritrea, Tansania, Afganistan, Syrien und Inguschetien, Grundlegendes aus dem Aufbau des menschlichen Körpers.

„Den Unterricht dialektfrei zu führen kostet sehr viel Kraft!“, so Aniko Reintke, Ausbildungsleiterin des Erweiterten Pflegehelferkurses. Trotzdem ist es ein außerordentlich angenehmes Arbeiten mit den Flüchtlingsjugendlichen, denn sie zeigen extremen Einsatz um an das Ziel zu kommen, erörtert Reintke. „Die Schüler bereiten sich ja auch auf den Qualifizierten Mittelschulabschluss vor. Sie sind dabei sehr selbstkritisch bei schlechten Leistungen.“, fügt Frau Monika Wagner, die Schulleitung, lobend an. Auch hebt sie die gute Kooperationsarbeit mit der Mittelschule Vilsbiburg hervor. Das wichtigste ist für Wagner und Reintke, dass alle Kursteilnehmer nächstes Schuljahr in die Pflegehelferfachausbildung übernommen werden. „Dafür werden wir kämpfen!“, so Wagner und Reintke im Einklang, „Es kann keine politische Entscheidung sein, ob jemand für die Pflege geeignet ist.“

Unsicher ist die Übernahme, da einige aus angeblich sicheren Herkunftsländer kommen. Allerdings hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann geäußert, dass Flüchtlinge, die ausgebildet werden in Mangelberufen, auch dauerhaft bleiben können. Grotesk wäre die Ablehnung zur Ausbildung auch in der Hinsicht, dass für das deutsche Projekt „Triple Win“ aus Länder außerhalb der Europäischen Union extra qualifizierte Pflegefachkräfte angeworben werden. Diese werden aus den als sicheren Herkunfstländern eingestuften Staaten Bosnien-Herzegowina, Serbien, die Philippinen und Tunesien akquiriert. Da mit Deutschland und seine Arbeitgebern der Pflege, den Herkunftsländer sowie den Fachkräfte mit mangelnder Perspektiven auf dem heimischen Arbeitsmarkt insgesamt eine sogenannte win-win-win-Situation entsteht, läuft das Programm unter den Namen „Triple Win“. Ein rein wirtschaftliches Projekt, dass entwickelt wurde, da in Deutschland bereits jetzt ein großer Pflegefachkräftemangel besteht. „Experten rechnen damit, dass bis 2025 rund 150.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden,“ bekundete Thiel.

Gabi Schmidt und Angelika Thiel sehen auf jeden Fall als besseren Weg, aus den hier in Bayern gestrandeten Flüchtlingen geeignete auszuwählen für eine Pflegehelferfachausbildung. Die besten können sich dann nachfolgend weiterbilden zu Pflegefachkräften. Deutsche Pflegefachkräfte und Pflegepädagogen wie Frau Wagner und Frau Reintke haben wesentlich mehr Kompetenz eine Auswahl vorzunehmen, sind sich die zwei Politikerinnen einig. Schmidt und Thiel waren sehr beeindruckt von den Integrationsprojekt dieser Schule. „Großartig, dass Landrat Peter Dreier dieses Projekt hier an Land zog. Er kann stolz sein auf dieses Vorzeigeprojekt für Integration. Der Landkreis Landshut zeigt ein großes Herz für die jugendlichen Flüchtlinge. Und ein großer Dank gebürt auch den Lehrkräften für ihren Einsatz“, würdigen Schmidt und Thiel dieses Engagement gemeinsam.