(hs) Die Mitspielerinnen haben sich bereits an das vertraute Klappern gewöhnt. Wenn sich die Spielerinnen der Roten Raben auf den Weg zu den Auswärtsspielen in der Sparda 2. Liga Pro machen, müssen sie oft viele Stunden im Bus verbringen. Und die nutzt die Diagonalspielerin Annie Hatch auf ganz besondere Art; sie strickt. Der erste Pullover ist mittlerweile fertig, obwohl die 25-jährige Amerikanerin sagt, dass sie „eher langsam strickt“.

Sie ist seit dieser Saison ein Roter Rabe und kommt immer besser in Schwung: Beim Spiel gegen Grimma war sie eine der auffälligsten Spielerinnen und wurde verdient zum ersten Mal zur MVP gewählt.
Annie Hatch kommt aus Mesa in Arizona. Die Stadt hat etwas mehr als 500.000 Einwohner und liegt etwa 25 Kilometer östlich der Landeshauptstadt Phoenix. Wenn man bei Wikipedia nachliest, fällt einem unter der Rubrik „Söhne und Töchter der Stadt“ der Name J.T. Hatch auf. Das ist der Bruder von Annie Hatch, der ebenfalls Volleyballprofi ist, bereits bei den Berlin Recycling Volleys gespielt hat und aktuell bei den Helios Grizzleys Giesen unter Vertrag steht.
Erfolge bereits während der Schulzeit
Annie Hatch hat drei Brüder und eine Schwester, doch lediglich sie und ihr Bruder sind im Volleyball aktiv. Ihre Mutter ist Volleyballtrainerin und hat sie bereits an der Highschool unter ihre Fittiche genommen. „Mit neun Jahren habe ich zum ersten Mal Volleyball gespielt“. Eine Sportart, die bei Mädchen in den USA überaus populär ist. So hat die 1,85 Meter große Diagonalangreiferin, die in den vergangenen Spielen der Roten Raben immer mehr in Schwung kommt, auch nach Highschool und College an der Universität – der Iowa State University – weiter Volleyball gespielt. Und das ziemlich erfolgreich: als sie die Uni verließ rangierte sie mit 879 Gesamtpunkten, die sie erzielt hatte, auf dem 21. Platz in der Bestenliste der Iowa State University.
Dabei hatte sie aber immer noch genügend Zeit, ihren Bachelor in Biologie und Statistik zu machen. Wenn sie die Volleyballschuhe einmal an den Nagel hängt, möchte sie auch zuerst ihren Master machen und dann am liebsten als Lehrerin arbeiten.
Fokus liegt total auf Volleyball
Aber das hat noch Zeit. Aktuell fokussiert sie sich total auf Volleyball. Dabei sind die Roten Raben nicht die erste Station von Annie Hatch in Europa. In der vergangenen Saison war sie bei dem französischen Verein Sens Volley 89 aktiv, der in der französischen Eliteliga den fünften Platz in der Abschlusstabelle belegte.
Dabei hat die sympathische und zurückhaltende Amerikanerin an der Uni noch als Außengreiferin gespielt, in Europa wurde sie zur Diagonalangreiferin umfunktioniert. Sie habe sich auf dieser Position mehr Chancen ausgerechnet, verrät Annie Hatch ehrlich.
Zu den Roten Raben ist sie gekommen, weil ihre Agentin den Raben-Trainer Guillermo Gallardo kennt. „Ich bin nach Vilsbiburg gekommen, um mich sportlich weiterzuentwickeln; und da kann mir Guillermo helfen“, ist Annie Hatch überzeugt. Bei ihm muss sie zwar härter trainieren, als in der vergangenen Saison in Frankreich, aber er findet eine gute Balance zwischen Fördern und Fordern, beschreibt die 25-Jährige der Raben-Trainer.
Auch Vilsbiburg hat sie mittlerweile schätzen gelernt. „Hier ist alles ein bisschen langsamer, im Vergleich zu meiner Heimatstadt Mesa, aber ich mag das. Hier kann man sich wohlfühlen, für mich ist das ein bisschen wie ein zu Hause“.
Annie Hatch will auch von den Roten Raben lernen
Bei den Roten Raben hat sie die umfassende Unterstützung beeindruckt, die man als Spielerin bekommt. Mittlerweile bekommt sie zweimal wöchentlich Deutschunterricht, wobei sie einräumt, dass sie im Training am liebsten neben Nadine Burbrink steht. „Sie kann mir immer sagen, was dass Trainerteam von uns will“.
Im Oktober hatte sie Besuch von ihren Eltern, die sie bei ihrem Weg uneingeschränkt unterstützen. „Wegen der Zeitverschiebung zwischen Mesa und Vilsbiburg ist es schwieirg, immer in Kontakt zu bleiben“.
Annie Hatch bezeichnet sich selbst als fleißig, lernbegierig und abenteuerlustig. Zudem versucht sie, die Dinge nicht zu verbissen zu sehen. Dabei hat sie aber schon den Ehrgeiz, sich weiterzuentwickeln. Block und Annahme nennt sie hier beispielsweise.
Zudem versucht sie, auch im Kopf immer „busy“ zu sein. Deshalb findet sie auch noch Zeit zum Lesen oder Wandern. Oder eben zum Stricken. Und bis Weihnachten ist ein Pullover vielleicht schon fertig.
