Einigkeit beim ÖDP-Kultur-Gespräch mit Werner Schäfer und Fachleuten
(ra) „Ich habe mir vorgenommen, die oft gestellte Frage, ob Kulturpflege eine freiwillige Leistung, eine Pflichtaufgabe oder vor allem ein Beitrag zur Verbesserung der weichen Standortqualitäten ist, so einfach wie entschieden zu beantworten: Kultur ist für alle Kommunen wie für den ganzen Freistaat Verfassungsauftrag – das sagt eigentlich alles!“ Mit diesen klaren Worten pflichtete Bürgermeister Werner Schäfer (SPD) bei der ÖDP-Veranstaltung „Im Gespräch“ am Donnerstag im Hotel Gäubodenhof der Einleitung von Moderatorin Martha Altweck-Glöbl bei.
Die stellvetretende Landrätin Martha Altweck-Glöbl hatte den Abend mit Zitaten aus der Bayerischen Verfassung begonnen. Dort heißt es im Artikel 3 „Bayern ist ein Rechts-, Kultur- und Sozialstaat.“ Und im Artikel 83 wird den Gemeinden unter anderem auch die „örtliche Kulturpflege“ aufgetragen.
Viele Kommunalpolitiker der ÖDP aus Stadt und Landkreis, darunter die Stadtratsmitglieder Raphaela Wild und Hans-Jürgen Hahn sowie die Kreisräte Dr. Christian Waas und Josef Gold, sowie der Parkstettener 3. Bürgermeister Peter Seubert und die Geiselhöringer Stadtratsmitglieder Angela Ramsauer und Alois Giglberger nahmen die Gelegenheit war, sich mit dem erfahrenen und leidenschaftlichen Akteur in Sachen Kultur und Kommunalpolitik, Werner Schäfer auszutauschen.
Der Straubinger Bürgermeister zeichnete ein umfassendes Bild des vielfältigen und lebendigen Kulturlebens in der Gäubodenstadt:
„Nicht nur die herausragenden Agnes-Bernauer-Festspiele, unser Landestheater Niederbayern, das Figurentheater-Festival, Kammerchor, Volkschor, Bluval, das Bandhaus, die städtische Bibliothek, das Museum, der Alte Schlachthof mit dem AnStattTheater und einem vielfältigen Ausstellungsprogramm sind uns wichtig, auch die Aktivitäten diverser kultureller Vereinigungen bringen wichtige Impulse für die Lebensqualität in unserer Stadt.“
Nicht zu vergessen sei auch die Archäologie, die für Straubing als Teil des neuen UNESCO-Welterbes Donaulimes noch größere Bedeutung bekomme. Für weite Bevölkerungskreise und vor allem für Besucher der Stadt biete man ein hochqualifiziertes Führungsprogramm an. Denkmalschutz und Archivpflege seien ebenfalls unverzichtbare Leistungen der Stadt.
Schäfer wies auf eine bewährte Praxis der Fördermöglichkeiten hin: Die Stadt trete einerseits selbst als Trägerin und Akteurin im Kulturleben auf, gebe aber auch finanzielle Zuschüsse an private Organisationen für deren kulturelle Aktivitäten, übernehme Bürgschaften und stelle sehr oft die Fähigkeiten des städtischen Bauhofes bereit. Alles dies sei aber nicht möglich, ohne qualifiziertes städtisches Personal in einer leistungsfähigen Amtsstruktur.
In der sehr sachlichen Diskussion ging es vor allem um die Frage, wie die junge Generation besser ins kulturelle Leben eingebunden werden könne. In diesem Zusammenhang wurde der Wunsch nach einer professionellen Museumspädagogik geäußert, die nicht nur im Museum selbst angeboten werde, sondern proaktiv auf Schulen und Kindergärten zugehen könne. Maria Stauber wies darauf hin, dass Musik, Theater und bildnerische Aktionen die kindliche Persönlichkeit positiv stärken und so Störungen vorbeugen können. Sie verwies auf das Defizit einer städtischen Musikschule und lobte die Leistungen der Kreismusikschule bei der Talententwicklung, von der auch die weiterführenden Schulen in der Stadt und die vielfältige Jugend- und Kulturarbeit in den regionalen Brauchtumsvereinen profitierten.
Nicht verschwiegen wurde die aktuelle Frage, ob die nun vakante aber eigentlich unverzichtbare Stelle des bisherigen stellvertretenden Museumsleiters Dr. Stefan Maier wieder besetzt werden könne. Die finanzielle Problemlage der Stadt sei bekannt und müsse künftig bei allen Entscheidungen mitberücksichtigt werden, betonte Schäfer. Dies sei auch der Grund für die Verzögerungen bei der Neupräsentation der Stadtgeschichte im Museum.
Einen interessanten Aspekt brachte die Leiterin des Kreismuseums, Barbara Michal, in die Diskussion ein: Ihrer Meinung nach müsse der Kulturbegriff „umfassender gedacht werden als meist üblich“. Es lohne sich auch in der Museumsarbeit der Frage nachzugehen, „wie die Menschen im Alltag leben, wie sie sich kleiden, mit Tieren umgehen und neue und alte Techniken benutzen“. Man habe im Kreismuseum mit Sonderausstellungen dieser Ausrichtung in den letzten Jahren gute Erfahrungen gemacht und auch junge Menschen sehr gut ansprechen können. Die Museumsleiterin trug auch das Schlusswort zum Kulturgespräch der ÖDP bei: „Laut Erhebung des Instituts für Museumsforschung besuchen Jahr für Jahr mehr Menschen Museen als Fußballspiele!“