(pw) Der „Bruder Straubinger“ ist eine berühmte literarische Figur aus Straubing, die in der Zeit um 1820 vom Landshuter Medizinstudenten Carl Theodor Müller erfunden wurde. Müller war damals in der Löwenapotheke in Straubing tätig. Einst als Trinklied bekannt, schaffte es der Bruder Straubinger sogar bis zur Operette, aufgeführt auf vielen Bühnen Europas. Heute zählt der Bruder Straubinger neben dem Stadtturm zum Wahrzeichen der Gäubodenstadt.

Ursprung und Bedeutung
Der Bruder Straubinger verkörpert ursprünglich einen tüchtigen und fröhlich wandernden Handwerksgesellen, meist dargestellt in klassischer Biedermeiertracht – mit Zylinder, Knotenstock und Felleisen.
Die Figur wurde im deutschsprachigen Raum zum Synonym für den typischen, unbeschwerten Handwerksburschen, der von Stadt zu Stadt zieht, um seine Kunst auszuüben.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam eine zweite, eher abwertende Bedeutung hinzu: Der „Bruder Straubinger“ wurde in manchen Kontexten auch zum Symbol für Vagabunden und Landstreicher hinzugefügt.

Kulturelle Rezeption
Die Figur fand Eingang in zahlreiche Lieder, Gedichte und Operetten. Aufbauend auf der ersten Erwähnung bzw. Erfindung von Bruder Straubinger in Müllers Trinklied, fand der Handwerksbutsche auch in viele andere Gedichte und Lieder Einzug. Besonders bekannt wurde sie durch die Operette „Bruder Straubinger“ von Edmund Eysler, die 1903 in Wien uraufgeführt wurde. Noch heute wird die Operette auf verschiedenen Bühnen Europas präsentiert. Auch auf lokalen Notgeldscheinen war der Bruder Straubinger abgebildet.
Das Bruder-Straubinger-Denkmal in Straubing
Straubing selbst setzte seinem berühmten „Bruder“ 1962 ein eigenes Denkmal: Die von Karl Tyroller geschaffene Bronzeskulptur stand zunächst in den Wittelsbacher Anlagen, wurde 2005 aber auf den gut sichtbaren Steiner-Thor-Platz im Stadtzentrum versetzt. Dort ist die Figur heute ein beliebter Treffpunkt. In der Nähe des ursprünglichen Standortes wurde im Wasserbecken eine moderne Stahlfigur installiert, die den Umriss des „Bruder Straubinger“ nachzeichnet.

Lokale Traditionen in Straubing
Beim traditionellen Auszug zur Eröffnung des Gäubodenvolksfestes führt immer ein Darsteller des „Bruder Straubinger“ den Festumzug an, was seine Bedeutung als regionale Symbolfigur unterstreicht.
Seit vielen Jahren verkörpert der Bezirksschornsteinfeger und Stadtrat Holger Frischhut die historische Figur nicht nur beim Volksfestauftakt, sondern auch bei vielen anderen lokalen Veranstaltungen.
Seit 6. November 2025 bestimmt der Bruder Straubinger an drei Ampeln im Bereich des Steiner-Thor-Platzes, wann Fußgänger die Bahnhofstraße bzw. den Stadtgraben überqueren dürfen – als rotes und grünes Ampelmännchen.
Zitat
„Ich war da – bin schon vorn am Platz.“ (Inschrift an der Stahlfigur bei den Wittelsbacher Anlagen) . Der Bruder Straubinger bleibt somit ein lebendiges Symbol für die Stadt Straubing, ihren Handwerksgeist und ihre kulturelle Identität.
