Chefärzte der Klinik Bogen sensibilisieren für Notfallsituationen
(ra) Mit Beschwerden stehen Betroffene oft vor dem Dilemma, entscheiden zu müssen, ob der Weg ins Krankenhaus führen soll. Hintergrundwissen über die Notfallversorgung vermittelten daher am Donnerstag die Chefärzte der Klinik Bogen beim Gesundheitsabend im Kulturforum Oberalteich. Dr. Dionys Daller, Chefarzt der Inneren Medizin und Kardiologie und Ärztlicher Direktor der Klinik Bogen erklärte: „Wir wollen Ihnen heute unsere Denkweise vermitteln, mit der wir täglich versuchen, die Lage richtig einzuschätzen.“
Aus der Kardiologie stellte Dr. Daller Symptome hervor, die als bedrohlich einzustufen sind: Schmerzen in der Brust, Atemnot, Herzklopfen, Bewusstseinsverlust, Lähmungserscheinungen, Gefühls- und Sprachstörungen. Ernst zu nehmen sei, was akut auftritt und sich schnell verschlechtert. Es können beispielsweise ein Herzinfarkt, ein Asthmaanfall oder eine Lungenembolie dahinter stecken. Scheinbar geringfügige Störungen wie ein undichter Mundwinkel beim Trinken oder sonstige „Halbseitensymptomatiken“, können auf einen Schlaganfall hindeuten. Je schneller der Weg ins Krankenhaus führe, desto besser die Chancen, bleibende Schäden zu verhindern, denn „die dahinter steckenden Erkrankungen verschwinden nicht von alleine!“
Notfälle nicht immer mit Schmerzen verbunden
Notfallsituationen aus der Gastroenterologie stellte Dr. med. Mathias Grohmann vor. „Blutungen im Verdauungstrakt werden nicht so leicht bemerkt“, warnte der Chefarzt, „denn sie sind oft schmerzarm oder gar schmerzfrei.“ Für blutende Magengeschwüre oder Entzündungen des Dickdarms gebe es Alarmzeichen wie Erbrechen von Blut, teils mit schwarzer Färbung, die an Kaffeesatz erinnert, Blutabgang über den After oder Absetzen von „Teerstuhl“. Ob Gelbsucht mit oder ohne Schmerzen: auch hier sollte man unverzüglich ins Krankenhaus, wegen dahinter steckender Vergiftungen, Leberzirrhose, Hepatitis oder Gallengangsteinen. Für versehentlich verschluckte Fremdkörper oder schädliche Flüssigkeiten gelte dasselbe. Ausdrücklich warnte der Gastroenterologe davor, Säuren oder Laugen durch Nachtrinken oder Erbrechen selbst wieder los werden zu wollen.
Verzahnung der Fachgebiete
Wie eng die Fachgebiete bei Notfällen zusammenarbeiten, schilderte Chefarzt Dr. med. Andreas Comman aus der Allgemein-, Viszeral- und minimal invasiven Chirurgie. Notfalloperationen im Bauchraum, die früher oft tödlich ausgingen, gehören heute zur Routine, sind überwiegend laparoskopisch durchführbar und erfordern teils nur noch einen 48-stündigen Klinikaufenthalt, z. B. bei Gallenblasen- oder Blinddarmeingriffen. Zu Darmverschluss, Blutungen und verschiedensten Notfallszenarien können Verwachsungen, eine Darmdivertikulitis oder Darmkrebs führen. Anhand von OP-Videos zeigte Dr. Comman die Feinarbeit, die über HD-Monitore im Hightech-OP geleistet wird. Mit einem Aufruf, zur Vorsorgedarmspiegelung zu gehen und im Notfall „lieber einmal zu viel als einmal zu spät“ ins Krankenhaus zu kommen, leitete er zu seinem unfallchirurgischen Kollegen Dr. Bauer über.
Dieser erklärte das Schema, nach dem im Schockraum umfangreiche Unfallverletzungen versorgt werden: „Erst wenn beim Bauchtrauma alle lebenswichtigen Organe versorgt sind, kann man sich um Knochenbrüche, Ausrenkungen und Wunden kümmern.“ Näher ging Dr. Bauer auf Stromunfälle in Haushalt, Beruf oder durch Blitzschlag ein. Neben Hautverkohlungen seien hier oft auch Nervenverletzungen und Herzrhythmusstörungen im engen Miteinander der Fachrichtungen zu behandeln. Die Knochenbruchversorgung mit modernen Implantaten schilderte er anhand eines Motorradunfalls. Anders als beim Gipsverband erzielt man damit leichter die exakte Reposition des Bruches, Stabilität mit teilweiser Belastbarkeit und frühzeitige Beweglichkeit. Außerdem hat man die Möglichkeit, nach wenigen Wochen durch Entfernen bestimmter Schrauben, der so genannten Dynamisierung, die Knochenbildung anzuregen.