An heißen Sommertagen: Bayernwerk nutzt private Heißwasserboiler als Solarstromspeicher
(ra) Mit 260.000 installierten Solaranlagen ist Bayern heute Vorreiter bei der Nutzung der Sonnenenergie. Vor allem in Ostbayern erreicht die Dichte der Sonnenkraftwerke Spitzenwerte. Heiße Sommertage stellen das Bayernwerk, Bayerns größten Netzbetreiber, allerdings gerade jetzt vor ganz besondere Herausforderungen:
Wohin mit dem Energieüberschuss, der aus den Photovoltaikzellen Stromnetz und Regeltechnik an die Kapazitätsgrenzen bringt? Eine der unkonventionellen Lösungen: die Heißwasserboiler in 200.000 bayerischen Haushalten werden, ohne dass die Wohnungseigentümer dies merken, als kostengünstige Energiezwischenspeicher genutzt.
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„Mit dieser Technik können wir am Wochenende rund 1,2 Millionen Kilowattstunden Solarstrom speichern“, schätzt Unternehmenssprecher Maximilian Zängl. Das entspricht dem jährlichen Energieverbrauch von rund 400 Haushalten. Möglich wird dies durch den in den meisten Haushalten mit Elektroboilern vorhandenen zweiten Stromzähler, der normalerweise die Aufheizung des Warmwassers mit günstigerem Nachtstrom regelt.
Da an Wochenenden die meisten Tarifmodelle für Warmwasserspeicher durchgängig Nachtstrompreis bieten, nutzt das Bayernwerk neuerdings Solarenergieüberschuss zur Erwärmung von Heißwasserboilern. Die Netzleitstelle in Neunburg v. Wald steuert bei sonnigen Wetterprognosen die Heißwasserboiler an. Für die Kunden erfolgt das unbemerkt und ohne jegliche Nachteile. „Auch am vergangenen Wochenende wurden durch intelligente Netzsteuerung in 200.000 angebundenen Warmwassertanks 20 Millionen Liter Warmwasser mit Solarenergie aufgeheizt und so Solarenergie ‚zwischengelagert““, sagt Zängl.

Bisher wurde der mit hohen Subventionen produzierte, nicht gebrauchte Sonnenstrom gezwungenermaßen ins europäische Netz abgeleitet und oft sogar etwa an österreichische Versorger verschenkt. „Die Boiler-Technik hilft mit, bis zu einem gewissen Maß die Stromspitzen auf regionaler Ebene sinnvoll zu kappen“, sagt der Bayernwerk-Sprecher.
Immer öfter ist die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen in Bayern höher als der Stromverbrauch. 2017 können die Verbraucher im Versorgungsgebiet des Bayernwerks voraussichtlich bereits rund 300 Stunden aus regenerativen Quellen versorgt werden. Im Netzgebiet des Bayernwerks beträgt der Anteil aus Erneuerbaren Energien an der Stromversorgung bereits mehr als 60 Prozent. Das ist doppelt so viel, wie in den Plänen der Bundesregierung vorgesehen: Der Masterplan für die Energiewende sah für 2020 einen Zielwert von 35 Prozent vor. Der Wert für 2030 (50 Prozent) ist im Netzgebiet des Bayernwerks ebenfalls bereits heute übertroffen.
Eine weitere Maßnahme zum Ausgleich der enormen Produktionsschwankungen aus regenerativen Energiequellen sind neue Regelenergiespeicher. Der erste wurde im Juni in Garching bei München unter Beteiligung des Bayernwerks in Betrieb genommen. Um ein Tausendfaches schneller als durch Kraftwerksabschaltung schafft es dieser Hochleistungs-Batteriespeicher mit einer Pufferkapazität von 1,2 Millionen Megawattstunden die kleinen Hochs und Tiefs im Stromnetz zu neutralisieren. Die Inbetriebnahme weiterer Anlagen ist geplant.