25. Juni 2025
Wetter

Zeit der Leuchtenden Nachtwolken – Magische Silberschleier am Nordhimmel

(ra) Ein himmlisches Naturphänomen verzaubert in diesen Wochen die Nächte. In den hellen Nachstunden sind noch bis Ende Juli mit etwas Glück silbrige Schleier über dem Nordhorizont zu beobachten. Noch hat die Wissenschaft nicht alle Rätsel ihrer Entstehung gelüftet.

Nachtwolken am Nordhimmel
Bei Leuchtenden Nachtwolken handelt es sich um Eiswolkenschleier in rund 80 Kilometern Höhe. Im Gegensatz zu Wolken in tieferen Luftschichten werden die Eiskristalle weiter oben nachts noch von der Sonne angestrahlt. – Foto: Christer Nyqvist/Shutterstock.com

In den kurzen Sommernächten lohnt sich der Blick zum Nordhimmel: Mit etwas Glück zeigen sich dort bis Ende Juli geheimnisvolle Schleier in Silberblau – sogenannte Leuchtende Nachtwolken. Dieses faszinierende Himmelsschauspiel tritt meist in den späten Abendstunden bis etwa Mitternacht sowie in den frühen Morgenstunden ab etwa 3 Uhr auf.

„Leuchtende Nachtwolken erscheinen, wenn die Sonne unter dem Horizont steht, aber hoch genug, um die höchsten Atmosphärenschichten noch schräg zu beleuchten“, erklärt Meteorologe Niklas Weise von WetterOnline. Besonders eindrucksvoll sind die faserigen Strukturen, die sich in Form von Bändern, Wellen oder Wirbeln über den Horizont ziehen – meist in schimmerndem Blau oder blassem Gelb.

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„Eisige“ Wolken in der hohen Atmosphäre

Leuchtende Nachtwolken entstehen in rund 80 bis 85 Kilometern Höhe, in der sogenannten Mesosphäre – einer der kältesten Regionen unserer Atmosphäre. Dort herrschen Temperaturen unter minus 130 Grad Celsius. Die Wolken bestehen aus mikroskopisch kleinen Eiskristallen, sind extrem dünn und tagsüber unsichtbar.

Anders als die Luftschichten nahe der Erdoberfläche kühlt sich die obere Atmosphäre im Sommer sogar ab. Der Grund: Die Troposphäre, also die Wetterschicht, wirkt wie eine isolierende Decke und verhindert den Wärmetransport nach oben. Die Mesosphäre wird dadurch kälter und dünner – ideale Bedingungen für die Entstehung der seltenen Eiskristallwolken.

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Mehr leuchtende Nachtwolken durch Klimawandel

Interessanterweise beobachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit Jahren eine Zunahme von Leuchtenden Nachtwolken – und das nicht nur in ihrer Häufigkeit, sondern auch in ihrer Ausbreitung nach Süden. Der Klimawandel könnte dabei eine Rolle spielen: Denn, obwohl die Erde sich am Boden aufheizt, wird die Mesosphäre durch komplexe Wechselwirkungen mit Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan kühler.

Zusätzlich verändert Methan die chemische Zusammensetzung der hohen Atmosphäre. Es reagiert unter anderem zu Wasser – ein entscheidender Bestandteil für die Wolkenbildung in Höhen, in denen Wasser eigentlich Mangelware ist. Auch die Mesosphäre selbst schrumpft messbar: um bis zu 200 Meter pro Jahrzehnt.

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Himmelsschönheit mit Fragezeichen

Die genauen Ursachen für die Entstehung und Häufigkeit von Leuchtenden Nachtwolken sind noch nicht vollständig verstanden. Sicher ist jedoch: Dieses spektakuläre Naturschauspiel ist nicht nur ein ästhetischer Höhepunkt des Sommers, sondern auch ein sensibler Indikator für tiefgreifende Veränderungen in unserer Atmosphäre.

Tipp: Wer das Leuchten selbst erleben möchte, sollte sich an klaren Abenden ein Plätzchen mit freiem Blick nach Norden suchen – und die stillen Botschaften der Atmosphäre genießen.