30. Juni 2025
Straubing

Webkunst trifft KI – Gloria Sogl erhält Kulturpreis der Ritter-Stiftung

(jh) Gloria Sogl ist neue Trägerin des Kulturpreises der Dr. Franz und Astrid Ritter-Stiftung. Die Künstlerin erhielt die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung am Freitag in Straubing. Begleitend wird ihre Einzelausstellung im Weytterturm gezeigt, die bis zum 3. August jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen ist.

Gloria Sogl (links) ist die Preisträgerin des Kulturpreises der Dr. Franz und Astrid Ritter-Stiftung 2025. Überreicht wurde ihr der Preiss durch die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Carolin Ahrend (rechts) und dem Kuratoriumsvorsitzenden Erich Gruber. – Foto: Haas

Den Kulturpreis der Dr. Franz und Astrid Ritter-Stiftung 2025 erhielt am Freitag in Straubing die Künstlerin Gloria Sogl überreicht. Sie erhielt ein Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro sowie eine Einzelausstellung im Weytterturm, die bis zum 3. August jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr besucht werden kann. Bei der Vernissage gab sie einen Einblick über ihre Ideen, ihre Technik und zur Auswahl ihrer Motive. Dr. Marion Bornscheuer, die Direktorin des Museums Moderne Kunst in Passau, würdigte in ihrer Laudation. Die Glückwünsche der Stadt überbrachte Oberbürgermeister Markus Pannermayr.

Traditionelles Handwerk mit digitaler Technologie

Gloria Sogl, geboren 1994 in München und aufgewachsen in Wegscheid (Landkreis Passau) ließ sich umfassen an verschiedenen Universitäten bzw. Kunstakademien ausbilden – in den Bereichen Kunsterziehung, Bildhauerei/Keramik/Glas, „Art Praxis“, Freie Kunst. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Kunst des Webens, wobei Sogl das traditionelle Handwerk nun mit digitaler Technologie und Künstlicher Intelligenz verbindet. Die Beziehung zwischen Textil und Text, Weben und Programmieren, die in Gloria Sogls Arbeiten deutlich werden, verknüpfen sich zu einer vollkommen neuen „Webart/web.Art“, woraus Sogl beeindruckende raumgreifende Textile Installationen gestaltet.

„Die Künstlerin holt mit der Textilen Kunst einen Bereich wieder aus der Nische, der im Kunstbetrieb zuletzt eher unmodern erschien“, hatte die Vorstandsvorsitzende der Stiftung bei der Bekanntgabe der Preisträgerin Ende März bereits publiziert. Dass Sogl das traditionelle Handwerk des Webens mit neuen Medien aufgreift und komplett anders benutzt, sei ungewöhnlich.

In der Begründung der Jury, der Hubert Huber, Erich Gruber und Johannes Burgmayer angehören, heißt es zugunsten von Gloria Sogl unter anderem: „Nach Arbeiten in den Bereichen der Malerei und Keramik beschreitet Gloria Sogl ein neues künstlerisches Terrain, das auf ihre Großmutter zurückweist, die sich als Auswanderin auf der schottischen Insel Skye traditionelle Kulturtechniken wie Spinnen, Stricken und Weben aneignete. Dass Gloria Sogl das traditionelle Handwerk des Spinnens und Webens mit neuen Medien aufgreift und komplett anders umsetzt, ist bemerkenswert und außergewöhnlich.“

Beziehung zwischen Textil und Text, weben und programmieren

Eine begeisterte Künstlerin zusammen mit einem ihrer Werke und Hubert Huber vom Berufsverband Bildender Künstler Niederbayern e.V. – Foto: Haas

Ferner heißt es in der Begründung: „In ihrer eigenen künstlerischen Praxis versucht Gloria Sogl immer wieder auf ihre Fragen neue Antworten und neue Formen zu finden, in denen sie sich mit Vergangenheit und Zukunft unseres kulturellen Erbes in einer immer digitalisierteren Welt auseinandersetzt. Die Beziehungen zwischen Textil und Text, weben und programmieren, die in Gloria Sogls Arbeiten deutlich werden, verknüpfen sich zu einer vollkommen neuen ‚Webart/web.Art‘. Wie bei diesem Wortspiel verweben sich in ihren Arbeiten Material und Materialität, Text und Erinnern, ergänzen sich traditionelles Handwerk und KI-basierte Bildergebnisse zu einem neuen Ganzen. Darin generiert die Künsterlin einen Reflexions- und Transformationsbereich zwischen individuellen Erfahrungen oder Erzählungen und den Algorithmen der künstlichen Intelligenz. Sie gestaltet einen zeitgenössischen künstlerischen Dialog mit vielen Übersetzungsmöglichkeiten, die animieren, Erzählfäden zu spinnen, Lebensgeschichten zu stricken und textile Objekte zu weben.

Gloria Sogl (vordere Reihe 2. von links) im Kreise der Stiftungs-Mitglieder und Gratulanten – Foto: Haas

Die Frage, ob man sich stärker mit der Vergangenheit verbinden oder sich mutig in die Zukunft bewegen sollte, ist nach Auffassung des Kuratoriumsvorsitzenden der Ritter-Stiftung eine der zentralen Herausforderungen, vor denen jeder Mensch irgendwann im Leben stehe. Die Vergangenheit trage Erinnerungen, Erfahrungen und Lektionen in sich, die prägend und wertvoll seien. Die Zukunft symbolisiere Ungewissheit, Neugierde, Hoffnung, neue Möglichkeiten und das Potential für Entwicklung und damit auch die Notwendigkeit für Veränderung. Wörtlich sagte Gruber: „In dieser Abwägung zwischen dem, was war, und dem, was sein könnte, liegt eine Spannung, die uns oft herausfordert, wie auch heute als Betrachter.“

Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft

Mit der Ausstellung von Gloria Sogl, wurde nach Ansicht Grubers am Freitag eine Ausstellung eröffnet, deren Inhalt, Gehalte und Erscheinungsbilder sich in diesem Spannungsfeld zwischen Vergangenem aufbauen und auf dieser Grundlage neue künstlerische Wegen gehen bzw. Zukunft sein gegenseitig befruchten würden.

Bisherige Preisträger

Der Kulturpreis der Dr. Franz und Astrid Ritter-Stiftung für Bildende Kunst wird seit 2005 jährlich verliehen. Er richtet sich an niederbayerische Bildende Künstler und würdigt deren Gesamtschaffen. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger sind Renate Balda, Jürgen Bergbauer, Hans Fischer, Klaus von Gaffron, Valentin Goderbauer, Renate Haimerl Brosch, Notburga Karl, Rudolf Klaffenböck, Siegfried Kreitner, Tom Kristen, Max Messemer, Barbara Muhr, Barbara Proksch, Janna Riabowa, Michael Sailstorfer, Karl Schleinkofer, Tom Schulhauser, Bernd Stöcker und Georg Thumbach.