21. April 2025
Landkreis Landshut

Versorgung von Herzinfarkt-Patienten weiter verbessert

(ra) Rund 60 Ärzte, Mitarbeiter des Rettungsdienstes, Pflegekräfte und Interessierte trafen sich am Mittwochabend im Sitzungssaal des Landratsamtes in Landshut, um sich über neue Leitlinien zur Versorgung von Patienten mit Herzinfarkt zu informieren. Die Referenten Jürgen Königer, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Prof. Dr. Stephan Holmer, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Landshut und Prof. Dr. Bernhard Zrenner, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Krankenhaus Landshut-Achdorf, sprachen über Neuerungen in der Erstversorgung und im Behandlungsprozess innerhalb der Kliniken sowie über aktuelle Daten zu Behandlungszeiten.

Über neue Leitlinien in der Versorgung von Herzinfarkt-Patienten gesprochen (v. links): Prof. Dr. Bernhard Zrenner, Prof. Dr. Stephan Holmer, Fritz Wittmann und Jürgen Königer – Foto:  LAKUMED Kliniken

„Ums Überleben geht es, wenn Menschen Oper einer Herzattacke werden. Da zählen Minuten. Noch so kleine Zeitspannen, Straßenverhältnisse und Verkehrsaufkommen werden zu Faktoren, die eine Rolle spielen bei der Frage nach Leben oder Tod und darüber, welche Folgeschäden vermieden werden können“, sagte stellvertretender Landrat Fritz Wittmann zu Beginn der Veranstaltung. Wittmann ging auf das hohe Versorgungsniveau der Klinik für Kardiologie am Krankenhaus Landshut-Achdorf ein und betonte, dass trotz der ländlichen Struktur durch optimale Prozesse außerhalb und innerhalb der Klinik viel Zeit zu Gunsten des Patienten gewonnen werde.

Jürgen Königer, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, erklärte in seinem Vortrag die neuen Leitlinien für STEMI (ST-Hebungsinfarkt) im Herzinfarktnetzwerk sowie die Rolle von Notarzt und Integrierter Leitstelle. „Nutzen Sie die Möglichkeit, das EKG beim Patienten vor Ort aufzuzeichnen, direkt in die Klinik zu schicken und bei Unsicherheiten auswerten zu lassen“, empfahl Königer. Der Kardiologe könne dann an den Rettungsdienst Rückmeldung zur Diagnose geben und bei Bedarf im Haus alle notwendigen Vorbereitungen in die Wege leiten. „Die Übergabe des Patienten mit Herzinfarkt erfolgt im Krankenhaus ohne Wartezeit direkt an den kardiologisch verantwortlichen Arzt im Herzkatheterlabor“, betonte Königer. „Die Herzkatheterlabore am Krankenhaus Landshut-Achdorf und am Klinikum Landshut können rund um die Uhr Patienten versorgen.“

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„Bei Verdacht auf Herzinfarkt muss ab Erstkontakt mit dem Patienten innerhalb von zehn Minuten ein EKG geschrieben und die Diagnose gestellt werden – entweder durch den Rettungsdienst vor Ort oder bei privater Anfahrt beim Eintreffen in der Notaufnahme,“ sagte Prof. Dr. Stephan Holmer, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Landshut. „Von der gesicherten Diagnose im Krankenhaus bis zum Eingriff im Herzkatheterlabor darf maximal eine Stunde Zeit vergehen.“ Voraussetzung zur Einhaltung der verschiedenen Zeitfenster sei eine optimale Versorgungskette außerhalb und innerhalb des Krankenhauses. Prof. Dr. Holmer widmete sich außerdem verschiedenen Möglichkeiten zur Wiedereröffnung von verschlossenen Gefäßen des Herzens innerhalb der Klinik, wie der medikamentösen Auflösung des Gerinnsels und der Therapie im Herzkatheterlabor.

Seit acht Jahren beteiligt sich das Krankenhaus Landshut-Achdorf am FITT-STEMI-Projekt, das die Behandlungszeiten aller Patienten mit akutem ST-Hebungsinfarkt systematisch erfasst und hilft, die Prozessabläufe stetig weiter zu verbessern. Prof. Dr. Zrenner, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Krankenhaus Landshut-Achdorf, stellte im Rahmen seines Vortrags das Projekt und die aktuellen Zahlen vor. Seit Beginn der Erfassung seien 636 Fälle registriert worden, 75 Prozent der Patienten waren männlich und das Durchschnittsalter lag bei rund 64 Jahren. „493 Patienten kamen mit dem Rettungsdienst direkt nach Achdorf, 61 Patienten wurden von einem anderen Haus nach Achdorf verlegt und 68 Patienten stellten sich selber in Achdorf vor“, erklärte Prof. Dr. Zrenner.

Im Vergleich der Quartale zeigte sich, dass besonders die Zeitspannen innerhalb des Krankenhauses deutlich reduziert werden konnten und kürzer sind als im Vergleich zu anderen Projektteilnehmern. „Im letzten Quartal lag beispielsweise die Zeit zwischen Erstkontakt in der Klinik und Eingriff im Herzkatheterlabor in 88 Prozent der Fällen unter 90 Minuten“, so Prof. Dr. Zrenner. Er dankte allen Beteiligten der Rettungskette für die gute Zusammenarbeit und forderte auf, diese noch weiter auszubauen: „Durch schnellstmögliche Infarkt-Diagnose vor Ort und die Ankündigung in der Klinik sowie durch die direkte Übergabe im Herzkatheterlabor könnten wir weitere wertvolle Minuten zu Gunsten des Patienten einsparen.“