7. Juli 2025
Bogen

Über Gesundes, Geschmackvolles und Gefährliches

(ra) Beim Gesundheitsabend der Klinik Bogen am Donnerstag im Kulturforum Oberalteich standen heilsame, würzige und giftige Pflanzen und Pilze im Fokus. Chefarzt Dr. Grohmann von der Inneren Medizin / Gastroenterologie der Klinik Bogen, die Diplom-Ökotrophologin Martha Strebl und Mitveranstalter Georg Kagermeier von der AOK-Direktion Straubing freuten sich, zahlreiche Naturfreunde und -interessierte begrüßen zu können. 

„Wir haben das Glück, in einem kultur- und naturreichen Landkreis zu leben“, stellte Dr. Grohmann fest, „doch das Wissen über die Natur droht im Computerzeitalter etwas verloren zu gehen“. Es sei daher wichtig zu informieren und aufzuklären, ohne dabei den „Spaß am Draußensein“ zu nehmen.

Chefarzt Dr. med. Mathias Grohmann (links), die Diplom-Ökotropholgin Martha Strebl und der Leiter der AOK-Direktion Straubing Georg Kagermeier. – Foto: Klinik Bogen

Kostenlose Vielfalt vor der Haustüre

Wie vielfältig Naturprodukte nutzbar sind, zeigte Martha Strebl am Beispiel der Rose. Ihre Früchte, die Hagebutten, sind reich an Vitamin C und eignen sich für die Zubereitung von Marmelade oder Tee. Die Blüten ermöglichen ein „kostenloses Wellnessbad zu Hause“ oder erfreuen als Dekoration die Seele. Wiesenblüten lassen auf Salate oder Suppen gestreut das Auge mitessen. Vorsicht ist beim ungetrocknet giftigen Hahnenfuß geboten.

Oft mache die Dosis allein das Gift, so auch bei dem aus Krokosfäden gewonnenen Safrangewürz. Zu Unrecht seien die gesunden und vielseitigen Wildkräuter Giersch oder Brennnessel als Unkraut verrufen. Auch mit weiteren Mythen wie der Giftigkeit der Vogelbeere oder Unbedenklichkeit des Holunders räumte die Referentin auf. „Wer Beeren essen möchte, sollte sich vorher näher mit damit beschäftigen“, legte sie dem Publikum ans Herz. Neben der Dosis komme es auch auf die verwendeten Pflanzenteile und die Art der Zubereitung an.

Heilpflanzen wie Medizin konsumieren

Heilpflanzen sollte man laut Martha Strebl „wie Medizin konsumieren“. Selbst Kamillentee könne in zu großer Menge auf Dauer den Magen angreifen. Eltern empfahl die Ökotrophologin, Kinder für die Natur zu sensibilisieren. Bei giftigen Stauden im Garten sei abzuwägen, wie realistisch es ist, dass Kinder an den wenig einladenden Buchsblättern tatsächlich herumknabbern.

Gute, giftige und „narrische Schwammerl“

Als giftigsten Pilz hierzulande stellte Martha Strebl den grünen Knollenblätterpilz vor. Weniger gefährlich bei versehentlichem Verzehr, jedoch unberechenbar beim Missbrauch als Rauschmittel sei der Fliegenpilz mit seiner nicht einschätzbaren Giftdosis. Dr. Grohmann berichtete von „Pilzopfern“ der Geschichte und Gegenwart, mutwilligen Vergiftungen aber mehrheitlich doch Opfern von Pilzerwechslungen. Neben den echten Vergiftungen stellte der Gastroenterologe auch die Gefahren von Rohverzehr, Allergien, Überalterung und unsachgemäßer Lagerung vor. Fachlichen Rat erhält man im Zweifelsfall beim Giftnotruf München unter Tel. 089 19240. „Beschwerden nach einer Pilzmahlzeit sollte man immer ernst nehmen“, warnte Dr. Grohmann und empfahl den unverzüglichen Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus. Mitgebrachte Pilzreste, Laboruntersuchungen und die Art und der Zeitpunkt der Beschwerden ermöglichen Rückschlüsse auf die Pilzart, frühzeitige Gabe eines Gegengifts oder weitere medizinische Maßnahmen. Tückisch beim Verzehr des grünen Knollenblätterpilzes sei der Beschwerdeverlauf: Auf anfängliches Erbrechen und Durchfall am nächsten Tag folgt eine trügerische Besserung und erst nach bis zu drei Wochen die lebensbedrohliche Leberschädigung und Blutgerinnungsstörung. „Essen Sie nur, was Sie ganz sicher bestimmen, sachgerecht lagern und zubereiten können“, riet der Chefarzt daher, „im Zweifelsfall nur Röhrenpilze, bei denen es nicht derart gefährliche Gifte gibt wie bei den Lamellenpilzen“.