Region Straubing

Theaterstück „Eichmann“ – Aufführung anlässlich der Reichspogromnacht

(ra) In der Nacht zum 10. November brannten Synagogen, zahlreiche Geschäfte und Wohnungen jüdischer Bürger in ganz Deutschland, Österreich und in der Tschechoslowakei. Organisierte Schlägertrupps terrorisierten und misshandelten tausende Juden. Die diesjährige Gedenkveranstaltung findet am 9. November um 19.30 Uhr mit einer Theateraufführung im AnStattTheater statt. Der Eintritt ist kostenlos.

Die Reichspogromnacht war der Auftakt zu einer systematischen Diskriminierung und Verfolgung während des nationalsozialistischen Regimes, der Millionen Menschen zum Opfer fielen. Auch in Straubing wurden in dieser Nacht Fenster, Türen und Inneneinrichtung der einzigen niederbayerischen Synagoge zerstört, jüdische Geschäfte verwüstet und zahlreiche jüdische Mitbürger verhaftet. Daher will die Stadt Straubing in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit wieder einen Beitrag dazu leisten, dass die schrecklichen Ereignisse von damals nicht in Vergessenheit geraten.

Für die diesjährige Gedenkveranstaltung wurde das Theaterstück „Eichmann“ von Rainer Lewandowski mit Franz Froschauer als Schauspieler ausgesucht.
Für die diesjährige Gedenkveranstaltung wurde das Theaterstück „Eichmann“ von Rainer Lewandowski mit Franz Froschauer als Schauspieler ausgesucht.

Adolf Eichmann, aufgewachsen in Linz, SS-Obersturmbannführer und während der Zeit des Nationalsozialismus zuständig für die Deportation der Juden. Er war der Organisator der Ermordung von ca. sechs Millionen Menschen in Europa. Im Mai 1960 wurde er von israelischen Agenten in Argentinien entführt und anschließend nach Israel gebracht, wo ihm der Prozess gemacht wurde. Er bekennt sich nicht schuldig und beruft sich auf Befehle von Vorgesetzten. Zwei Jahre später wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Nach seiner Entführung aus Argentinien begann am 29. Mai 1960 das Verhör des ehemaligen SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann durch den israelischen Polizeihauptmann Avner Werner Less. Sie haben 275 Stunden lang miteinander gesprochen. Die Verhöre wurden auf Tonband aufgenommen und anschließend abgeschrieben. Es gibt 3564 Seiten Protokoll. Eichmann berichtet von seiner Politisierung in Linz und Umgebung und seiner Wiener, Prager und Berliner Zeit. Das Stück zeigt wie und was Adolf Eichmann aussagt. Das Verhör diente der Vorbereitung des Prozesses gegen Eichmann. Zeugenaussagen des Prozesses sind – neben anderen Texten – ebenfalls in das Stück aufgenommen.

Es handelt sich um Theaterstück, und ist trotz des dokumentarischen Charakters kein historisches Protokoll. Es enthält Passagen, die, durch Mitteilungen bezeugt, Verhaltensweisen Eichmanns, seine Anordnungen, seine Begegnungen mit jüdischen Mitbürgern zeigen, die seiner Verteidigungsstrategie durchaus widersprechen können. So wird Eichmanns Prozess-Fassade im Laufe der Vorgänge löchrig.

Begleitet wird Eichmanns Aussage von einer Gruppe Menschen, die chorisch das historische Gegengewicht verkörpern: Das Textmaterial dieses Chors besteht aus nüchternen Fakten bis hin zu emotional tief berührenden Passagen aus Berichten und Zeugenaussagen. Der Chor’ begleitet, unter- oder widerlegt das von Eichmann Gesagte, beschreibt, erzählt, berichtet und kommentiert.