Straubinger Bürgerstiftung weiß: Sprache ist der Schlüssel
(ra) In den Kommunen entscheidet sich, ob Integration gelingt, denn Bildung findet vor Ort statt und ein Leben lang. Bildung ist ein Menschenrecht und die Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Jedes Kind sollte deshalb die gleichen Chancen auf Bildungszugang haben – unabhängig vom familiären Hintergrund und der sozialen Situation, in der es aufwächst. Bereits seit der Flüchtlingskrise 2015/2016 bietet die Bürgerstiftung Straubing Integrationskurse für Kinder mit Flucht- und Migrationshintergrund an.
Im Fokus steht der Spracherwerb in der Gemeinschaft mit anderen Kindern, aber auch die Vermittlung von Sozial- und kultureller Kompetenz. Das Projekt „Miteinander“ ist auf Initiative des Stiftungsbeirates Arthur Loibl entstanden und wird überwiegend von ihm und weiteren Förderern wie der Kinderlobby und den Kiwanis finanziell getragen.
Einfach und ohne kompliziertes Antragsverfahren unterstützt die Bürgerstiftung die Sprachförderung an der Schule für Kinder, deren Familien z.B. aus dem europäischen Ausland, aus Rumänien, Syrien, Indien und der Ukraine nach Deutschland gekommen sind. Derzeit bestehen Kooperationen mit der Schule St. Peter in Zusammenarbeit mit der Schule der Phantasie, der Ursulinen Schulstiftung und dem Johannes-Turmair-Gymnasium.
Themen wie Familie, Essen, Kleidung, Pflege, Hobby, Tiere, Gefühle stehen bei der Schule der Phantasie auf dem Programm und werden gemeinsam mit den von den Lehrern der Schule St. Peter ausgesuchten Kindern künstlerisch-spielerisch vertieft. Dabei kann ein persönliches Wörterbuch mit eigenen Zeichnungen entstehen oder ein kurzes Theaterstück. Kreativ sein und sich Ausprobieren bei verschiedenen Tätigkeiten wie Drucken, Gestalten mit Knetmasse oder Malen auf Leinwand stärken das Selbstwertgefühl und die Lebensfreude. Das eigene Wörterbuch, individuell gestaltet, hilft beim Erlernen der ganz schwierigen Wörter. Eine gemeinsame Teestunde schließt den Nachmittag ab und fördert die Gemeinschaft.
Auch Kinder, die mit einem regulären Übertrittszeugnis in eine weiterführende Schule kommen, müssen zum Teil mit unterschiedlichen Problembereichen der deutschen Sprache kämpfen; vorrangig nicht in der Alltagssprache, sondern in der Bildungssprache. Der Spracherwerb endet nicht nach der 4. Klasse. Um bildungssprachliches Niveau zu erreichen, benötigen die Kinder lt. aktuellen Studien sechs bis neune Jahre Schulunterricht. Auch weiterführende Schulen müssen hier Unterstützung anbieten, damit Kinder mit Migrationshintergrund ihr volles Potential entfalten können und begabungsgerecht gefördert werden können.
In der Anfangsphase eines Kurses für Deutsch als Zweitsprache steht die Diagnose der jeweiligen Schwächen im Vordergrund und grundlegende Grammatikkenntnisse werden vertieft. Zunehmend liegt der Fokus dann auf der individuellen Förderung der einzelnen Schüler. Natürlich kommt auch der spielerische Umgang mit der deutschen Sprache nicht zu kurz – so finden zum Beispiel „Konjugationsbattle“ statt und es werden kreative „Wortketten“ geknüpft. Beim regelmäßigen Eintragen unbekannter deutscher Wörter in ein gemeinsam geführtes Vokabelheft zeigen sich die Schüler sehr wissbegierig und erweitern so stetig ihren Wortschatz.
Die überaus positiven Erfahrungen der derzeitigen Schul-Projektpartner zeigen in eindrucksvoller Weise, dass dieses Projekt zukunftsträchtig als Modell für eine spielerische Integrationsarbeit dienen kann. Alle Aktionen und Kurse bieten für die teilnehmenden Schulen eine pädagogisch wertvolle Ergänzung zu deren Bildungsauftrag.
Das Integrationsprojekt „Miteinander“ ersetzt keine staatlichen oder privaten Maßnahmen (z.B. durch Fördervereine), sondern wird immer ergänzend und nachrangig genutzt. Im kommenden Schuljahr werden die Kurse bedarfsgerecht weiter angeboten – sicherlich ein wichtiger Schritt in Sachen Chancengerechtigkeit.
Arthur Loibl wünscht sich sehr, dass seine Ideen zur praktischen und zielgerechten Förderung von zugewanderten Kindern und sein Engagement für das soziale Miteinander in Straubing „Schule machen“ und auch weitere Privatpersonen und Unternehmen ganz im Sinne des Geistes der Bürgerstiftung „angestiftet“ werden, bei der großen Aufgabe Integration von Zugewanderten in unserer Stadt mitzuhelfen und Gutes zu tun, denn „Kinder sind unsere Zukunft.“
Weitere Schulen mit Bedarf an zusätzlicher Unterstützung bei der begabtengerechten Förderung des Spracherwerbes von Schülern mit Migrations- und Fluchthintergrund können sich jederzeit mit der Bürgerstiftung in Verbindung setzen.
Informationen zum Programm „Miteinander“ bei Rita Hilmer, Geschäftsstelle Bürgerstiftung Straubing, Theresienplatz 2, 94315 Straubing, Tel: 09421/944-70469, E-Mail: rita.hilmer@straubing.de