„Solidarische Landwirtschaft“ – Erzeuger und Verbraucher in gemeinsamer Verantwortung
(ra) Ein junger Landwirt, der nicht klagt und dem die Freude an seiner Arbeit nicht nur aus den Augen leuchtet, sondern in jedem seiner Sätze erkennbar wird – dass es so etwas auch heute gibt, wurde am Donnerstag beim ÖDP-Gesprächsabend bewiesen. Tristan Billmann aus Emskirchen im Landkreis Neustadt/Aisch, ein 29-jähriger Biobauer mit Abitur und Studium schilderte im überfüllten Konferenzzimmer des Hotels Gäubodenhof in Straubing die Funktionsweise der „Solidarischen Landwirtschaft“.

Diese Art der Landwirtschaft ist das Ergebnis eines eigentlich nicht mehr zeitgemäßen, mit 20 Hektar zu kleinen elterlichen Milchviehbetrieb: Er stellte auf Gemüsebau um. Wie er feststellte, lasse sich der Gemüsebau mit eher geringem Kapitaleinsatz erzeugen und habe vor allem in der Form des kontrolliert biologischen Anbaus eine sehr gute Marktchance.
„Solidarische Landwirtschaft heißt, Erfolg und Risiko in Gemeinschaft von Erzeuger und Verbraucherschaft zu übernehmen“ erklärte der Tristan Billmann. Seine „Ernte-Teiler“ – so nennt man in der solidarischen Landwirtschaft die Kundinnen und Kunden – „abonnieren“ sozusagen für das ganze Jahr ihre Vollversorgung mit Kartoffeln, Gemüse und Salaten. Durch freiwillige Mithilfe bei Anbau, Pflege und Ernte kann man den Abonnementspreis etwas reduzieren.
„Es gibt aber auch Leute, die den Abo-Preis freiwillig erhöhen, um für weniger begüterte Ernteteilern solidarisch den Preis zu senken“ informierte der Referent. Der Inhalt der Gemüsekisten gehe mit der Jahreszeit und sei deshalb vielfältig gemischt. Allerdings gebe es ausschließlich die auf dem Hof erzeugten Güter: „Tomaten in Hülle und Fülle zur rechten Zeit, aber nicht als Importware zu Weihnachten und Silvester!“ Da auf dem Billmann-Hof die schier unglaubliche Anzahl von 70 Kulturen erzeugt wird, könne aber stets eine abwechslungsreiche Vollversorgung garantiert werden.
Solidarische Landwirtschaft braucht Voraussetzungen
Das Konzept der solidarischen Landwirtschaft hat nach Aussage Billmanns mindesten zwei Voraussetzungen: „Zum eine eine kommunikationsfreudige, von der Sache begeisterte und organisationsbegabte Landwirtspersönlichkeit und zum anderen eine ebenso begeisterte Verbrauchergruppe, die den Unterschied zwischen Wert und Preis eines Lebensmittels kennt.“
In der von Kreisrat Michael Hirtreiter moderierten lebhaften Diskussion erwies sich der Referent, der auch im ÖDP-Landesvorstand Bayern aktiv ist, als umfassend aussagekräftiger Fachmann. Ebenso sachlich wie leidenschaftlich vermittelte er die betriebswirtschaftlichen Realitäten, die Probleme der traditionellen Landwirtschaftspolitik und die Notwendigkeit einer ressourcenschonenden, ökologisch verantwortlichen Lebensmittelwirtschaft. Spannend wurde der Abend, als sich aus der Zuhörerschaft der Wunsch erhob, auch im Landkreis Straubing-Bogen einen Betrieb der Solidarischen Landwirtschaft zu gründen. Interessentinnen und Interessenten können sich beim ÖDP-Kreisvorstand melden, so dass vielleicht schon bald eine vorbereitende Arbeitsgruppe gebildet werden kann.