Landkreis Straubing-BogenStraubing

„Sauber macht lustig!“ – Kinder und Erwachsene sammeln erneut Müll, den andere hinterlassen

(jh) Was hätte es bedeutet, wenn die vielen Kinder und Erwachsenen am Samstag an den Ausgangspunkt zurückgekommen wären, und sie hätten gesagt, „Wir haben nichts gefunden.“? Ein Satz, der für Oberbürgermeister Markus Pannermayr leider illusorisch ist. Immer noch gibt es Zeitgenossen, die ihren Müll einfach in der Landschaft hinterlassen. Seit 20 Jahren haben Tausende von Kindern und Erwachsenen immer wieder den Abfall der Umweltfrevlern gesammelt – zuletzt am Freitag und Samstag. Organisiert wird „Sauber macht lustig!“ durch den Zweckverband Abfallwirtschaft Straubing Stadt und Land (ZAW-SR).

Kinder und Erwachsene sammeln den Müll, den andere hinterlassen – Foto: Haas

Die große Müllsammelaktion „Sauber macht lustig!“ findet alle zwei Jahre im gesamten Verbandsgebiet des ZAW-SR statt – erstmals am 12. März 2005. Wie Gudrun Spaeth, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, weiß, beteiligen sich alle Gemeinden an der Aktion. Spaeth ist auch seit zwei Jahrzehnten die Organisatorin dieses Events, an dem sich inzwischen weit über 43.500 Personen beteiligt haben. Zurecht nannte sie bei einem der Eröffnungsorte, in Atting, die stellvertretende Landrätin Martha Altweck-Glöbl, sie sei „die Mutter dieser Müllsammelaktion“. Immerhin koordiniert sie die zahlreichen Helfer*innen – ob von Schulen, Vereinen, Organisationen oder Privatpersonen. Es sei deutlich, dass sie ihr Herzblut in die Aktion stecke.

In Atting waren kleine und große Sammler auf das Startzeichen – Foto: Haas

Allein in Atting haben sich am Samstagmorgen mehr als 50 Kinder und Erwachsenen beim Sportplatz getroffen. Ausgestattet mit gelben Sicherheitswesten, auf denen stand „ZAW-SR Sauber macht lustig“, und gelben Handschuhen, warteten sie auf das Startsignal. Bürgermeister Robert Ruber teilte die Teilnehmenden in verschiedenen Gruppen auf. Sie alle erhielten „Einsatzgebiete“ zugeteilt. Mit dabei waren nicht nur Mitglieder des IHC und der Feuerwehr, sondern auch andere Vereine und Initiativen. Das Gemeindeoberhaupt versprach ihnen zum Abschluss eine Brotzeit.

„Die Mutter der Aktion“ Gundrun Spaeth (rechts) zusammen mit (von links) Bürgermeister Robert Ruber, ZAW-SR-Geschäftsleiter Gangolf Wasmeier und die stellvertretende Landrätin Martha Altweck-Glöbl – Foto: Haas

Die stellvertretende Landrätin Martha Altweck-Glöbl freute sich über die „bunte Truppe, die alle Altersgruppen vertritt“. Aufgrund der bisherigen Aktionen wisse sie, wie wertvoll das Engagement der Teilnehmenden sei. „Ihr macht sichtbar, was in der Landschaft weggeworfen wird“, sagte sie. In den vergangenen 18 Jahren seien im Landkreis Straubing-Bogen durch über 37.000 Teilnehmende fast 190 Tonnen Müll gesammelt worden. Für Altweck-Glöbl „eine Größe, die einen erschreckt.“

Als Verbandsrätin des ZAW-SR lobte Martha Altweck-Glöbl die inzwischen zur Tradition gewordenen Aktion. Einen Großteil des Sammelgutes mache Plastik in den verschiedenen Formen aus. In diesem Zusammenhang erwähnte sie, dass alle Verbandsräte hinter dem Sammelsystem des ZAW-SR stehe. Die Arbeit in den Wertstoffhöfen sei wertvoller als der Einsatz von „Gelben Tonnen“. In den Wertstoffhöfen sei zu sehen, was wöchentlich an verschiedenen Kunststoffen gesammelt werde. Und dennoch erstaune es die stellvertretende Landrätin, was noch in der Landschaft herumliege.

Eifrig beim Sammel: die Kleinen der Beteiligten – Foto: Haas

Die Kommunen könnten gar nicht leisten, was hier die vielen Freiwilligen der Umwelt Gutes tun. Geschäftsleiter Gangolf Wasmeier freut sich deshalb, dass so viele Teilnehmende ihren Samstag geopfert hatten. Besorgt äußerte er sich zum Hauptsammelgut „Kunststoff“. „Wir wissen, dass sich inzwischen Plastik in unserem Körper – ja sogar im Gehirn befindet“, stellte Wasmeier fest. Und dabei wisse man noch nicht, was Plastik im Körper auslöse. Deshalb sei es wichtig: „Halten wir unsere Heimat sauber!“ Dank zollte er auch den Mitarbeitern der Bauhöfen, die den gesammelten Müll abtransportieren.

Eltern motivieren und unterstützen den Nachwuchs – Foto: Haas

Der ZAW-SR wandte in den 20 Jahren über 360.000 Euro auf. Dazu zählen neben der persönlichen Ausstattung (Gelbe Warnweste, Handschuhe und Müllsäcke) auch die Brotzeit zum Abschluss). Wenn mit dieser Aktion mehr Bewusstsein in die Bevölkerung gelange, die Abfallentsorgung in der Natur zu verringern, dann habe sich die Investition rentiert. Erfreut zeigte sich Wasmeier, dass es in den zwei Jahrzehnten bei den Aktionen zu keinen Unfällen gekommen sei – außer ein paar kleinen Kratzer. Auch wenn die Teilnehmerzahl während der Corona-Pandemie auf knapp 2.300 zurückgegangen sei, haben sich vor zwei Jahren über 8.500 Menschen an „Sauber macht lustig!“ beteiligt.

Noch mehr freuen würde sich OB Markus Pannermayer (2. von rechts), wenn es kein Sammelgut gäbe. Hier zusammen mit der Leiterin von SER, dem kommunalen Unternehmen für die Stadtentwässerung und Straßenreinigung, Dipl.-Ing. Cristina Pop (links) und dem stellvertretenden Geschäftsleiter des ZAW-SR Tobias Jakob – Foto: Haas

Für die Sammler*innen in Straubing gab es um 12 Uhr auf dem Gelände des Bezirksfischereivereins eine Brotzeit. Der Malteser Hilfsdienst e. V. kümmerte sich mit der Feldküche um das leibliche Wohl. Wie der stellvertretende Geschäftsleiter des ZAW-SR Tobias Jakob feststellte, hätten viele Personen wiederholt an der Aktion teilgenommen. Er sieht darin auch eine Sensibilisierung bei den Bewohnern in der Stadt und im Landkreis. „Manche Sammler, ob Verein oder Einzelsammler sind ehr langjährige, unermüdliche Weggefährten. Aber auch Neulinge sind darunter. Wir schätzen alle Teilnehmer sehr“, bekräftigte Jakob.

Sachweise wurde am Samstag der Müll abtransportiert – Foto: Haas

Oberbürgermeister Markus Pannermayr kritisierte das Fehlverhalten vieler Zeitgenossen. „Das Entsorgen von Stoffen, die lange Zeit in der Natur verweilen, sind weder ökologisch noch ästhetisch eine Bagatelle“, unterstrich er. Besonders erfreulich hob das Stadtoberhaupt hervor, dass sich selbst während der Corona-Pandemie sehr viele Menschen für eine saubere Umwelt eingesetzt hätten. Er lobte den ZAW-SR, mit welcher Sorgfältigkeit er mit Rohstoffen umgehe. Mit verschiedenen Aktionen würde der ZAW-SR auch dazu beitragen, dass Rohstoffe wieder in den Kreislauf kommen.

Autoreifen und -Räder sowie eine Vielzahl anderer größeren Abfallgüter wurden gefunden – Foto: Haas

Eine erste Bilanz zeigte, dass die Gemeinschaftsleistung aller Akteure am Samstag wieder eine größere Menge an Müll einsammelte. Genauere Zahlen gibt es in den nächsten Tagen. Auf verschiedenen Transportfahrzeugen waren nicht nur eine Vielzahl von Kunststoff-Varianten zu finden. Bilder zeugen von einem Rollator, von Matratzen und einem Megafon, welches in der Landschaft entsorgt worden sind. Aber auch eine Geldkassette – ohne Inhalt – fanden die Sammler am Samstag. Mehrere Autoreifen bzw. Autoräder füllten ebenfalls die Transportfahrzeuge.

Abfall beeinträchtigt die Natur und unsere Lebensqualität

„Die Aktion bringt interessante und wertvolle Erfahrungen für die Beteiligten“, das weiß Gudrun Spaeth aus ihrer jahrzehntenlangen Erfahrung im Zusammenhang mit „Sauber macht lustig!“. Ziel sei es, Bewusstsein zu schaffen, nicht einfach seine Abfälle fallen zu lassen oder gar absichtlich illegal zu entsorgen.

Fundsachen unter anderem: ein Rollator und eine Geldkassette – Foto: ZAW-SR

Abfälle einfach zurückzulassen von Müll ist eine Ordnungswidrigkeit. Je nach Schwere des Delikts können Bußgelder in unterschiedlichen Höhen verhängt werden. Beispiele aus dem Bayerischen Bußgeldkatalog:

  • Zigarettenkippe 20 Euro
  • Hundekot bis zu 150 Euro
  • Plastikflaschen 35 Euro
  • Glasflaschen oder andere scharfkantige Gegenstände bis zu 80 Euro

Soll wirklich ein Bußgeld das letzte Mittel sein?