24. Oktober 2024
Landkreis Straubing-BogenMallersdorf-Pfaffenberg

ÖDP/PU mit Klinikvorstand einig: „Top-Versorgung mit modernster Technik und sehr viel Menschlichkeit hat Zukunft“

(ra) Manchmal spielt der Zufall eine Hauptrolle: Den ganzen Tag über beherrschte der Vorschlag der „Bertelsmann-Stiftung“ für einen Kahlschlag in der deutschen Krankenhauslandschaft die aktuellen Nachrichten und am Abend traf sich die ÖDP/PU-Kreistagsfraktion im Pfaffenberger „Treff“ zu ihrem lange geplanten Fachgespräch mit Klinikvorstand Robert Betz, um sich über die geplanten Großinvestitionen am Klinikum in Mallersdorf zu informieren. Die Beteiligten waren sich schnell einig.

„Eine heimatnahe medizinische Top-Versorgung mit modernster Technik und sehr viel Menschlichkeit ist für uns alle Pflichtaufgabe und auf keinen Fall verhandelbar. Wir werden alles tun, um die gegen den ländlichen Raum gerichteten Thesen der Bertelsmänner ins Leere laufen zu lassen.“

Fraktionsvorsitzender Bernhard Suttner unmissverständlich bei der Sitzung am Dienstagabend.

Robert Betz bedankte sich, dass der Kreistag in großer Einmütigkeit die umfangreichen Neuerungen am Klinikum finanziell unterstützt. Auch der Freistaat Bayern habe zugesagt, die zukunftsorientierten Investitionen unter anderem in neue OP-Säle mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag zu fördern. „Wir sind mit unseren beiden Kliniken – Bogen und Mallersdorf – auf einem guten Weg, obwohl die ständig zunehmende Ökonomisierung des gesamten Gesundheitswesens in Deutschland den kleinen und mittleren Krankenhäusern die Arbeit nicht gerade erleichtert“ betonte der Klinikvorstand.

Dass das Kreisunternehmen nicht nur auf modernste Technik setzt, sondern vor allem den Schwerpunkt „Menschlichkeit“ sehr ernst nimmt, beweise unter anderem der derzeitige Aufbau einer Palliativ-Versorgung am Klinikum Mallersdorf: „Gerade in den ernstesten Phasen des Lebens brauchen Patienten und Angehörige mehr als funktionierende Apparate.“

Die Fraktionsmitglieder der ÖDP/PU wollten auch wissen, ob die Klinik das ehemalige Schwesternwohnheim weiter benötigt oder ob eine andere Nutzung denkbar sei. Die Antwort war unmissverständlich: „Wir nutzen dort heute zehn Räume und sind sehr an einer Sanierung interessiert, weil dort sowohl Arztpraxen, Funktionsräume, als auch Appartements für Mitarbeiter denkbar sind.“ Kreisrat und Verwaltungsratsmitglied Dr. Michael Röder sprach erneut die Frage an, ob nicht doch die Ausbildung von Pflegekräften in Mallersdorf-Pfaffenberg wieder aufgenommen werden kann: „Der Pflegenotstand ist deutschlandweit eines der ganz großen Themen. Wer selber ausbildet hat Vorteile.“ Robert Betz pflichtete dem bei, sieht aber bessere Chancen in Kooperationen mit bestehenden Pflegeschulen. Der Aufbau einer eigenen Ausbildungsstätte sei wegen der Gewinnung von qualifizierten Lehrkräften sehr schwierig – in Zusammenarbeit mit anderen Trägern sei aber dieses Arbeitsfeld auch für Mallersdorf möglich.

Kreisrätin Martha Altweck-Glöbl lenkte die Diskussion auf die gravierende Unterversorgung der Region Straubing-Bogen in Sachen Kinder- und Jugendpsychiatrie: „Eine Tagesklinik mit dieser Ausrichtung kann auch als Abteilung in einem bestehenden Krankenhaus geführt werden – dafür gibt es Beispiele in anderen Regierungsbezirken“ meinte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende, die auf diesem Gebiet selbst berufliche Erfahrung hat. Betz sieht hier die klare Zuständigkeit beim Bezirk und verwies darauf, dass unsere Region generell unter dem Fehlen einer Kinderklinik leide.

Kreisrätin Maria Birkeneder regte an, „auch in den Kliniken Produkte aus dem fairen Handel zu verwenden“ und stieß bei Robert Betz auf offene Ohren. Die Verleihung des Prädikates „Fair-Trade-Landkreis“ sei „weniger Belohnung als Auftrag und Verpflichtung zu intensiver Weiterarbeit“ stellt die Kreisrätin fest. Bernhard Suttner nutzte die Gelegenheit, Maria Birkeneder für ihren unermüdlichen Einsatz in diesem Themenbereich zu danken: „Der langjährige Einsatz hat nun zu einem ersten Erfolg geführt.“ Die Steuerungsgruppe mit Maria Birkeneder, Anita Karl, Andreas Aichinger und Verwaltungsrat Achatz an der Spitze habe hervorragend gearbeitet. Der faire Handel sei – wie Maria Birkeneder in ihrer Rede bei der Verleihung des Titels ausgeführt habe- tatsächlich eine „all-days-for-future“- Aktion.       

Kreisrat Helmut Stumfoll berichtete über die Lage im Berufsschulzweckverband. Neben umfangreichen Bauinvestitionen an den Schulgebäuden stehe aktuell vor allem der dringend nötige Neubau eines Schülerwohnheims an. Nach einer gründlichen Diskussion wurde schließlich angeregt zu prüfen, ob die Maßnahme nicht als „Kombinationsprojekt mit einem leistungsstarken Partner“ angepackt werden könnte. Stumfoll: „Straubing braucht als aufstrebender Universitätsstandort auch Wohnplätze für Studierende. Vielleicht lässt sich am gleichen Platz ein ökologisch und ökonomisch sinnvolles Angebot für Studierende und Berufsschüler verwirklichen und Flächenverbrauch an anderer Stelle vermeiden.“