Neuer Fachbereich Schmerzmedizin am MVZ Klinikum Straubing
(ra) Schon seit 2016 richtet das Klinikum Straubing ein besonderes Augenmerk auf die schmerztherapeutische Versorgung von Patienten, die im Klinikum operiert oder behandelt werden. „Ein ausgefeilter Akutschmerzdienst und ein Schmerzmedizinischer Konsiliardienst zusätzlich zur schmerzmedizinischen Grundversorgung sind etwas ganz Besonderes für Krankenhäuser“, stellte Oberarzt Dr. Gregor Abt, Leiter der Schmerzmedizin, in einer Presseerklärung vom Freitag heraus.
Nur wenige Krankenhäuser Deutschlands mit 500 Betten seien auf dem Gebiet der Akutschmerztherapie so gut aufgestellt wie das Klinikum Straubing. Die Schmerzmedizin gehört stationär zur Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerzmedizin. Die Aufgaben sind oft fachabteilungsübergreifend, weshalb auch entsprechende fachabteilungsübergreifende Strukturen und Konzepte geschaffen wurden. Mit vier Pain Nurses und knapp eineinhalb Oberarzt-Stellen sorgt die Schmerzmedizin für eine hochwertige akutschmerztherapeutische Versorgung insbesondere bei Patienten mit großen oder besonders schmerzhaften Eingriffen – zum Beispiel auch nach Kaiserschnitt-Entbindung.
Im Januar wurde nun das stationäre Angebot um die ambulante Versorgung erweitert: den neuen Fachbereich Schmerzmedizin am MVZ Klinikum Straubing. „Dieser halbe Kassensitz Anästhesie wird rein schmerztherapeutisch genutzt“, sagt Dr. Abt. „Damit versuchen wir, die in den letzten Jahren in der Region Straubing-Bogen entstandene, ambulant-schmerztherapeutische Versorgungslücke etwas zu schließen.“ Zudem kooperiert der Schmerzmediziner eng mit den umliegenden tagesstationären oder stationären schmerzmedizinischen Einrichtungen – beispielsweise in Regensburg, Wörth und Landau –, da das Klinikum weiterhin nicht über eigene „Schmerzbetten“ im Sinne einer Interdisziplinären Multimodalen Schmerztherapie (IMST) verfüge.
Alle Schmerzpatienten können ins MVZ kommen
„Grundsätzlich können alle Schmerzpatienten zu uns ins MVZ kommen, nicht nur Patienten mit Kopf- oder Rückenschmerzen“, sagt der Oberarzt. Man biete einen Erstkontakt und weitere Betreuung an. Termine werden vereinbart telefonisch unter 09421/710-7604 oder per E-Mail unter Info-Schmerzmedizin@MVZ-Klinikum-Straubing.de. Bei akuten Schmerzproblemen im Rahmen einer Tumorerkrankung, eines CPRS (Komplexes regionales Schmerzsyndrom – früher Morbus Sudeck genannt) oder bei anderen Schmerznotfällen wird in der Regel ein kurzfristiger Notfall-Termin vergeben. Es genügt, die Karte der Krankenkasse mitzubringen. Eine Überweisung des Haus- oder Facharztes ist nicht zwingend nötig. Für den Arzttermin muss ein Patient mit chronischen Schmerzen den Deutschen Schmerzfragebogen ausfüllen; Vorbefunde und aktuelles Labor samt Datenschutzvereinbarung sind ebenfalls vorzulegen. Das MVZ ist barrierefrei zu erreichen.
Der erste Termin im MVZ dauert in der Regel eine Stunde. Bei weiterem Klärungsbedarf kann zeitnah ein zweiter Termin vereinbart werden, auch eine längere Begleitung ist möglich. Patient sowie Hausarzt oder Überweiser erhalten einen Brief mit Empfehlungen und Therapievorschlägen sowie eingeleiteten Maßnahmen.
Viele Patienten haben eine lange Vorgeschichte
Die Erstvorstellung bei Schmerzpatienten sei in der Regel sehr aufwändig, sagt Dr. Abt. Viele Patienten kämen mit einer langen Vorgeschichte von oft 10, 15 oder 20 Jahren und einer Vielzahl von Beschwerden und Erkrankungen. Sie seien oft über viele Jahre von vielen verschiedenen Ärzten gesehen und behandelt worden. Doch viele Ärzte schauten nur aus ihrer jeweiligen Fachperspektive auf die Beschwerden. Schmerzmediziner dagegen versuchten, die Fachblende aufzumachen und den Patienten ganzheitlich in den Blick zu nehmen.
Therapie mit Medikamenten und biopsychosozialer Ansatz
Ziel dieses intensiven Prozesses sei es, einen für den Patienten guten Weg zu weniger Schmerzen und mehr Lebensqualität zu finden. Die Therapie mit Medikamenten sei ein wichtiger Baustein, den das MVZ seinen Patienten anbiete. Wenn es aber bereits zu einer Schmerzchronifizierung gekommen oder der Schmerz zu einer eigenständigen Erkrankung geworden sei (Schmerzkrankheit im engeren Sinne), gehe der Fokus häufig weg von der Arzneimittel-Therapie hin zu einem umfassenderen biopsychosozialen Therapie-Ansatz, ein weiterer Schwerpunkt der Schmerzmedizin am MVZ. „Nun versuchen wir, in diesem Rahmen eine ambulante Versorgung aufzubauen“, sagt Dr. Abt, dem es wichtig ist, mit dem MVZ eine ortsnahe schmerzmedizinische Versorgungsstruktur in Straubing anzubieten. „Viele unserer Schmerzpatienten sind betagt, haben verschiedenste chronische Erkrankungen und sind in ihrer Mobilität eingeschränkt. Für sie wollen wir da sein!“