25. September 2024
Straubing

Mädchen und Buben an einer Realschule – In Straubing (noch) nicht!

(ra) Straubing ist ein Universitätsstandort mit fast 50.000 Einwohnern, behauptet weltoffen und tolerant zu sein. Jedoch hat die Gäubodenstadt keine staatliche Realschule, an der alle Kinder und Jugendliche, egal welchen Geschlechts, unterrichtet werden können. Das könnte sich eventuell demnächst ändern.

Dürfen in Zukunft auch Mädchen an der Jakob-Sandtner-Realschule in Straubing unterrichtet werden? – Foto: JSR

Mädchen in Straubing und aus dem Landkreis sind in ihrer Wahlfreiheit eingeschränkt. Die Jakob-Sandtner-Realschule (JSR), Realschule für Knaben, hat als Alleinstellungsmerkmal die Ausbildungsrichtung Werken (Zweig IIIb). Diese schulische Ausbildungsmöglichkeit bleibt Mädchen bislang verwehrt. Doch im Handwerk und der Wirtschaft werden auch Mädchen in diesen Berufszweigen gewünscht und ausgebildet.

Wenn es nach den Wünschen der GRÜNEN-Stadtratsfraktion geht, sollte sich dieser Zustand baldmöglichst ändern. Ihre Fraktionsvorsitzende Feride Niedermeier hat am Freitag entsprechenden Antrag an Oberbürgermeister Markus Pannermayr geschrieben. Darin fordert sie, dass der Stadtrat zeitnah beschließen möge, sich für die Öffnung der Jakob-Sandtner-Schule für alle Geschlechter einzusetzen.

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Niedermeier führt ihn ihrer Begründung aus, dass es in Straubing keine Kita, keinen Kindergarten und keine Grundschule gebe, die Kinder nach Geschlecht getrennt erzieht. Das soziale Lernen beschränke sich nicht auf gleichgeschlechtliche Erziehung.

Koedukation und die Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht fördere nach den Worten der GRÜNEN-Fraktionssprecherin die Kommunikation und das spätere intergeschlechtliche Sozialverhalten. Den Jungen werde die Erfahrung und damit die Vorbereitung auf das spätere Berufsleben verwehrt, sich im Team mit Mädchen auseinanderzusetzen und zusammenzuarbeiten. „Dies ist jedoch eine wesentliche Sozialkompetenz, die die Schüler erwerben können sollten“, so Niedermeier wörtlich.

Viele Familien würden sich wünschen, dass alle Kinder ihrer Familie (Geschwister, Zwillinge) eine Schule besuchen. Eltern, deren Zwillingskinder ein Mädchen und ein Junge sind, haben derzeit keine Möglichkeit, das Geschwisterpaar an derselben Schule unterzubringen. Dieser Wunsch bestehe aber gerade bei Zwillingen und Geschwistern sehr häufig.

Bei den kirchlichen Schulträgern muss Schulgeld gezahlt werden. Auch Mädchen sollten ohne Schulgeld eine Realschule in der Stadt Straubing besuchen können. Jungen haben also die Wahlfreiheit, sich eine Realschule (in staatlicher oder kirchlicher Trägerschaft) auszusuchen, Mädchen nicht.

Niedermeier abschließend: „Aus diesen genannten Gründen sollte sich der Stadtrat für eine Öffnung der JSR für alle Geschlechter einsetzen, um seinen Bestrebungen für eine weltoffene, tolerante und bunte Stadt gerecht zu werden.“