(ra). Bei klassischen Konsumgütern gilt „Made in Germany“ seit Jahrzehnten als ein starkes Qualitätssignal. Autos, Haushaltsgeräte oder Werkzeuge werden mit Langlebigkeit, präziser Fertigung und hohen Standards verbunden. Doch mit der zunehmenden Digitalisierung verändert sich das Konsumverhalten: Immer mehr Kaufentscheidungen betreffen immaterielle Produkte wie Apps, Streamingdienste, Software Abonnements oder Cloud-Dienste.

Dadurch stellt sich die Frage neu, welchen Stellenwert Herkunft im digitalen Umfeld überhaupt noch hat — und ob andere Faktoren wichtiger werden.

Herkunft als Qualitätsindikator

Mehrere Befunde zeigen, dass Herkunftsangaben nach wie vor Wirkung haben — zumindest bei klassischen Produkten. Eine internationale Befragung aus dem Jahr 2025 ergab, dass „Made in Germany“ weltweit hohes Vertrauen genießt. 66 Prozent der Befragten gaben an, dem Label Vertrauen zu schenken, und 65 Prozent sagten, es beeinflusse ihre Kaufentscheidung positiv. Damit liegt das Siegel global weiterhin vor vergleichbaren Labels anderer Industrienationen.

Innerhalb Deutschlands fällt das Bild differenzierter aus. Einige nationale Befragungen zeigen, dass der Stellenwert des Herkunftshinweises nicht für alle Produktkategorien hoch bleibt. Ein Teil der Verbraucher orientiert sich stärker an Preisniveau, Produktverfügbarkeit und Funktionsumfang. Das bedeutet nicht, dass Herkunft unwichtig wäre — aber sie ist nicht mehr in jeder Kategorie das dominierende Entscheidungskriterium.

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Weitere Hinweise auf die Bedeutung von Herkunft liefert ein deutscher Branchenreport aus dem Jahr 2025. Demnach würden in einem hypothetischen Szenario, in dem Preis und Verfügbarkeit keine Rolle spielen, viele Befragte bevorzugt zu deutschen Produkten greifen. Auch europäische Herkunft wird positiv bewertet, etwa im Zusammenhang mit Qualität, nachhaltiger Fertigung oder fairen Arbeitsbedingungen. Solche Umfragen zeigen, dass Herkunft weiterhin ein relevantes Merkmal sein kann — aber vor allem dort, wo Verbraucher die Produktionsweise nachvollziehen können und wo Qualität sichtbar ist.

Digitale Produkte und Services

Im digitalen Bereich verschieben sich die Prioritäten deutlich. Software, Streaming und Cloud-Infrastrukturen haben keinen physischen Fertigungsort, den Verbraucher wahrnehmen könnten. Stattdessen rücken andere Kriterien in den Vordergrund: Datenschutz, Transparenz, Serverstandorte und rechtliche Rahmenbedingungen.

Eine aktuelle Befragung von Cloud-Nutzern in Deutschland zeigt beispielsweise, dass europäische Serverstandorte vielen Nutzern wichtig sind. Dienste, die Daten ausschließlich innerhalb der EU verarbeiten und sich an europäische Datenschutzgesetze halten, werden häufig bevorzugt — selbst wenn sie teurer sind als internationale Alternativen. Entscheidend sind dabei Vertrauen und Rechtssicherheit, nicht die geografische Herkunft der Software selbst.

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Dieses Muster findet sich auch in anderen digitalen Bereichen. Videospiele, Streamingplattformen und iGaming-Dienste operieren global. Nutzer verbinden sich mit Inhalten unabhängig vom Land, in dem diese erstellt wurden. In einigen Bereichen, insbesondere im iGaming, spielt zudem die Lizenzierung eine entscheidende Rolle: Anbieter müssen sich an strenge regulatorische Vorgaben halten, was das Angebot oft stärker bestimmt als Herkunftshinweise. Transparenz über Lizenzgeber und Datenverarbeitung wird hier zunehmend wichtiger. Unbekannte und neue Online Casinos international agierender Betreiber sollten bei der Vermarktung ihre Lizenzgeber nennen, um für Verbraucher transparent zu bleiben und seriös zu wirken.

Im Ergebnis zeigt sich: Für viele Nutzer zählt weniger, wo ein digitaler Dienst entwickelt wurde, sondern ob er den Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen entspricht, die im europäischen Raum gelten. Damit wird der rechtliche Rahmen für digitale Dienste zu einem zentralen Vertrauensanker — und ersetzt in vielen Fällen klassische Herkunftslabels.

Warum Herkunft im Digitalen weniger zählt

Digitale Produkte sind immateriell, schnell wandelbar und oft global betrieben. Dadurch verliert die geografische Herkunft an unmittelbarer Bedeutung. Preis-Leistungs-Verhältnis, zuverlässiger Betrieb, einfache Nutzung und klar kommunizierter Datenschutz stehen im Fokus.

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Trotzdem kann Herkunft im digitalen Bereich eine Rolle spielen — insbesondere dort, wo Software eng mit Hardware verknüpft ist. Smart-Home-Geräte, medizinische Wearables oder IoT-Anwendungen unterliegen häufig hohen Anforderungen an Sicherheit und Verarbeitungssicherheit. Europäische Standards können hier Vertrauen schaffen. Auch Nachhaltigkeitsaspekte sind für manche Verbraucher relevant: Rechenzentren in Europa, die strenge Umweltauflagen erfüllen oder erneuerbare Energie einsetzen, können für diese Zielgruppen ein Argument sein.

Insgesamt bleibt Herkunft ein mögliches Differenzierungsmerkmal, wird im digitalen Kontext jedoch nicht automatisch zum entscheidenden Faktor. Anbieter, die Nutzer überzeugen wollen, tun gut daran, Herkunft mit klaren Informationen zu Datenschutz, Sicherheit, Qualität und Nachhaltigkeit zu verbinden.