Klinik Mallersdorf: Eine Institution geht in den Ruhestand
(ra) Mit einem großen Aufgebot an Dekoration und Erinnerungen aus ihrer Zeit an der Klinik Mallersdorf haben Vertreter verschiedener Abteilungen am Mittwoch die seit 1981 am Haus tätige Stationsärztin Barbara Kuffner bei einem emotionalen Empfang im Foyer vor Station 11 verabschiedet. Mit ihr geht eine „Institution“ der Klinik und bekannte Persönlichkeit der Region in den Ruhestand.
Nach ihrer Internatszeit und ihrem Medizinstudium in München verspürte die gebürtige Viechtacherin keinen Wunsch, in den Bayerischen Wald zurückzukehren, wo ihre Mutter eine bekannte Persönlichkeit war und sie selbst auch mit im Fokus der Öffentlichkeit gestanden wäre. Stattdessen suchte sie über die Stellenvermittlung der Kassenärztlichen Vereinigung anderswo nach einer Assistenzarztstelle, was zum damaligen Zeitpunkt mit zahlreichen Bewerbern auf jede Stelle noch sehr schwierig war.
Beim Vorstellungsgespräch 1981 forderte der damalige Chefarzt Dr. Georg Strieder eine schnelle Entscheidung. Diese traf sie umgehend und sagte zu, bereute es jedoch schon am ersten Tag wieder, als der Chefarzt einen Kollegen anherrschte: „Chef bin immer noch ich!“
Durchgehalten aus Begeisterung für die Innere Medizin
Trotz ihres ersten Gedankens „Hier halte ich es keine 14 Tage aus“ entschloss sie sich, zumindest ein Vierteljahr zu bleiben, „damit es im Lebenslauf nicht so komisch ausschaut“. Da ihr auch das noch zu wankelmütig erschien, beschloss sie, ein Jahr durchzuhalten, in dem sie ihre Liebe zur Inneren Medizin vertiefte und schließlich langfristig an der Klinik Mallersdorf blieb: von 1981 durchgehend bis Ende 2020 mit nur einjähriger Unterbrechung im Jahr 1988 zur Vollendung ihrer Facharztausbildung zur Internistin am Klinikum Straubing.
In Mallersdorf hat sie seither sechs internistische Chefärzte miterlebt: Dr. Georg Strieder, Dr. Helmut Feldmeier, Dr. Herbert Wollner, Dr. Bert Grießhammer, Dr. Claudia Schott und Dr. Werner Schmid. Wie kein anderer kennt sie Patienten und Angehörige persönlich, wird im Supermarkt von dankbaren Menschen angesprochen, die ihr viel zu verdanken haben. „Frau Kuffner ist Spezialistin für seltene Diagnosen“, lobt Chefärztin Dr. Claudia Schott. „Sie hat sich richtig festgebissen, bis sie die richtige Lösung gefunden hat.“
Als Notärztin Leben gerettet
Jahrelang ist Barbara Kuffner auch als Notärztin Einsätze gefahren. Ein dramatisches Erlebnis blieb ihr dabei in besonderer Erinnerung. Im tiefsten Herbst bei Dunkelheit traf sie eine suizidalen jungen Mann an, der sich mit einem Pflanzenschutzmittel vergiften wollte, das ähnlich wie Novitschok wirkte. Dass Kuffner ihm schnell Atropin spritzte, rettete ihm das Leben.
„Sand Sie ned die aus’m Fernsehen?“
Auf der Suche nach einem Konterfei für ein Rollup, das die Klinik Mallersdorf an ihren Messeständen oder bei Informationsveranstaltungen aufstellen wollte, war schnell klar, dass sich Barbara Kuffner als „Gesicht der Klinik“ hervorragend eignen würde. Es verstand sich von selbst, dass dieses Rollup auch bei der Abschiedsdekoration nicht fehlen durfte. Noch viel mehr trug zu ihrer Bekanntheit jedoch im Jahr 2002 ihre Teilnahme bei Günther Jauchs Fernsehsendung „Wer wird Millionär?“ bei. Mit ihrem enormen Allgemeinwissen schlug sich Barbara Kuffner erfolgreich über viele Runden hinweg und gewann 125 000 Euro. Jahrelang wurde sie darauf noch bei öffentlichen Begegnungen darauf angesprochen und gefragt: „Sand Sie ned die aus’m Fernsehen?“
Hausinterne Berühmtheit erlangte auch ihr Arbeitszimmer, das liebevoll „das geordnete Chaos“ genannt wird. Assistenzarzt Tobias Nerl hat es vor der Räumung, mit der Barbara Kuffner einige Tage beschäftigt sein wird, noch fotografiert und daraus ein Puzzle erstellen lassen. Dieses überreichte er zum Abschied, damit Barbara Kuffner auch im Ruhestand noch weiter darin herumräumen kann. Dieses und die weiteren Präsente und anerkennenden Worte zum Abschied sorgten bei der angehenden Ruheständlerin für große Rührung, so dass trotz der coronabedingten Einschränkungen ein gebührender Abschied daraus wurde.