(ra) Zusammen mit Mitgliedern der Keltengruppe Selgarios (siehe unten) entstand bei Prof. Dr. Günther Moosbauer schon vor längerer Zeit die Idee, eine neue Sonderausstellung zu gestalten. Inhalt sollte die Keltenzeit – und hier insbesondere deren Gewänder und Ausstattung – sein. Inzwischen ist das Vorhaben umgesetzt und die Besucher des Gäubodenmuseums in Straubing bekommen einen authentischen Einblick in die Zeit 1000 v. Chr..

Sonderausstellung über die keltische Kultur – Foto: Gäubodenmuseum/Thomas Killinger

Sieglinde Obermüller und Monika Werkstetter entwerfen schon seit längerem Textilien für die Keltengruppe Selgarios. Dabei nehmen sie Bezug auf historische Vorbilder, die vor allem aus den Salzbergwerken von Hallstatt (Österreich) stammen, die auch zu keltischer Zeit betrieben worden sind. Den Kleidungsstücken liegen also Materialien, Webtechniken und Webmuster zu Grunde, die im keltischen Kulturkreis nachgewiesen sind. Genau das macht die Faszination dieser Stoffe aus, die alle in Handarbeit gewebt sind.

Für Prof. Dr. Günther Mossbauer, dem Leiter des Gäubodenmuseums, ist es ein Anliege, eine nur selten überlieferte Seite der keltischen Kultur zeigen zu können, die seinerzeit eine bunte und handwerklich hochstehende Kunst darstellte.

Textilien des 1. Jahrtausends v. Chr. – Webtechniken und Kleidungsstücke

Den guten Erhaltungsbedingungen in den Salzbergwerken von Hallstatt und des Dürrnbergs bei Hallein ist die Überlieferung von Textilresten aus prähistorischen Zeit zu verdanken. Darüber hinaus kennen wir aus nordeuropäischen Mooren und Pfahlbausiedlungen, die in Seen des Voralpenlandes zu finden sind, gut erhaltene Textilien. Viele der in den genannten Salzstöcken gefundenen Textilien sind vom längst verstorbenen Dr. Hans-Jürgen Hundt analysiert worden. Ihn verbindet vieles mit Straubing, da er zwei Jahre lang im Gäubodenmuseum für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege tätig war. Neben seinen wichtigen Monographien zur bronzezeitlichen Kultur Straubings war er auch an der Bergung des Römerschatzes beteiligt.

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Wolle war die Basis vieler Stoffe, die wir von solchen Fundplätzen kennen. Sieglinde Obermüller und Monika Werkstetter von der Keltengruppe Selgarios weben genau solche Textilien nach. Benutzt werden Brettchenwebstühle und Gewichtswebstühle, die in Rekonstruktion in der Ausstellung zu finden sind. Die Gewänder kennen wir vor allem von Abbildungen, da häufig nur Textilreste überliefert sind. Wir wissen, dass nicht nur Wolle Grundlage für Textilien war, sondern dass es auch solche aus Leinen bzw. Nesselgewebe gab. Die Unterschiede zwischen solchen Stoffen kann man sich in der Ausstellung ertasten.

Gewänder unterschiedlichster Machart werden an Puppen präsentiert, aber auch in Vitrinen. Die gewandeten Schaufensterpuppen sind auch mit Schuhen und Schmuckrepliken bzw. Gerätrepliken ausgestattet. Verschiedenste Kleiderformen werden in der Sonderausstellung gezeigt. Unterschiedliche Farben und auch unterschiedliche Webmuster. So entsteht ein Eindruck von der bunten Welt unserer keltischen Vorfahren.

Die Kelten in Stadt und Land – Neufunde aus dem Raum Straubing

Um nicht nur Textilien zu zeigen, die in mühevoller Arbeit in alten Handwerkstechniken entstanden sind, wird die Ausstellung ergänzt durch eine Reihe von keltischen Funden aus dem Landkreis Straubing-Bogen und aus dem Gäubodenmuseum. Es werden etwa die hallstattzeitlichen Grabhügelfelder von Fahrndorf bei Mariaposching und Geiselhöring behandelt, aber auch ein Haumesser wird präsentiert, das zeitlich am Übergang zur frühen Latènezeit steht. Besonders bemerkenswert ist ein ausgesprochen reich ausgestattetesFrauengrab vom Geiselhöringer Marktfeld. Die Viereckschanze von der Oberschneidinger Sattlerbreite gibt einen guten Einblick bis in die Spätlatènezeit. Darüber hinaus erfährt man, wo in Straubing keltische Siedlungen und Gräberfelder gelegen sind. So wird ein Bezug zu den keltischen Lebenswelten in Straubing und Umgebung hergestellt.

Fazit: Über rekonstruierte Originaltextilien wird deutlich, wie hochstehend die Handwerkskunst und wie bunt die Welter unserer Vorfahren waren.

Biographie der Selgarios

Die Selgarios – Foto: Privat

Bei den Selgarios handelt es sich um eine Gruppe, die sich mit der keltischen Geschichte befasst. Die Mitglieder kommen aus dem Bayerischen Wald, dem Voralpenland und dem österreichischen Mühlviertel. Sie stellen die Spätlathenezeit um die Zeitenwende dar, als es Kontakte zu Römern gab. Problematisch bei der Darstellung von Kelten sind die fehlenden schriftlichen und genauen bildlichen Zeugnisse, so dass man auf Funde und Interpretationen angewiesen ist.

Mit der Darstellung gelebter Geschichte wollen die Mitglieder interessierten Besuchern die keltische Geschichte, aber auch keltisches Handwerk näher bringen. So stellen sie alte Handwerkskünste, wie Textil-, Holz- und Metallverarbeitung dar und fertigen ihre Ausrüstung und Gewandungen weitestgehend selbst.