(ra) Seit zwanzig Jahren begleitet die Palliativstation des Krankenhauses Landshut-Achdorf Menschen mit schweren Erkrankungen auf ihrem letzten Lebensweg. Ein multiprofessionelles Team kümmert sich um Patient*innen mit Krebserkrankungen und anderen schweren Diagnosen, deren Lebenserwartung nur noch begrenzt ist. Anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens luden die Verantwortlichen am Samstag zu einer Informationsveranstaltung ein, die einen offenen Einblick in die Arbeit gab und zur weiteren Enttabuisierung des palliativen Gedankens beitrug.

Im Mittelpunkt stand das Ziel der Hospiz- und Palliativbewegung, den Tagen mehr Leben zu geben. Die Palliativstation versteht ihren Auftrag so, dass nicht die Verlängerung des Lebens um jeden Preis im Vordergrund steht, sondern die bestmögliche Lebensqualität für Patient*innen und ihre Angehörigen – mit Zeit für Fragen, Sorgen und Ängste.
Ganzheitliche Sicht auf Schmerz und Symptome
Eröffnet wurde der Abend im Hörsaal des ehemaligen Landratsamtes Landshut von Dr. Andrej Matej, Ärztlicher Leiter der Palliativstation Landshut-Achdorf. Er beleuchtete den palliativen Ansatz aus medizinischer Sicht. Dabei steht für ihn die Linderung von Symptomen im Zentrum – nicht nur körperlich, sondern immer auch mit Blick auf seelische und soziale Belastungen.
Nach einer virtuellen Führung durch die Räume der Palliativstation ergänzte Manuela Sandl, Teamleitung Pflege, den pflegerischen Blick auf die Versorgung. Sie erklärte, mit welchen pflegerischen Maßnahmen sich die Lebensqualität von Patient*innen erhalten oder verbessern lässt. Zugleich sprach sie darüber, wie das Team mit den vielen Geschichten und Schicksalen umgeht, die ihm täglich begegnen, und welche Rituale helfen, diese Eindrücke zu verarbeiten.
Trauerbegleitung schließt Angehörige mit ein
Wie weit der palliative Gedanke reicht, machte Manuela Held deutlich, Palliative-Care-Fachkraft in der Brückenpflege der Palliativstation. Sie stellte die Trauerbegleitung als festen Bestandteil der Arbeit vor. Palliativmedizin betrachte längst nicht nur den einzelnen Menschen mit seiner Diagnose, sondern das gesamte System aus Angehörigen und Wegbegleiter*innen – und das auch über den Tod hinaus.
Ein Beispiel dafür ist der im laufenden Jahr eingeführte Trostkoffer. Er enthält altersgerechte Literatur, Bastelmaterial und weitere Hilfen für Kinder und Jugendliche, deren Eltern oder Großeltern palliativ betreut werden. So sollen Familien unterstützt werden, gemeinsam Worte, Bilder und kleine Rituale für Abschied, Trauer und Erinnerungen zu finden.
Düfte, Musik und Kunst als Brücken
Ein weiterer Baustein der multiprofessionellen Arbeit auf der Palliativstation Landshut-Achdorf sind unterschiedliche Therapieformen. Aromapraktikerin Irmgard Braun und Kunsttherapeutin Lena Föckersperger stellten Angebote vor, die von Hundetherapie bis Musiktherapie reichen und auf unterschiedliche Weise Zugänge zu Gefühlen eröffnen.
Die Anwesenden lernten verschiedene Düfte kennen und hörten emotionale Geschichten, die sich hinter den künstlerischen Arbeiten der Patient*innen verbergen. Diese Momente zeigten, wie stark kleine Sinneseindrücke und kreative Prozesse zur Entlastung beitragen können.
Zum Abschluss der Informationsveranstaltung kamen Besucher*innen, Referent*innen und Verantwortliche bei einem kleinen Imbiss miteinander ins Gespräch. In persönlicher Atmosphäre war Raum für individuelle Fragen, Sorgen und Ängste. So wurde das zwanzigjährige Jubiläum der Palliativstation Landshut-Achdorf zu einem Abend, der Wissen vermittelte, Berührungsängste abbaute und den palliativen Gedanken ein Stück weiter in die Mitte der Gesellschaft rückte.
