25. Oktober 2024
Gesundheit

Hanf: Eine Kulturgeschichte

(ra). “Gebt den Hanf frei!” ist eine relativ moderne Forderung, den für Jahrhunderte – sogar Jahrtausende – war die Pflanze völlig legal und wurde von der Menschheit intensiv genutzt. Wir werfen einen Blick auf die Geschichte des Nutzhanfs und wie es heute um das vielseitige Gewächs steht.

Hanf als Medikament

Vor 12.000 Jahren wurde Hanf als Getreide und Rohstofflieferant angebaut – Foto: Pixabay

Der Anbau der Pflanze geht bis in die Vorgeschichte zurück. Vor 12.000 Jahren wurde Hanf als Getreide und Rohstofflieferant genutzt. Erste Anwendungen in der Medizin sind in China überliefert. 4700 Jahre alte Schriftstücke zur Heilkunde belegen den Einsatz der weiblichen Blüten. Diese enthalten die höchste Konzentration der Cannabinoide, einer vielseitigen und zahlreichen Wirkstofffamilie.

Auch heutzutage kann man völlig legal die vorteilhaften Substanzen nutzen: Nutzhanfsorten, denen das berauschende THC fehlt, sind freigegeben. Für die einfachste Anwendung existieren fertige CBD-Tropfen. Diese beinhalten Extrakte hoher Konzentration und großer Reinheit. Vollspektrum-Tropfen sind Auszüge der kompletten Inhaltsstoffe, deren komplexe Wirkung sich gegenseitig verstärkt und hilft, unerwünschte Effekte abzumildern. Daher gelten sie als sehr bekömmlich. Extrakte unterschiedlicher Sorten haben dabei unterschiedliche Wirkeigenschaften.

Wer lieber mit dem Naturmaterial arbeitet, dem stehen verschiedene Blütensorten zur Verfügung, die diverse Anwendungsmöglichkeiten eröffnen. So kann man sich aus ihnen einen Tee aufbrühen oder Öle und Kochfette wie Butter oder Margarine aromatisieren.

Hanf als Nahrungsmittel und Ölpflanze

CBD-Tropfen kommen auch in der Tiermedizin zum Einsatz – Foto: Pixabay

Auch der Nährwert der Hanfsamen sollte nicht unterschätzt werden. Die kleinen Kerne können zu Recht als Superfood gelten, enthalten sie doch hohe Mengen an Vitaminen und Mineralstoffen und sehr viel Energie. Das grün-gelbliche Hanföl (als Speiseöl, nicht als Wirkstoffextrakt) hat einen hohen Gehalt an Chlorophyll, Carotinoiden, Vitamin A und E und zahlreichen essentiellen Fettsäuren. Doch nicht nur dort ist das Öl einsetzbar: Durch den hohen Gehalt an Triacylglyceriden kann man es für die Herstellung von Reinigungsmitteln und Seifen verwenden und sogar industrielle Schmierstoffe erzeugen. Ähnlich wie Leinöl handelt es sich um ein selbstpolymerisierendes Öl, das auf Oberflächen aushärtet (=trocknendes Öl) und zum Beispiel zur Versiegelung von Holz verwendet werden kann.

Hanf als Faserpflanze

Hanffasern sind sehr zugfest und dauerhaft, weswegen sie bei der Herstellung von Seilen überragende Eigenschaften aufweisen. Auch die einzelne Faserlänge ist sehr hoch, was die Verarbeitung vereinfacht. Aus Hanffasern wurden bereits im dritten Jahrtausend von Christus Seile hergestellt. Doch auch zum Weben von Textilstoffen und zur Herstellung von Papier ist das zellulosereiche Material besonders geeignet. So druckte Gutenberg seine erste Bibel auf Hanfpapier. Das säurefreie Papier ist besonders dauerhaft und hat hervorragende Eigenschaften bei der Aufnahme von Tinten. Auch hanffaserverstärkte Biokunststoffe sind auf dem Vormarsch.

Hanfseile sind sehr zugfest und dauerhaft – Foto: Pixabay

Gründe für das Cannabis-Verbot

Durch seine Vielseitigkeit war Nutzhanf immer ein wichtiger Industriefaktor. So war die Herstellung von Papier aus Holzfasern und Kunststoffen aus Kohle und Erdöl Anfang des 19. Jahrhunderts noch sehr neu und stand in direkter Konkurrenz zu den Hanf-Produkten. Um zu verhindern, dass Hanfplastik und Hanfpapier auf den Märkten Erfolg haben, wurden in den USA rassistische Hetzkampagnen aufgelegt, die mit der Angst vor Schwarzen, Mexikanern und Asiaten spielten und behaupteten, die Droge “Marihuana“ würde zu Gewalt, Diebstahl und Vergewaltigungen führen. Diese Angstkampagne traf auch vor allem die von Afroamerikanern dominierte Jazzszene, die den Anti-Hanf-Aktivisten ebenfalls ein Dorn im Auge war. Das führt schließlich dazu, dass Anti-Drogen-Gesetze erlassen wurden, die Marihuana (spanisch für Hanf) weltweit kriminalisierten und lange Zeit sogar den Nutzhanfanbau untersagten.