Handwerk als zuverlässiger Arbeitgeber in Krisen-Zeiten
(ra) „Das Handwerk ist und bleibt Stabilitätsanker im ländlichen Raum“, so das vorläufige Fazit der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz zur derzeitigen wirtschaftlichen Lage in der Corona-Zeit, welches am Mittwoch in einer Presseerklärung veröffentlicht wurde. Denn, auch wenn sich die Auswirkungen der Krise bis dato noch nicht endgültig beziffern lassen, zeichnen sich laut Vertretern des ostbayerischen Handwerks bereits einige wichtige Aspekte deutlich ab.
„Wie schon bei der Finanzkrise 2008, reagierten die ostbayerischen Handwerksbetriebe anpassungsfähig, flexibel, kreativ und vor allem pragmatisch auf den Ausbruch der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Shutdown. Und das obwohl die Krise einige Gewerke, wie Friseure, Kosmetiker, Fotografen und Brauer bis ‚ins Mark‘ traf“, bestätigt der Präsident der ostbayerischen Handwerkskammer, Dr. Georg Haber. „Nicht nur die Supermarktriesen, vor allem der Bäcker und Metzger von nebenan versorgten die Bevölkerung auf dem Land. Selbst unter härtesten Bedingungen während des Shutdowns.“ Vor allem aber: „Der regionale Mittelstand ist seiner Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern nachgekommen und hat sie nicht im Stich gelassen“, betont Jürgen Kilger, Hauptgeschäftsführer der Kammer.
Diese Aussagen belegt auch der kürzlich veröffentlichte Konjunkturbericht der Handwerkskammer, wonach bei rund dreiviertel der Betriebe (71 Prozent) trotz gesamtwirtschaftlicher Krise der Beschäftigtenstand im zweiten Quartal dieses Jahres konstant blieb. „Sicherlich auch, weil der Großteil der Betriebe alle Register zog, bevor sie auch nur eine Kollegin oder einen Kollegen hätten entlassen müssen“, so der Handwerkskammerpräsident. Lediglich 18 Prozent der Betriebe und damit nur geringfügig mehr als in den Vorjahresquartalen, reduzierten ihre Mitarbeiterzahl. Auch künftig wollen, laut Umfrage der Kammer, 80 Prozent der Betriebe im laufenden Quartal ihre Mitarbeiterzahl nicht verändern. „Dies hat sicherlich auch mit den Strukturen in Handwerksbetrieben zu tun“, so Haber.
„Im mittelständischen Handwerksbetrieb geht es, trotz Wettbewerbsdruck, immer noch sehr familiär zu.“ Dies spreche klar für das Handwerk als Arbeitgeber, gerade in Krisen-Zeiten. Zumal laut aktueller Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, bei einem Großteil der Handwerksbetriebe die Ausbildungs-bereitschaft weiterhin gegeben sei. „Ein starkes gesellschaftliches Signal, vor allem für junge Menschen, die nach einem krisenfesten Job mit guten Karriereperspektiven und sinnstiftender Tätigkeit suchen“, sagt Haber.
Innovationskraft des regionalen Handwerks ungebrochen
In der Krise habe sich laut den Spitzenvertretern des Handwerks gezeigt, wie innovativ und lösungsorientiert die ostbayerischen Handwerksbetriebe sind. „Ein Sattler, der innerhalb kürzester Zeit seine Produktion auf Community-Masken umstellte und so beim Engpass der ersten Wochen half, als Schutzmasken noch Mangelware waren. Friseure, die in den Gutschein- und Produktverkauf einstiegen, um ihre Umsatzausfälle zu überbrücken. Ein Metallbauer, der Gesichtsschilde aus dem 3D-Drucker fertigte, sowie Bäcker und Metzger, die dem Wunsch ihrer Kunden nach ‚Social Distancing‘ nachkamen und mobile Lieferdienste einführten.“ Die Liste der Beispiele sei lang und würde einmal mehr die Krisenstabilität des Handwerks unter Beweis stellen, bestätigt Haber. Auch hätte die Krise bis dato nur wenig Einfluss auf die Zahl der Existenzgründungen im Handwerk. So verzeichnete die Handwerkskammer in der ersten Jahreshälfte sogar einen leichten Zuwachs an Neugründungen (1,7 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig sei im selben Zeitraum auch die Zahl der Abmeldungen etwas gesunken.