(ra). Großraumbüros sollen Flächen sparen und die Zusammenarbeit fördern, werden aber von vielen Beschäftigten als Belastung empfunden. Lärm, Unterbrechungen und fehlende Rückzugsmöglichkeiten gelten als häufigste Kritikpunkte. Gleichzeitig nutzen Unternehmen seit der Pandemie ihre Büroflächen intensiver, weil hybride Modelle mit Homeoffice weniger feste Arbeitsplätze erfordern. Die Frage lautet daher nicht, ob das Großraumbüro verschwindet, sondern wie es so geplant wird, dass Menschen darin gesund und konzentriert arbeiten können.

Großraumbüros zwischen Effizienz und Frust
In Deutschland arbeiten rund 15 Millionen Menschen im Büro, ein wachsender Teil davon in offenen Raumkonzepten. Vor der Corona-Pandemie saßen nur etwa 15 Prozent der Büroangestellten mit mindestens fünf weiteren Personen im Raum, inzwischen setzen viele Firmen aus Kosten- und Flächengründen auf größere Einheiten. Eine Studie der Hochschule München zeigt jedoch, dass klassische Großraumbüros bei der Leistung, Zufriedenheit und Gesundheit von Mitarbeitern am schlechtesten abschneiden. Entscheidend ist also nicht die reine Fläche, sondern eine durchdachte Aufteilung mit klaren Funktionen.
Pausenzonen, Verkaufsautomaten und gesunde Routinen
Wer den ganzen Tag im Großraum sitzt, braucht gute Pausenräume. Viele Unternehmen richten deshalb Rückzugsbereiche, Teeküchen oder Lounges ein, in denen Beschäftigte kurz durchatmen und den Geräuschpegel hinter sich lassen. Verkaufsautomaten können hier sinnvoll sein, wenn sie nicht nur Schokoriegel und Softdrinks, sondern vor allem Wasser, Nüsse, Obst oder frische Snacks anbieten. Studien zur Mitarbeiterverpflegung zeigen, dass ein attraktives und gesundes Essensangebot die wahrgenommene Attraktivität des Arbeitsplatzes erhöht und Mitarbeitende sogar eher ins Büro zurückholt.
Akustik und Zonen statt Flächenmaximierung
Der größte Kritikpunkt am Großraumbüro ist Lärm. Arbeitsschutzstudien belegen, dass dauerhafte Geräuschkulissen Stressreaktionen verstärken, die Konzentrationsfähigkeit mindern und langfristig das Risiko für gesundheitliche Beschwerden erhöhen. Unternehmen sollten daher früh in Akustikkonzepte investieren, etwa mit schallabsorbierenden Decken, Teppichböden, hohen Regalen und Akustikpaneelen. Zusätzlich helfen klar definierte Zonen wie Kommunikationsbereiche für Austausch und Projektarbeit, ruhige Bereiche für konzentrierte Aufgaben und geschlossene Telefonboxen für vertrauliche Gespräche. Verhaltensregeln zu Lautstärke, spontanen Meetings am Arbeitsplatz und Nutzung von Kopfhörern machen die Regeln für alle transparent.

Flexibles Arbeiten braucht flexible Flächen
Hybridarbeit verändert den Anspruch an Großraumbüros. Das Büro wird weniger zum Pflichtort, sondern stärker zum Ort für Zusammenarbeit und persönliche Begegnung. Wer heute plant, setzt deshalb auf eine flexible Möblierung und mobile Trennwände. Digitale Buchungssysteme erleichtern zusätzlich die Vergabe von Arbeitsplätzen und Meetingräumen.
Eine kurze Checkliste hilft bei der Planung:
– Welche Tätigkeiten brauchen Ruhe, welche profitieren von spontaner Absprache im Team?
– Wie viele Meeting- und Projektflächen werden tatsächlich genutzt und wo entstehen Engpässe?
– Wo sind Wege zu Druckern, Technik oder Pausenbereichen zu lang und bremsen den Alltag aus?
Solche Fragen machen sichtbar, welche Zonen wirklich nötig sind und welche Flächen anders genutzt werden können. Moderne Konzepte kombinieren offene Teamzonen mit Rückzugsräumen und schaffen so eine Multi-Space-Landschaft statt eines anonymen Saals.
Der Mensch im Mittelpunkt – Licht, Luft, Pflanzen
Auch klassische Faktoren wie Licht, Luftqualität und Ergonomie entscheiden, ob ein Großraumbüro als anstrengend oder inspirierend erlebt wird. Tageslichtnahe Arbeitsplätze und eine blendfreie Beleuchtung gehören zu den Grundlagen jeder Planung. Ebenso wichtig ist ein durchdachtes Lüftungskonzept. Höhenverstellbare Tische und ergonomische Stühle unterstützen ein gesundes Arbeiten über viele Stunden. Immer beliebter werden bepflanzte Zonen. Sie strukturieren die Fläche, verbessern die Akustik und werden von vielen Beschäftigten als sichtbares Signal für ein wertschätzendes Umfeld wahrgenommen.
Großraumbüro als gestaltete Arbeitslandschaft
Ein Großraumbüro ist heute keine beliebige Großfläche, sondern idealerweise eine sorgfältig gestaltete Arbeitslandschaft. Unternehmen, die Lärm reduzieren, gesunde Pausenangebote ermöglichen, Zonen für unterschiedliche Tätigkeiten planen und die Bedürfnisse ihrer Teams ernst nehmen, können offene Büros in attraktive Arbeitsorte verwandeln. Dann wird der Arbeitsplatz im Großraum vom Produktivitätskiller zum Pluspunkt im Wettbewerb um Fachkräfte.
