Generalkonsulat der Republik Polen lässt in Laberweinting Blumen niederlegen
(rp) Am Tag vor Allerheiligen ließ das Generalkonsulat der Republik Polen in München durch seinen Repräsentanten Andreas Bialas Gedenkstein im Kirchfriedhof in Laberweinting zur Erinnerung an die im „Polenkinderheim Laberweinting“ verstorbenen Kinder niederlegen. Pfarrer Dr. Hilary Muotoe begleitete den Gedenkakt mit einer kurzen Messe und segnete abschließend die 15 Teilnehmer*innen sowie den Gedenkstein. Für die Gemeinde Laberweinting sprach Erster Bürgermeister Johann Grau, für den SPD-Arbeitskreis Labertal Vorsitzende Karin Hagendorn.
„Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurden viele Millionen Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Häftlinge und Kinder im Deutschen Reich zur Arbeit gezwungen. Einige von denen haben in bayerischen Städten und Gemeinden ihr Leben gelassen und sind hier, weit weg von Ihrer Heimat begraben. Die genaue Zahl der Gräber und das Schicksal des Einzelnen ist meistens unbekannt“, zitierte Andreas Bialas eingangs seiner Ansprache aus dem Begleitschreiben des Generalkonsuls Jan M. Malkiewicz. „Das Konsulat sei sehr dankbar, dass es in Deutschland engagierte Organisationen und Menschen gibt, die Denk- und Mahnmale aufstellen, wie in Laberweinting“. Wir wollen die Erinnerung an das Geschehene wachhalten und den Opfern die Würde, Anerkennung zurückgeben und zugleich ein Zeichen der Verständigung, Versöhnung und des Friedens zu setzen“ so Bialas weiter.
Es sei inzwischen eine liebgewordene Tradition, dass alljährlich durch ausgewählte Repräsentanten des Generalkonsulats der Republik Polen in München an Allerheiligen in vielen bayerischen Orten polnische Grab – und Gedenkstätten besucht werden, um dort Kränze oder Blumen niederzulegen. Laberweinting wurde 2022 erstmals besucht. Das Konsulat hofft, dass Gedenk- und Jahrestage sowie der Besuch von Orten der Erinnerung auch die besondere Gelegenheit böten, Menschen und vor allem die junge Generation die Bedeutung der Geschichte für die heutige Zeit und in Zukunft deutlich zu machen.
Andreas Bialas erinnerte vor allem an den damaligen Ortsgeistlichen Pfarrer Alois Schefbeck, der sich über die Verbote der Nazis hinwegsetzte und „Menschlichkeit“ zeigte in dem er die Säuglinge taufen ließ und nach ihrem Tod würdig beerdigte. Damit habe er sich selbst in große Gefahr gebracht, so Bialas.
Erster Bürgermeister Johann Grau dankte im Namen der Gemeinde Laberweinting für die Erforschung, Dokumentation und das Gedenken an die Opfer des damaligen „Pflegeheims für fremdländische Kinder“, dass lediglich dazu diente, die als minderwertig angesehenen Säuglinge der Ostarbeiterinnen zu ermorden. Grau stellte, mit Bezug auf den Ukraine-Krieg und den Krieg im Gaza-Streifen, die Frage in den Raum, ob die Menschheit aus den Gräueln der Vergangenheit gar nichts gelernt hätte. Karin Hagendorn legte als Sprecherin des SPD-Arbeitskreises Labertal ebenso ein Blumengebinde nieder und erinnerte an die vielgestaltige Arbeit des Arbeitskreises in Bezug auf die NS-Zeit in der Region.
Info: Im ganzen Dritten Reich waren „rassisch unerwünschte Kinder“ in solchen „Pflegestätten“ systematisch und absichtlich ausgehungert und ermordet worden. Es wird geschätzt, dass in solchen Einrichtungen allein rund 100.000 polnische und in der Gesamtheit rund 200.000 Kleinkinder zu Tode kamen. Von August 1944 bis April 1945 starben im „Polenkinderheim“ Laberweinting insgesamt 62 polnische, ukrainische russische und ungarische Säuglinge an Unterernährung und Verwahrlosung. Rainer Pasta 2011 hat mit dem SPD-Arbeitskreis Labertal den „Toten Engeln von Laberweinting“ ihren Namen und ihre Würde zurückzugeben.