Franz-Xaver Knott – Pflegedirektor des Klinikums Straubing – geht Ende in Ruhestand
(ra) Auf 48 Jahre und vier Monate, davon 38 Jahre in Führungsverantwortung am Klinikum Straubing, blickt Franz-Xaver Knott dankbar und stolz zurück. Dankbar, viele Herausforderungen gemeistert zu haben, und stolz, ein kleiner Teil der 275-jährigen Tradition des Klinikums St. Elisabeth mit Elisabethinen und Barmherzigen Brüdern zu sein. Viele Lobesworte am Donnerstag bei der offiziellen Verabschiedung.

Als Jahrespraktikant hatte er 1975 im Haus II, dem ehemaligen Männerkrankenhaus, angefangen, nun verlässt er das gerade erweiterte Klinikum als Pflegedirektor. Viele Veränderungen prägten Knotts beruflichen Weg. „Doch was sich in all den Jahren nicht geändert hat, ist der Patient. Er wünscht sich von den Pflegekräften neben der professionellen Pflege vor allem eines: Empathie.“
Corona, Neubau und Fachkräftemangel
Drei große Herausforderungen beschäftigten Knott in den sechs zurückliegenden Jahren als Pflegedirektor: Corona, der Neubau sowie der Fachkräftemangel. Die Pandemie war vollkommen neu für das Gesundheitswesen. „Im klinischen Alltag sind die Nachwirkungen nach wie vor spürbar“, sagte der Pflegedirektor. Seit Oktober haben immer wieder 30 bis 35 Patienten des Klinikums Corona, die im normalen System versorgt werden. Die Baumaßnahme erforderte viele Entscheidungen, in die Knott und vor allem sein Stellvertreter Hubert Langmantl häufig eingebunden waren. Auch nach der offiziellen Eröffnung des Neubaus heuer Ende Juni laufen meist nicht sichtbare Baumaßnahmen in den nächsten zwei Jahren weiter und fordern Mitarbeiter und Patienten.
Klinikum konnte Bettensperrung vermeiden
Aufgrund des über Jahrzehnte gewachsenen Fachkräftemangels klaffen deutschlandweit die Erwartungen der Gesellschaft an Krankenhäuser und deren Leistungsmöglichkeiten auseinander, sagte der Pflegedirektor. In diesem ständigen Spannungsfeld ist es dem Klinikum Straubing dank des Einsatzes aller Mitarbeiter und der Weitsicht der Geschäftsführung gelungen, Bettensperrungen wie in anderen Häusern zu vermeiden und das komplette Leistungsangebot zu gewährleisten. Zwar mussten Ende November auf einer Station mit hoher Coronabelastung Betten reduziert werden. „Wir sind aber mit allen Betten am Netz. Das ist nicht mehr Standard in Deutschland“, betonte Knott.
Vor- und Nachsorge verbesserungsbedürftig
Mit der Einführung von Fallpauschalen und DRG-System sollten medizinische Leistungen noch schneller und effektiver werden. „Der Patient wurde in der Kalkulation außen vorgelassen“, kritisierte Knott. Denn neben schnellen Strukturen müssen auch Vor- und Nachsorge gesichert sein. „Bei Übernahme, Kurzzeitpflege, Langzeitpflege und Reha ist Sand im Getriebe. Dies bereitet uns im Tagesgeschäft immer wieder große Probleme.“
Digitalisierung und Akutgeriatrie
Als immense Herausforderung bezeichnet Knott auch die Digitalisierung der Pflege, die „wir den Pflegekräften und auch den Ärzten zugemutet haben“. Sie mussten in relativ kurzer Zeit in einem Bereich lernen, den sie als Beruf nie gewählt hätten. Dass bei gesellschaftspolitischen Diskussionen, was in der Pflege passieren muss, als erstes Schlagwort die Digitalisierung kommt, findet Knott verwunderlich. Auch wenn er die Vorteile der Digitalisierung nicht bestreitet, gibt er zu bedenken, dass Pflegekräfte keine Computerfreaks sind. Die Möglichkeit, als Pflegedirektor mitzugestalten und Weichen zu stellen, wie den Aufbau der Akutgeriatrie an der Klinik Bogen während Corona, schätzte der Pflegedirektor sehr.
„Gespräche waren mir immer wichtig“
Gut 48 Jahre oder über 12000 Arbeitstage im selben Betrieb tätig zu sein, wie Franz-Xaver Knott, ist in der modernen Arbeitswelt nicht mehr üblich. Allerdings war Knott in drei verschiedenen Häusern tätig – Haus II, Haus I und im Neubau – mit den Barmherzigen Brüdern und den Elisabethinen, und erlebte, dass die Träger in manchen Punkten so weit auseinander lagen wie Flensburg und Garmisch-Partenkirchen. Knott begeisterte von Anfang an, wie innovativ das Klinikum Straubing ist und dass es Leistungen bietet, die für Häuser dieser Größenordnung nicht selbstverständlich sind. „Das Klinikum hat eine bestimmte Größe, aber man kennt sich.“ Neben vielen E-Mail-Kontakten spricht man noch miteinander. „Kurze Wege und das persönliche Gespräch waren mir immer wichtig.“
Kurze Wege und offene Türen motivieren
Ein Beispiel: Im Januar 2020 an einem Freitagnachmittag bekam er aus dem Einkauf den Anruf, dass China den Markt dicht macht: „Wir werden keine Schutzkleidung mehr bekommen.“ Der Verwaltungsdirektor entschied: „Kaufen, kaufen, kaufen.“ „Das hat uns in den ersten Monaten geholfen, weil jemand außerhalb seiner Arbeitszeit seiner Verantwortung nachgekommen ist – das ist für mich der Mehrwert des Hauses.“ Offene Türen erleichtern die Arbeit und motivieren. Auch das entgegengebrachte Vertrauen war Ansporn, so lange im Klinikum zu bleiben.
Gelassenheit, manches auszuhalten
Gefallen hat Knott auch eine gewisse Gelassenheit der Barmherzigen Brüder in bestimmten Situationen. „Manches muss man aushalten können, das ist der aktuelle Zeitgeist. In drei Jahren ist es schon wieder anders“, sagte einmal ein Ordensbruder zu Knott. Wenn man sich an diesen Grundwerten orientiert, dann ist das Sprunghafte der Politik und der Gesellschaft kurzfristiger Zeitgeist. Im Rückblick auf 48 Jahre gab es immer dieses Auf und Nieder. Am Schluss sind es immer wieder die Menschen, die Patienten, um die es geht, und „die wir morgen ganz schnell selber sein können. Wenn der weiße oder blaue Kittel im Bett liegt, schaut die Welt ganz anders aus.“
Knott fordert von Politik stabile Rahmenbedingungen
Von der Politik auf Bundesebene ist Knott maßlos enttäuscht. „Krankenhäuser werden durch fehlende Entscheidungen im Regen stehen gelassen.“ Die Zulassung von Cannabis ist dem Bundesgesundheitsminister wichtiger. Vielleicht, damit die Beschäftigten des Gesundheitswesens die Situation rauchend leichter aushalten, mutmaßt Knott sarkastisch. Er fordert stattdessen stabile Rahmenbedingungen für Kliniken, um Weiterentwicklung zu ermöglichen. „Wir tragen Verantwortung für 1700 Mitarbeiter und deren Familien.“
„Das Entscheidende sind die Menschen“
Aus seiner Zeit am Klinikum wird Franz-Xaver Knott viel Positives mitnehmen. Zum Beispiel, dass die Mitarbeiter aller Professionen in der Coronapandemie so gut zusammengearbeitet haben. „Das Entscheidende sind die Menschen, mit denen ich arbeiten durfte.“ Als Pflegedirektor führte Knott bis zu 700 Mitarbeiter in der Pflege und war Chef der größten Berufsgruppe im Klinikum. Viel Lebenserfahrung in verschiedenen Positionen und die positiven Rückmeldungen von Patienten wird Knott ebenfalls mitnehmen. Gut erinnert er sich an einen 41-jährigen Mann, der nach zwei Stunden Reanimierung zurückgeholt werden konnte. „Später sah ich, dass er Frau und zwei Kinder hatte. Da wusste ich: Wenn es nur dieser eine Patient war, dem wir helfen konnten, war es alle Anstrengungen wert.“
Das menschliche Engagement unterstrich auch Dr. Martin Baumann, Geschäftsführer des Klinikums, auf der offiziellen, sehr gut besuchten Verabschiedung am Donnerstag: „Herr Knott, Sie inspirierten Mitarbeiter durch das aktive Vorleben der Hospitalität, Sie lebten unsere Werte vor: Qualität, Respekt, Verantwortung und Spiritualität. Dabei standen hohe Fachlichkeit, unendliche Hingabe und insbesondere viel Herzblut im Vordergrund.“ Baumann dankte abschließend mit den Worten „Es war mir eine Ehre, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Im Klinikum Straubing werden Sie immer einen Platz im Herzen der Menschen haben.“ Knotts Nachfolger, der aktuell Stellvertretende Pflegedirektor Hubert Langmantl, schloss sich den Worten von Dr. Martin Baumann an und betonte, wie schwer der Abschied von der das Klinikum prägenden Persönlichkeit Knotts falle.
Freude, nicht mehr auf die Uhr schauen zu müssen
Detaillierte Pläne für seinen Ruhestand hat der Pflegedirektor nicht. Er will alles auf sich zukommen lassen. Doch klar ist: „Die Anzahl meiner Geschäftsführungen werde ich auf eine reduzieren: meine Ehefrau“, scherzte Knott, der sich als naturverbunden und handwerklich begabt beschreibt und gerne in Südtirol Urlaub macht. Er freut sich, in Ruhe ein Buch zu lesen, einen lockeren Krimi von Donna Leon oder eine Biographie. Auch aufs Schwammerl suchen freut sich Knott. „Schön ist, dass der Druck heraußen ist und dass ich nicht mehr auf die Uhr schauen muss.“