Fällt Sankt Martin ins Wasser?
(ra) Rund um den 11. November wird in Deutschland der Martinstag gefeiert – vor allem draußen auf den Straßen. Die Wetteraussichten für Kinder mit Laternen, Ross und Reiter, Bettler und Spielmannszug sind in diesem Jahr leider schlecht.
Keine guten Nachrichten vom Meteorologen: „Tiefs rücken uns auch am Wochenende mit Wind und Regen auf die Pelle. Zum Sankt Martinstag am Samstag, an dem auch der Karnevalsauftakt gefeiert wird, sind im ganzen Land Schauer oder auch mal längerer Regen möglich“, weiß Niklas Weise von WetterOnline.
Martinisommer: Fehlanzeige
Dabei hätte es so schön werden können, denn der Martinslegende nach ereignete sich beim Tod des heiligen Martin erstmals ein Wetterphänomen, das heute als Martinisommer oder Martinssommer bezeichnet wird. Bei dieser sogenannten meteorologischen Singularität führen stabile Hochdruckgebiete mit einer südlichen Strömung Anfang November häufig ungewöhnlich milde Luft von bis zu 20 Grad nach Deutschland.
Wasserfeste Ausstattung für Mensch und Laterne erforderlich
Familien und Kinder, die mit ihren Laternen an den traditionellen Martinsumzügen teilnehmen wollen, sollten mit Regenbekleidung ausgestattet sein. Ein übergestülpter, durchsichtiger Sack für die Laterne kann so manchen Nervenzusammenbruch beim Anblick sich auflösender Kunstwerke verhindern – hat man doch zuvor tagelang an seiner Laterne gebastelt, gewerkelt und geklebt.
Im Norden Deutschlands, wo es beim Martinssingen von Haus zu Haus noch einen zusätzlichen Spaß gibt, ist eine wasserdichte Tüte für die gesammelten Süßigkeiten eine sichere Möglichkeit, die ersungenen Belohnungen auch mit nach Hause zu nehmen.
Übrigens: Wer Süßigkeiten oder Obst verweigert, muss mit einem Klingelstreich rechnen. Wer vor der Tür wiederum nicht singt, geht leer aus.
Aber auch für einen anderen Brauch ist der 11. November von Bedeutung, denn mit ihm beginnt der Karneval. Den „Jecken“ sei vorsichtshalber angeraten, wasserfeste Kostüme zu wählen oder einfach drinnen im Trockenen zu feiern.
Darüber hinaus ist auch wärmende Kleidung angesagt, denn nasskalte 5 bis 9 Grad fühlen sich mit Wind sogar noch kälter an.
Ursprung des Martinstages
Der Martinstag wird in ganz Deutschland, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und Schweden gefeiert. Er ist der Gedenktag des Heiligen Martin von Tours.
Der Legende nach teilte der römische Soldat Martin seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. In der Nacht erschien ihm der Bettler im Traum und gab sich als Christus zu erkennen. Martin wurde Bischof von Tours.
Warum findet ein Laternenumzug statt?
Am 11. November 397 wurde Martin von Tours zu Grabe getragen – begleitet von einem Lichterzug. An dieses Ereignis erinnert heute der Laternenumzug zum Martinstag, nur dass die modernen Martinsumzüge von einem lebendigen Reiter angeführt werden, der als römischer Soldat Martin verkleidet ist. Während des gesamten Umzugs werden Martinslieder gesungen.
Eine andere Theorie besagt, dass der Laternenumzug seinen Ursprung in einem Erntedankbrauch hat. Dabei zogen Kinder mit Fackeln von Tür zu Tür und baten um Früchte und Gebäck. Dieser sogenannte Haschebrauch ist heute noch in den nördlichen Landesteilen als Sankt Martinssingen oder Martinisingen üblich.
Am Ziel des Zuges wird ein großes Martinsfeuer entzündet, um das sich die Menschen versammeln. Es ist ein symbolisches Freudenfeuer für die gute Tat Martins. Hier ist eine Verbindung zu den Erntefeuern der Antike unverkennbar.
Wie kommt Sankt Martin zum Weckmann?
Der Weckmann, Stutenkerl, Piefekopp, Buckmann, Maddinsmändel oder Grittibänz, wie er in der Schweiz genannt wird, ist eine Gebäckfigur aus Hefeteig, die regional an Stankt Martin an die Kinder verschenkt wird. Trotz der vielen Namen sieht der Hefemann fast überall gleich aus. Ursprünglich stellt das Gebäck einen Bischof dar, sowohl den heiligen Martin als auch den heiligen Nikolaus.
Die charakteristische große Pfeife, die das leckere Kerlchen ziert, ist wohl auf den Einfluss der Reformation zurückzuführen. Das katholische Symbol des Bischofsstabes wurde ganz pragmatisch zur Pfeife „verweltlicht“.
Ein typisches Festessen um den Martinstag ist die Martinsgans. Früher wurden aus Kostengründen einige Gänse vor dem Winter geschlachtet, um sie nicht füttern zu müssen. Der Martinslegende nach aber verrieten die Gänse Martin, als dieser sich vor seiner Bischofsweihe im Stall versteckte. Er ließ sie deshalb braten.