Straubing

Erhard Grundl: Bildungsgerechtigkeit ist Grundlage einer zukunftsfähigen Gesellschaft

Einziger Kandidat bei der Nominierungsversammlung in Gotteszell war Erhard Grundl aus Straubing. In geheimer Abstimmung erhielt er bei 14 abgegebenen Stimmen 13 Ja-Stimmen. Eine 14. Ja-Stimme musste aus formalen Gründen als ungültig gewertet werde. Somit erzielte Grundl ein Ergebnis von 100 Prozent.

Die Standhaftigkeit der Grünen bei Themen wie einer dezentral organisierten Energiewende oder der Frage einer ökologisch verträglichen Mobilität“, bezeichnete Grundl in seiner frei gehaltenen Bewerbungsrede als Eckpfeiler seiner politischen Vorstellungen. „Ich bin einer der, von manchen gefürchteten, Quereinsteiger in die Parteipolitik. Erst nach etlichen Jahren im Berufsleben bin ich mit über 40 zur Parteipolitik gekommen.Ich glaube, das hat mir bisher geholfen, einen pragmatischen Blick auf die anfallenden Probleme zu behalten.“ Der 53-jährige, geborene Mallersdorfer ist seit mehr als 25 Jahren als Verkaufsmanager in der Independent-Musikindustrie tätig und vertritt dort beispielsweise die Interessen kleiner Plattenfirmen gegenüber den großen Handelskonzernen.

Seine bisherige Parteikarriere: Er vertritt die niederbayerischen Grünen im erweiterten Landesvorstand, ist gewählter bayerischer Vertreter im Länderrat seiner Partei und bildet zusammen mit der Rottalerin Mia Goller das Duo an der Bezirksspitze der Grünen. In Straubing war er federführend daran beteiligt, aus den Grünen eine etablierte kommunale Kraft zu machen.

Als sein persönliches politisches Kernthema bezeichnet der zweifache Familienvater das Thema „Gerechtigkeit“. „Ich bin ein Kind der Sechziger und Siebziger Jahre und ich bin durch die Politik von Willy Brandt geprägt worden. Mein Selbstverständnis als Politiker ist es, sich niemals mit einer immer weiter klaffenden, oder einer gar zementierten Lücke zwischen Arm und Reich abzufinden. Wenn es hier nicht gelingt gegenzusteuern, werden wir Gefahr laufen, die Grundlagen unseres Zusammenlebens zu verlieren.“ und er ergänzte „Wir müssen als Politiker jeden Tag für Bildungsgerechtigkeit kämpfen, denn sie ist der entscheidende Schlüssel für die „soziale Gerechtigkeit“.

Erhard Grundl ist gewähltes Mitglied im Vorstand der Arbeiterwohlfahrt Straubing-Bogen, wirkt im Vorstand des Mieterschutzvereins mit und er engagiert sich in der Flüchtlingshilfe. „Beim Thema „Flüchtlinge“ bin ich wie ganz viele, nur ein kleines, aber ein stolzes Zahnrad im Getriebe.“ Am Mittwoch wies er auf die Bedeutung des persönlichen Engagements von unzähligen Privatpersonen, der hiesigen Wirtschaft oder dem persönlichen Einsatz zahlreicher Schulleiter und Lehrer hin. „In Deutschland engagieren sich zehn Prozent der Menschen freiwillig in der Flüchtlingshilfe. Auf diese Zahl können wir uns alle zusammen wirklich was einbilden“. Bei der „Herkulesaufgabe“ der Integration hilft nach Grundls Ansicht  eine „romantisierende“ Sichtweise nicht weiter. Nur wer sich den sachlichen Blick auf die vielfältigen Probleme bei der Integration erhalte, der könne wirkliche Verbesserungen erarbeiten. Die destruktive Stimmungsmache der Rechtspopulisten müsse man  aber auf allen Eben auf das Schärfste  bekämpfen. „Diese Typen sind nicht an einem guten Zusammenleben interessiert. Sie haben nur ein Thema und wollen damit ihre fade Suppe kochen.“ erklärte er.

Von links: Bastian Kulzer (Kreisvorsitzender Straubing), MdL Rosi Steinberger, Sigrid Weiss (Kreisvorsitzende Regen), Erhard Grundl, Kreisrätin Anita Karl und Versammlungsleiter Matthias Ernst.
Von links: Bastian Kulzer (Kreisvorsitzender Straubing), MdL Rosi Steinberger, Sigrid Weiss (Kreisvorsitzende Regen), Erhard Grundl, Kreisrätin Anita Karl und Versammlungsleiter Matthias Ernst.

Um als Kommunalpolitiker seine Ambitionen für ein Bundestagsmandat zu untermauern, wies Grundl auf die, nach seiner Meinung, zahlreichen Berührungspunkte zwischen Kommunalpolitik und Bundespolitik hin. Als ein Beispiel nannte er die diskutierten Handelsabkommen: „Ein Abkommen wie CETA gefährdet die kommunale Daseinsvorsorge etwa im Bereich der Trinkwasserversorgung in hohem Maße. CETA und TTIP haben nicht mitfreiem Handel zu tun und sie helfen bestimmt nicht der mittelständischen Wirtschaft. Sie haben aber sehr viel damit zu tun, dass multinationale Konzerne sich über demokratisch getroffene Entscheidungen hinwegsetzen wollen. Dagegen wende ich mich entschieden.“

Nach seiner Wahl erklärte Grundl , dass er sich am 19. November in Plattling um das Votum der niederbayerischen Grünen bewerben werde.

„Falls ich dort die Zustimmung bekomme, werde ich mich im Dezember in Augsburg für einen aussichtsreichen Platz auf der Grünen Landesliste bewerben.“ Letztendlich entschieden werde dann natürlich bei der Bundestagswahl von den Wählern. Unter dem Beifall seiner Parteifreunde schloss Grundl  seine Rede mit einem Zitat von Bruce Springsteen: „We’re pulling out of here to win!“ (Wir machen uns auf den Weg um zu gewinnen!)