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Business-Groteske: Man lacht und lacht und lacht

Als Auftakt der neuen Spielzeit präsentiert die Konzeptbühne Schmid´s Laden in Geisenhausen am Sonntag, 18. September um 17 Uhr  eine Neuproduktion in einem Genre, das bisher selten gezeigt wurde: Comedy! Dabei orientiert sich diese Groteske nicht an den Formaten, die im Fernsehen zu sehen sind, sondern definiert den Begriff in der Tradition des bayerischen Komikers Karl Valentin. Christoph Goldstein hat sich das Stück angeschaut und stellte im Nachhinein fest: 

2016-09-19_10-400Die Parodie – wir lachen über die Verzerrung, die eine Distanz herstellt zwischen etwas, das wir kennen, und seiner komischen Nachahmung – hat die Kraft, dass wir über uns selbst lachen können. Das ist das eigentliche „Thema“ neben dem Inhalt, den die Groteske „Ein Produkt ist nicht nur eines, sondern mehrere“ von Christoph Schmid natürlich auch hat:

Christoph Schmid, der den Salatschüsselhersteller Anton Senftgruber verkörpert, und Adelheid Hold, die in die Rolle der Journalistin Adelinde Berthold schlüpft, entfalten aus einer ganz simplen Interviewsituation, die den Rahmen des Stückes bildet, eine wahnsinnig komische Geschichte, von der man knapp eine Stunde lang königlich unterhalten wird:

Anton Senftgruber verkauft, da das Geschäft mit Salatschüsseln nicht mehr so recht laufen will, Salatschüsseln als Teetassen; so rettet er gleichzeitig die Waschlappenindustrie (der Waschlappen wird zum Teebeutel) und kurbelt zudem, die Teeindustrie an (in einen Waschlappen passt eben mehr hinein). Obendrein baut er das Motto „immer größer und gleichzeitig multifunktional“ (die Salatschüssel ist Salatschüssel, Teetasse und Waschschüssel) zur universalen Wirtschaftstheorie aus. Dem von der schieren Größe beeindruckten Kunden werden, weil er es gar nicht merkt – denn Salatschüsseln oder Teetassen gibt es ja nicht in der Abteilung für Badartikel – also drei identische Produkte, die den Anschein haben, drei völlig unterschiedliche Produkte zu sein, untergejubelt.

Das, was Sie gerade eben in ein paar Zeilen, vielleicht kopfschüttelnd, gelesen haben, wirkt auf der Bühne so hanebüchen, so komisch, dass man darüber lachen muss. Dieser Genuss kippt, wenn man sich vergegenwärtigt über wen wir eigentlich lachen: Über uns selbst! Denn wer ist nicht schon einmal in eine ähnliche, wie oben beschriebene, Falle, in die wir bereitwillig tappen, denn man glaubt ja was einem gesagt wird, getappt? Wir lachen also über uns selbst, was wir äußerst selten mit Genuss tun, und fühlen uns dabei großartig unterhalten. Erst zu Hause, wenn man ein bisschen Distanz zum Vergnügen hat, dann merkt man über was wir eigentlich gelacht haben – nämlich über das, worüber die Unternehmer nicht aufhören können zu lachen – über die unreflektierte Einfalt der Konsumgesellschaft.

Hat also das Stück einen typisch deutschen, moralisierenden Schluss? Nein! Es bleibt reiner Genuss. Das Stück zwingt uns nicht über eine Moral nachzudenken; die Moral müssen wir selbst liefern – oder nicht. Wir haben die Freiheit der Wahl. Wenn wir diese Freiheit der Wahl nicht mehr bemerken, dann ist es so wie beim Kauf der Salatschüssel von Anton Senftgruber: Wir hören bei unseren Entscheidungen nicht mehr auf uns selbst, sondern auf das, was uns gesagt wird.

Am kommenden Freitag den 23.September kann man diese Comedy zum letzten Mal miterleben. Beginn ist um 20 Uhr.