Besuch beim Biohof Arzberger – Von Null auf 100 Prozent Bio in 17 Jahren
(ra) Es war beeindruckend was die Besucher am Samstag bei der Betriebsbesichtigung des Biohofs der Familie Arzberger in Griesau, bei Pfatter, zu hören und sehen bekamen. Der ÖDP Kreisverband Straubing- Bogen hatte die Hofbesichtigung organisiert, dabei erzählte Korbinian Arzberger, wie sie mit ihrem Betrieb begonnen haben.

Vor etwa 17 Jahren übernahmen er und seine Frau den Betrieb von den Großeltern. Das Anwesen war in die Jahre gekommen, die Flächen schon länger verpachtet. Schritt für Schritt wurden auch neue Gebäude zugebaut. Der studierte Agraringenieur und die Lebensmitteltechnologin, Korbinian und Julia Arzberger haben ihre Ideen in die Wirklichkeit umgesetzt. Die erste Zeit haben sie noch konventionell im Nebenerwerb gearbeitet und sich langfristig für einen Biohof mit hofeigener Vermarktung entschlossen. Der Betrieb ist heute sehr vielseitig aufgestellt.
Kaltblüter auf dem Biohof Arzberger
Als erstes zeigte Korbinian den selbst konstruierten Pferdestall. Dieser hat die Vorteile, dass die Pferde jederzeit selbst entscheiden können, wann sie zum Fressen gehen und dabei nicht von Artgenossen gestört werden können. Zudem haben sie einen großen Auslauf mit zirka 3000 Quadratmeter Fläche. Im Betrieb sind 15 Pferde eingestellt. Neun eigene Kaltblüter nutzt der Hausherr zum Rücken von Holz. Zum einen arbeitet er als Lohnunternehmer in Bereichen, wo Maschinen nicht mehr eingesetzt werden können und zum anderen vermittelt er sein Wissen an Schüler, als Dozent an der Waldbauernschule Kelheim oder an der Hochschule in Weihenstephan.
Ein weiteres Standbein und frühe Leidenschaft von Korbinian sind seine Zweinutzungshühner. Schon als Junge hatte er einige Hühner und beschäftigte sich mit der Zucht. Heute verfügt der Betrieb über mobile Hühnerställe mit bis zu 600 Hühner und Hähnen. Wichtig ist für ihn, dass seine Nutztierrassen genügend Platz haben und robust sind. Vor allem bei den Schweinen waren sie überrascht, wie einfach es mit guten Rassen funktioniert. Nur wenn neue Schweine von anderen Betrieben an den Hof kamen gab es manchmal Probleme, weil diese Krankheiten einschleppten. Aber seitdem sie ausschließlich mit eigenen Tieren züchten und mästen gibt es kaum noch Probleme. Die Tiere sind gesund und laufen auch im Winter bei minus 10 Grad im Offenstall oder auf der Weide. Neben den Schweinen verfügt der Hof auch über eine Herde von Gallowayrindern. Sie sind kleiner als die bei uns oder im süddeutschen Raum üblichen Rassen, jedoch sind sie sehr robust und anspruchslos.

Dass das Fleisch der Schweine und Rinder großenteils im eigenen Hofladen vermarktet werden kann, ist ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg des Biohofes. Die Rinder werden auf der Weide geschlachtet und dann vom Metzger zerlegt. Nach zirka zweieinhalb Wochen kommt das Fleisch in den Hofladen. Probleme gibt es kaum, da der Betrieb auf vielen Standbeinen steht. Wenn die Nachfrage nach Eiern und Hühnerfleisch sinkt werden einfach weniger Hühner gehalten. Auch bei den anderen Arten ist es so. Da der Betrieb minimalistisch ausgestattet ist, hält sich die investierte Summe in Grenzen. Weder große Ställe noch Premium-Landmaschinen sind am Hof zu finden.
Hofeigene Vermarktung
Das einzige was neu und wirklich ein Hingucker ist, ist der Verkaufsladen und das Wohnhaus. Der Hof selbst erinnert an die guten alten Zeiten, in denen der Hahn noch auf dem Misthaufen stand. Trotz oder gerade wegen dieser Idylle funktioniert das Prinzip anscheinend sehr gut. Hinderlich ist wie in vielen Bereichen die aufwändige Bürokratie. Ob es bei der tierärztlichen Betreuung, Schlachtung oder bei der Bio-Zertifizierung ist, alle nehmen viel Zeit und Geld in Anspruch. Durch die hofeigene Vermarktung, Zucht und nahezu 100 Prozent Eigenversorgung mit Futtermitteln steht der Arzberger-Hof nicht so stark wie andere Landwirte zwischen den Mühlsteinen von Lieferanten und Großabnehmern.
Nach der ausführlichen Führung gab es noch eine rege Diskussion. Zum einem war die Meinung eines Teilnehmers, dass das Ziel 30 Prozent Biolandwirtschaft welches im Volksbegehren Artenvielfalt im Gesetz gefordert ist, schädlich für die Biolandwirte sei. Michael Hirtreiter, Kreisrat der ÖDP Straubing-Bogen, entgegnete, dass die Politik gefordert ist, die Biolandwirte zu unterstützen. In öffentliche Kantinen sollte eine Verpflichtung von 30 Prozent Biolebensmitteln durchgesetzt und 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen des Freistaats biologisch bewirtschaftet werden. In Österreich ist der Anteil von Bioanbauflächen schon doppelt so hoch wie in Bayern.
Familie Arzberger zeigt, dass ein Neustart mit einer biologischen Landwirtschaft sehr gut möglich ist. Michael Röder, Direktkandidat für den Landtag meinte, dass auch die Kommunen gefordert sind, Bio- und regionale Erzeuger zu unterstützen. Es soll für den Verbraucher besser erkenntlich werden welche Produkte regional und zudem umweltschonender sind. Eine Regionalmarke für den Landkreis Straubing-Bogen wäre aus seiner Sicht das passende Mittel.