Autoflowering Cannabis: Der ideale Einstieg für Hobbygärtner?
(ra). Seit einigen Jahren erobert ein spezieller Typ von Cannabis die Herzen von Hobbygärtnern: Autoflowering Cannabis. Diese Pflanzen haben eine bemerkenswerte Eigenschaft – sie blühen automatisch, unabhängig vom Lichtzyklus. Doch was genau macht diese Sorten so besonders, und eignen sie sich tatsächlich als Einstieg in den Cannabisanbau?
Was bedeutet eigentlich „autoflowering“?
Herkömmliche Cannabis-Pflanzen (auch „photoperiodische“ Sorten genannt) blühen erst, wenn sie einem bestimmten Lichtzyklus ausgesetzt werden – typischerweise 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit. Diese Pflanzen orientieren sich an den natürlichen Jahreszeiten und beginnen erst im Herbst mit der Blüte, wenn die Tage kürzer werden. Wer solche Sorten anbaut, muss daher die Beleuchtungszeiten sorgfältig steuern, um die Blütephase einzuleiten.

Anders bei Autoflowering-Sorten: Sie entstanden durch die Kreuzung mit Cannabis ruderalis, einer wilden Cannabis-Variante aus Sibirien und Osteuropa. Die harten klimatischen Bedingungen in diesen Regionen haben Ruderalis dazu gebracht, unabhängig vom Lichteinfall zu blühen – eine Anpassung an die kurze Wachstumsperiode. Man kann heute Cannabissamen finden, die diese automatische Blüheigenschaft mit den gewünschten Effekten von Indica- und Sativa-Sorten vereinen.
Die Vorteile für Einsteiger auf einen Blick
Autoflowering-Sorten bieten zahlreiche Vorteile, die besonders für Anfänger interessant sind:
- Kompakte Größe: Die meisten Autoflower-Pflanzen bleiben mit 40-120 cm deutlich kleiner als ihre photoperiodischen Verwandten. Das macht sie ideal für begrenzte Räume, Balkonkästen oder unauffälligen Außenanbau.
- Kurze Wachstumszeit: Von der Aussaat bis zur Ernte vergehen bei Autoflowering-Sorten oft nur 8-10 Wochen – ein enormer Vorteil gegenüber herkömmlichen Sorten, die leicht 3-5 Monate benötigen können.
- Pflegeleichter Anbau: Durch den automatischen Blührhythmus entfällt das komplizierte Management des Lichtzyklus. Sie müssen keine Lichtpläne erstellen oder die Beleuchtung umprogrammieren.
- Mehrere Ernten pro Jahr: Die kurze Wachstumszeit ermöglicht mehrere Erntezyklen pro Jahr, selbst in Regionen mit kürzerem Sommer.
- Widerstandsfähigkeit: Dank ihrer Ruderalis-Gene sind viele Autoflower-Sorten robuster gegenüber Kälte, Schädlingen und Anfängerfehlern.
Die Schattenseiten des automatischen Wunders
Wie alles im Leben haben auch Autoflowering-Sorten ihre Nachteile:
Eingeschränktes Training: Viele fortgeschrittene Anbautechniken wie längeres Vegetieren oder umfangreiches Beschneiden funktionieren bei Autoflowern nicht optimal.
Geringerer Ertrag: Durch ihre kompaktere Größe produzieren sie in der Regel weniger Blüten als photoperiodische Sorten. Allerdings bieten Saatgutbanken wie Barney’s Farm auch selbstblühende Sorten mit hohem Ertrag an.
Weniger Korrekturmöglichkeiten: Da die Pflanzen einem vorprogrammierten Zeitplan folgen, haben Sie weniger Zeit, um Fehler zu korrigieren. Eine stark gestresste Autoflower erholt sich möglicherweise nicht mehr vollständig vor der Blüte.
Eingeschränktes Training: Viele fortgeschrittene Anbautechniken wie längeres Vegetieren oder umfangreiches Beschneiden funktionieren bei Autoflowern nicht optimal.
Anbautipps für erfolgreiche Autoflower-Ernten
Um das Beste aus Ihren Autoflowering-Pflanzen herauszuholen, beachten Sie folgende Tipps:
Der richtige Start
Säen Sie die Samen direkt in ihren endgültigen Topf. Das Umtopfen stresst Autoflower-Pflanzen erheblich und kann zu Wachstumsverzögerungen führen, die aufgrund der kurzen Lebenszeit nicht mehr aufgeholt werden können.
Topfgröße
Wählen Sie einen Topf mit mindestens 11-15 Litern Volumen. Obwohl Autoflower-Pflanzen kompakt sind, brauchen sie ausreichend Platz für ein gesundes Wurzelsystem.
Beleuchtung
Mehr Licht bedeutet bessere Erträge. Idealerweise bekommen Autoflowering-Pflanzen 18-20 Stunden Licht und 4-6 Stunden Dunkelheit pro Tag – durchgehend, von der Keimung bis zur Ernte.
Vorsicht beim Düngen
Autoflowering-Sorten sind empfindlicher gegenüber Überdüngung. Beginnen Sie mit der halben empfohlenen Dosis und steigern Sie sie nur, wenn die Pflanzen positiv reagieren.
Schonende Trainingsmethoden
Verzichten Sie auf High-Stress-Training wie Topping. Sanftere Methoden wie Low-Stress-Training (vorsichtiges Biegen der Zweige) können den Ertrag verbessern, ohne die Pflanzen zu stark zu belasten.
Rechtliche Hinweise zum Anbau
In Deutschland ist der private Cannabis-Anbau mittlerweile legalisiert, allerdings mit klaren Einschränkungen. Erwachsene ab 18 Jahren dürfen bis zu drei blühende Pflanzen pro Person zum Eigenkonsum anbauen. Der Gesamtbesitz ist auf 50 Gramm getrocknetes Cannabis beschränkt, während bis zu 25 Gramm transportiert werden dürfen. Anbauvereinigungen bieten zudem eine legale Möglichkeit für gemeinschaftlichen Cannabisanbau.
Trotz Legalisierung gelten strenge Regeln zum Jugendschutz und Konsumverbote in der Öffentlichkeit, besonders in der Nähe von Schulen, Spielplätzen und Sportstätten.
Für wen eignen sich Autoflowering-Sorten wirklich?
Autoflowering-Cannabis ist besonders geeignet für:
- Anfänger, die einen unkomplizierten Einstieg suchen
- Gärtner mit begrenztem Platz (Balkon, kleine Growbox)
- Menschen, die schnelle Ergebnisse wünschen
- Outdoor-Grower in Regionen mit kurzen Sommern
- Diskrete Anbauer, die kompakte Pflanzen bevorzugen
Weniger geeignet sind sie für:
- Grower, die maximale Erträge anstreben
- Anbauer, die gerne experimentieren und ihre Pflanzen trainieren
- Menschen, die Stecklinge nehmen und Mutterpflanzen halten möchten
Zum Schluss haben Autoflowering-Sorten den Cannabis-Anbau demokratisiert und vereinfacht. Was einst als minderwertiger Cannabis-Typ abgetan wurde, ist heute eine ernstzunehmende Alternative zu photoperiodischen Sorten. Sie verzeihen Anfängerfehler eher als herkömmliche Sorten und liefern in kurzer Zeit respektable Ergebnisse. Für Hobbygärtner, die erste Erfahrungen sammeln möchten, sind sie tatsächlich eine ideale Einstiegsmöglichkeit.