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Allerheiligen: Tradition der Grabpflege lebt weiter

(pw) Wenn sich der Herbst dem Ende zuneigt und die Blätter von den Bäumen fallen, rückt für viele Menschen ein besonderer Tag in den Fokus: Allerheiligen am 1. November. Dieser Tag des Gedenkens an die Verstorbenen ist tief in unserer Kultur verwurzelt und bringt eine ganz eigene Tradition der Grabpflege mit sich.

Friedhöfe erstrahlen in besonderem Glanz

Friedhof Straubing – Foto: Haas

In den Tagen vor Allerheiligen herrscht auf den Friedhöfen unserer Region geschäftiges Treiben. Angehörige kommen mit Eimern, Harken und Blumen bewaffnet, um die Gräber ihrer Verstorbenen herzurichten. „Es ist eine Form des Respekts und der Verbundenheit“, meint dazu Sonja Kraus, die gerade das Graf ihrer Eltern schmückt. „Ich komme das ganze Jahr über regelmäßig, aber zu Allerheiligen gebe ich mir besondere Mühe.“

Traditionelle Vorbereitungen

Die Vorbereitungen folgen meist einem bestimmten Muster: Zunächst wird das Grab gründlich gesäubert, Unkraut entfernt und die Erde aufgelockert. Anschließend werden neue Pflanzen gesetzt oder bestehende Bepflanzungen ergänzt. Den krönenden Abschluss bilden Gestecke, Kränze und Grablichter. Friedhofsgärtner beobachten dieses Ritual seit Jahren. Dies bestätigt auch ein 54-jähriger Friedhofsbesucher, der nicht namentlich genannt werden will: „Die Menschen legen großen Wert darauf, dass die Gräber zu Allerheiligen besonders schön aussehen. Viele kommen schon Wochen vorher, um alles vorzubereiten.“

Blumenpracht trotz Herbstwetter

Grabpflege zu Allerheiligen
Gesteck-Idee von Luise Plep, Floristikwerkstatt Pleb – Foto: Haas

Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit bieten die Gräber zu Allerheiligen oft ein farbenfrohes Bild. Chrysanthemen in allen Schattierungen dominieren das Bild, ergänzt durch robuste Hornveilchen und farbenfrohe Stiefmütterchen. „Diese Pflanzen trotzen auch kühlerem Wetter und bleiben lange attraktiv“, weiß Luise Pleb von der gleichnamigen Floristikwerkstatt. Sie legt aber großen Wert auf individuelle Grabgestaltung. Ihre Kunden wissen dies zu schätzen, denn jedes Gesteck, welches sie für diesen 1. November kreiert ist ein Unikat: „Ich habe natürlich selber viele Ideen, aber wenn Kunden bereits Vorstellungen haben, setze ich diese gern um.“ Zunehmend beliebt sind auch Kombinationen aus blühenden Pflanzen und strukturgebenden Elementen wie Gräsern oder immergrünen Zwergkoniferen in Verbindung mit diversen Gegenständen. „Das sorgt für ein interessantes Gesamtbild und sieht auch im Winter noch ansprechend aus“, so Luise Pleb.

Lichtermeer in der Dämmerung

Mit Einbruch der Dämmerung entfaltet sich auf den Friedhöfen eine ganz besondere Atmosphäre. Tausende Grablichter werden entzündet und tauchen die Gräberfelder in ein warmes, flackerndes Licht. „Es ist ein bewegender Anblick“, sagt Johannes Bauer, der an Allerheiligen immer erst nach der offiziellen kirchlichen Zeremonie das Grab seiner verstorbenen Angehörigen besucht: „Das Licht symbolisiert Hoffnung und die Verbindung zu unseren Verstorbenen.“

Tradition im Wandel

Auch so sieht eine Erinnerung an unsere Lieben aus (Friedhof Konzell) – Foto: Haas

Während die grundlegende Tradition der Grabpflege zu Allerheiligen weiterlebt, zeigen sich auch Veränderungen. Ein Trend zu pflegeleichteren Lösungen ist zu beobachten. Immer mehr Menschen entscheiden sich für Urnengräber oder Gemeinschaftsgrabanlagen, die weniger Aufwand erfordern. Dennoch bleibt der Wunsch, den Verstorbenen zu gedenken und ihnen einen würdigen Ort zu bewahren, ungebrochen. „Allerheiligen ist mehr als nur Grabpflege“, weiß Luise Pleb. „Es ist ein Tag der Erinnerung, des Innehaltens und der Verbundenheit mit unseren Lieben, die nicht mehr unter uns sind.“ Entsprechend will sie auch den Wünschen ihrer Kunden nachkommen.

So werden auch in diesem Jahr wieder viele Menschen am 1. November die Friedhöfe besuchen, Kerzen entzünden und in stillem Gedenken verweilen – eine Tradition, die Generationen verbindet und Trost spendet.