Straubing

Familienbeirat der Stadt Straubing besucht Klinikum St. Elisabeth

(ra) Der Familienbeirat der Stadt hält seine Sitzungen auch außerhalb des Rathauses ab. Am Mittwoch war das Klinikum St. Elisabeth an der Reihe, um auf familienrelevante Aspekte geprüft zu werden. Besonders angetan waren die Beiräte vom Patienteninformationszentrum (PIZ) am Klinikum.

Im PIZ nehmen sich Profis für Besucher Zeit und beraten bei Fragen rund um die Gesundheit. Der kostenlose Service steht allen Bürgern der Region offen – unabhängig von einem Krankenhausaufenthalt -, und ist (noch) ein Geheimtipp.

Gerhard Grader (vorne links), stellvertretender Leiter der Krankenpflegeschule am Klinikum St. Elisabeth, zeigt dem Familienbeirat das hochmoderne „Skills-Lab“ kurz vor der Inbetriebnahme. An der High-Tech-Puppe kann solange geübt werden, bis jeder Handgriff sitzt. Mit im Bild Klinikums-Geschäftsführer Dr. Christoph Scheu (r.). - Foto: Eisenmann
Gerhard Grader (vorne links), stellvertretender Leiter der Krankenpflegeschule am Klinikum St. Elisabeth, zeigt dem Familienbeirat das hochmoderne „Skills-Lab“ kurz vor der Inbetriebnahme. An der High-Tech-Puppe kann solange geübt werden, bis jeder Handgriff sitzt. Mit im Bild Klinikums-Geschäftsführer Dr. Christoph Scheu (r.). – Foto: Eisenmann

„Wir wollen für alle der gute Nachbar sein“, begründete Klinikums-Geschäftsführer Dr. Christoph Scheu die Entscheidung für das PIZ vor vier Jahren. Viele positive Begegnungen zeigten, dass es richtig war, für das Extra-Angebot jedes Jahr einen fünfstelligen Betrag auszugeben. „Der Bedarf nach Lotsen zu Gesundheitsthemen ist riesig, allerdings finden bisher nicht alle Ratsuchenden den Weg ins PIZ“ und Dr. Scheu rief die Familienbeiräte dazu auf, die Beratungsstelle besser bekannt zu  machen.

Es gebe in Deutschland nur 18 Patienteninformationszentren für etwa 2000 Krankenhäuser, zwei davon befinden sich in Bayern, stellte Barbara Notz vom PIZ die ursprünglich aus Amerika stammende Idee vor. Was bedeuten die Laborwerte? Wer betreut die Mutter, wenn die Tochter ins Krankenhaus muss? Wie wird der Asthma-Spray richtig genutzt? Bei Fragen rund um die Erkrankung helfe man mit Broschüren, Büchern, Internetadressen und Filmen weiter. Wo sich die kranken Organe befinden, erfahren Besucher am Torso zum Anfassen. „So bekommt man einen neuen Zugang zu seinem Körper“, sagte Barbara Notz. „Wir nehmen den Patienten an der Hand, um selber für seine Gesundheit aktiv zu werden und beim Spezialisten wichtige Fragen zu stellen.“ Weitere Themen sind Patientenverfügung, Pflegeberatung und Krebs-Sozialberatung.

Kurz vor der Inbetriebnahme durfte der Familienbeirat das noch nach Farbe riechende hochmoderne „Skills-Lab“ in der Krankenpflegeschule am Klinikum besichtigen. In der Simulationseinrichtung können pflegerische Arbeiten am Patienten simuliert und trainiert werden. Solche Einrichtungen für mehr Patientensicherheit gebe es nur in ein paar Krankenhäusern Deutschlands, sagte Dr. Scheu. Auch Mitarbeiter der Pflege und Praxisanleiter würden in dem Simulationslabor geschult.

Gerhard Grader, stellvertretender Leiter der Krankenpflegeschule, brachte seine Zuhörer ins Staunen, als er der High-Tech-Puppe Darm- und Würgegeräusche entlockte und sie sogar sprechen ließ. An der Puppe mit Atem und Puls lernen die Auszubildenden beispielsweise das Legen eines Dauerkatheters. Sie können solange üben, bis jeder Handgriff sitzt. Vom Regieraum aus werden die Tätigkeiten pädagogisch betreut und nachbesprochen. „Die Pflegeausbildung passiert auf hohem Niveau“, zeigte sich stellvertretender Beirats-Vorsitzender Markus Böhm beeindruckt.

Wie erwartet kam aus dem Familienbeirat die Frage, warum es keine Kinderstation im Klinikum St. Elisabeth gibt. Dr. Scheu erklärte, dass es sich dabei um eine Entscheidung der Landespolitik handele, die er nicht beeinflussen könne. Schon vor Jahren habe die Politik beschlossen, die Versorgung von Kindern in Deggendorf und Regensburg anzusiedeln. In der Geburtshilfe am Klinikum St. Elisabeth arbeite man mit niedergelassenen Kinderärzten zusammen. Die KoKi-Beratungsstelle (Koordinierender Kinderschutz) von Stadt und Landkreis beantworte in regelmäßigen Sprechstunden auf Station 22 Fragen junger Eltern.

In Sachen Kinderbetreuung sei die Not aufgrund gesetzlich verankerter Platz-Ansprüche und Anstrengungen der Stadt nicht mehr so groß wie vor einigen Jahren, sagte Dr. Scheu. Bei einer Befragung am Klinikum hätten sich vor einigen Jahren wenige Interessenten für eine hausinterne Betreuung gemeldet. Sein Fazit: „Der Staat kümmert sich. Wir werden das Thema Kinderkrippe deshalb nicht selber in die Hand nehmen.“

Er rief den Familienbeirat dazu auf, das Klinikum „wohlwollend kritisch“ zu begleiten und sich mit Anliegen zu melden, um gemeinsam „im überschaubaren Umfeld etwas positiv zu bewegen“.

Der Beirat war sich einig, das Sitzungsgeld für die Krebsberatung im PIZ zu spenden. Er ist daran interessiert, in die Sitzungen von Jugendhilfe- und Sozialhilfe-Ausschuss eingeladen zu werden, um die Belange der Familien dort vertreten zu können. Die nächste Familienbeiratssitzung findet am 11. Januar statt.