Ermordete von Kirchroth hätte ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht
(jh) Es wäre ein Mädchen gewesen, dass Beate K. (45) im Spätherbst 2016 zur Welt gebracht hätte. Doch es kam nicht dazu, denn der 39-jährige Franz-Xaver H. ist angeklagt, die werdende Mutter samt ihrem Ungeborenen am 14. September getötet zu haben. Wegen Mord muss er sich derzeit vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht Regensburg verantworten. Am Montagvormittag wurden vorwiegend Mediziner in den Zeugenstand gerufen.
Den Schilderungen der Zeugen zufolge – darunter auch ein Gutachter – war die Frau grausam getötet worden. Furchtbar daran: Der Fötus im Leib der 39-Jährigen erstickte mangels Blut-/Sauerstoffversorgung durch die Nabelschnur, die Mutter dürfte aufgrund von mehreren Stichverletzungen im Bereich von Bauch, Brust, Oberschenkel und Hals längere Zeit qualvoll gelitten haben, ehe ihr Kreislauf versagte und bewusstlos wurde. Ein Ersthelfer hatte bereits vor einer Woche davon berichtet, dass er sie mit einer offenen Bauchdecke, aber bei Bewusstsein, vorgefunden hatte. Sie Beate K. hatte um Hilfe gefleht.
Ein Chirurg am Klinikum Straubing erinnerte sich am Montagvormittag: „Wir operierten von 15.22 bis 19.05 Uhr.“ Mit „wir“ meinte er unter anderem mehrere Operateure. Nachdem Gynäkologen zuerst per Notkaiserschnitt das Kind aus dem Unterleib holten, waren er und weitere Mediziner damit beschäftigt abwechselnd an inneren Organen, wie Darm, Niere und Bauchspeicheldrüse sowie an mehreren Stellen im Halsbereich Blutungen zu stillen und Verletzungsöffnungen zu schließen. Über 70 Blutkonserven seien verbraucht worden. Und dennoch konnte der Kreislauf der Frau, die bereits bei der Einlieferung im Schockraum reanimiert werden musste, auf Dauer nicht aufrechterhalten und stabilisiert werden. „Die multiplen Verletzungen waren zu viele gewesen“, resümierte der Chirurg.
Ein Gutachter des Instituts für Rechtsmedizin in Erlangen erläuterte die Sektionsergebnisse an Mutter und Fötus. Er bestätigte das Verletzungsbild, welches der Klinikum-Chirurg bereits beschrieb: In der unteren Halspartie war bei mehreren Schnitten bzw. Stichen unter anderem die Spreiseröhre verletzt worden. Ein weiterer Stich war in die rechts Brustseite gesetzt worden. Großen Schaden richtete ein Stich in die rechte Bauseite. Die Klinge drang in die Bauhöhe, traf auf die Gebährmutter, durchstach bzw. durchschnitt mehrere Darmschlingen und Darmaufhängungen, verletzte Bauchspeicheldrüse und Niere, ehe sie an einer Rippe endete. Auch am linken Oberschenkel hatte der Täter seinem Opfer eine Stichverletzung verpasst.
Als Tatwaffen stellte die Polizei damals zwei Messer sicher: Ein Dämmstoffmesser mit einer nach vorne zulaufende Sägeklinge mit einer Länge von 29 Zentimeter und ein Küchenmesser mit einer abgerundeten Sägeklinge mit einer Länge von 14 Zentimeter.
Dass es zu einer massiven Kampfhandlung mit entsprechenden Abwehrversuchen von Beate K. gekommen sein musste, darauf deuten auch Riss-Quetsch-Wunden am Hinterkopf, an der Stirn sowie ein Nasenbeinbruch und eine Verletzung an der Oberlippe. Neben Hautabschürfungen und -defekten am Kopf stellte der Gerichtsmediziner mehrere Schnittverletzungen an den Händen fest. In welcher Reihenfolge der Täter die Verletzungen herbeiführte, ließ sich nicht feststellen. Der Beschreibung zufolge lässt alles darauf schließen, dass Beate K. mit aller Gewalt um ihr Leben kämpfte.
Für ihr Baby in ihrem Bauch war der Kampf schon bald zu Ende. Durch die Beschädigung der Nabelschnur wurde die Blut- und damit Sauerstoffzufuhr unterbrochen. Als das Mädchen per Notkaiserschnit im Klinikum geholt wurde, war es bereits tot. Dem Gutachten zufolge seien beim Kind keine Missbildungen und Verletzungen festgestellt worden.
Vater des getöteten Mädchens ist der Angeklagte Franz-Xaver H.. Er hatte eine mehrmonatige Liaison mit seinem Opfer. Im März vergangenen Jahres erfolgte in Tschechien eine künstliche Befruchtung statt. Samenspender war der Angeklagte.
Der mutmaßliche Täte hatte sich weder seit seiner Verhaftung gegenüber den Ermittlern noch während der bisher vier Prozesstagen geäußert. Der nächste Verhandlungstermin ist am 8. Dezember.