Straubing

Setzt Straubing bei den Stadtbussen auf E-Mobilität?

(jh) Wundert sich eigentlich jemand, dass seit Mittwoch in Straubing ein Bus mit finnischem Kennzeichen die Fahrgäste vom Theresienplatz zum Ausweichplatz am Hagen und umgekehrt befördert? Nein, kein Trittbrettfahrer im öffentlichen Nahverkehr in der Gäubodenstadt. Es handelt sich um einen Bus, der weder mit Diesel und Benzin, noch mit Gas fährt.

Es handelt sich um einen Elektrobus des finnischen Herstellers „Linkker“. Bis zum Freitag wird das 13 Meter lange Fahrzeug als Pendlerpus zwischen Theresienplatz und Hagen (Ausweichplatz) eingesetzt, um erste Erfahrungswerte sammeln zu können. Auf Initiative des Bundestagsabgeordneten Alois Rainer ist es gelungen, dass diese Modell im Rahmen eines Testversuchs nach Straubing gekommen ist. Am Dienstag wurden die zwei Fahrer des für den Pendelbusses beauftragten Busunternehmens Ebenbeck in das Fahrzeug eingewiesen worden. Abends hatten sich unter anderem der Abgeordnete, Oberbürgermeister Markus Pannermayr und Mitarbeiter der Stadtwerke – als zuständig für den ÖPNV in Straubing – einen ersten Einblick verschafft.

Prof. Dr. Johannes Klühpries, der Bereichsleiter für Verkehr bei den Stadtwerken, Dipl.-Ing. (FH) Clemens von Ruedorffer und OB Markus Pannermayr (von rechts) betrachten die Testwoche als Teil einer Versuchsreihe. – Foto: Haas

Ja, dieser Personenkreis nahm kurz nach 18 Uhr Platz in dem weißblauen Fahrzeug (nicht extra für den bayerischen Teststandort lackiert) Platz. Hinter dem Steuer saß der Verkaufsleiter des Herstellers „Linkker“ für Deutschland, André Stefan. Er chauffierte seine Passagiere von der Heerstraße über den Viktualienmarkt, Stadtgraben hin zum Ausweichplatz neben dem Großparkplatz am Hagen und zurück. Was die Fahrgäste zu hören bekamen, war nichts anderes, als ein leises Geräusch des Elektromotors und der Kontakt zwischen den Rädern und den Fahrbahnbelag. Passanten nahmen das leise Geräusch des Vehicles kaum wahr. Spätestens als das Fahrzeug auf dem Betriebshof der Stadtwerke rangierte, war klar, ein E-Bus ist akustisch fast nicht zu hören.

Warum dieser Testversuch?

E-Mobilität spielt in Deutschland und in den Kommunen nicht erst seit den Manipulationen der deutschen Automobilhersteller im Zusammenhang mit Dieselmotoren ein Rolle. Schon für den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Ernst Hinsken war dies ein Thema. Sein parlamentarischer Nachfolger Alois Rainer hat sich ebenfalls darum bemüht, einem ÖPNV mit E-Bussen stärker auf den Grund zu gehen. Mit „Linkker“ fand er einen Bushersteller, der für Testzwecke in Straubing ein Fahrzeug zur Verfügung stellt.

Wie bedeutungsvoll der Testversuch für den E-Bus-Hersteller Linkkken ist, das zeigt sich auch darin, dass der Verkaufsleiter für den deutschsprachigen Raum, André Stefan, selbst nach Straubing kam und sich hinter das Steuer des Test-Busses setzte. – Foto: Haas

Bis zum Freitag wird das 13 Meter lange Fahrzeug den Pendlerbus ersetzten. Der Leichtbaubus aus Aluminium beitet Platz für 80 Fahrgäste. Wie Franz Ebenbeck vom gleichnamigen von den Stadtwerken vertraglich beauftragten Busunternehmen nach den ersten Fahrten feststellte, wäre dieses lange Fahrzeug für den Einsatzzweck ungeeignet. Aktuell verkehrt zwischen Stadtplatz und Großparkplatz ein Bus mit einer Länge von 10,5 Meter. Das finnische Testfahrzeug misst nicht weniger als 13 Meter. „Kein Problem“, sagte dazu André Stefan. Sein Unternehmen stellt natürlich Fahrzeuge unterschiedlicher Länge und Ausstattung her. Für die Anforderungen in Straubing sicherlich auch das passende Gefährt.

Begleitet wird das Versuchsprojekt auch von Prof. Dr. Johannes Klühspies. Der Wissenschaftler an der Technischen Hochschule Deggendorf beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der E-Mobilität. Schon vor drei Jahren stellte er fest: „Anhand einer Elektrobus-Verbindung zwischen Straubing und Viechtach soll erforscht werden, wie belastbar die Elektromobilität auf einer freien, klimatisch anspruchsvollen Strecke ist. In Viechtach wiederum bietet sich das bergige Gelände zu Versuchszwecken an. Und in Straubing kann man die Elektrobusse im Stadtverkehr ausprobieren.“ Am Dienstag warnte er davor, jetzt an jeder Stelle in Straubing eine E-Tankstelle errichten zu wollen.

Der Testbus schafft mit seiner Batterieausstattung 65 km – für normale Busfahrten eher unrealistisch. Doch im Stadtverkehr – wenn an ein oder zwei Haltestellen Schnelltankstationen eingerichtet sind – durchaus eine realistische und umsetzbare Konstellation. Insbesondere beim Pendelbus ergibt sich die Situation, dass bei Bremsmanövern die Technik sogar vorsieht, die 55-kwh-Batterie wieder etwas aufzuladen.

Für E-Mobilität ja, aber dennoch auf die individuellen Anfoderungen achten – das wollen (von links: Prof. Dr. Johannes Klühpries, Alois Rainer, MdB, und OB Markus Pannermayr. – Foto: Haas

Natürlich kann man über die Technik und die Möglichkeit eines E-Fahrzeuges ausführlich debattieren und philosophieren. Doch die Stadt Straubing muss sich hinsichtlich der Immissionsbelastung Gedanken machen und frühzeitig die Weichen stellen. Im Jahr 2021 werden die Verträge der Stadtwerke mit den Vertragspartnern (Busunternehmen) neu unterzeichnet. Vorher müssen aus dem Rathaus an die Stadtwerke die notwendigen Signale gesendet werden. Der Stadtrat muss die Weichen stellen.

OB Markus Pannermayr weiß natürlich um diese wichtige Bedeutung. Aus dem Gremium „Städteparteitag“ kennt er das Problem mit der Schadstoffbelastung in den Städten sehr gut. Aber nicht nur dieses ökologische Thema wird auch Städte wie Straubing zukünftig tangieren. Es geht auch grundsätzlich um den ÖPNV, der in den nächsten Jahren sicherlich noch weiter ausgebaut werden müsse. Dabei spiele nach Ansicht von Pannermayr natürlich auch die Antriebsart der Fahrzeuge eine Rolle. Spätestens in zwei Jahren muss der Stadtrat den Stadtwerken konkrete Vorgaben für die Ausschreibung geben. Dabei spielt dieser Versuch sicherlich auch eine Rolle. „Auf alle Fälle müssen wir die Schadstoff- und Wärmeimmissionen gesenkt werden“, weiß das Stadtoberhaupt.

Die Anschaffungskosten für einen E-Bus belaufen sich auf rund 475.000 Euro. Clemens von Ruedorffer, zuständig bei den Stadtwerken für den Bereich Verkehr, kennt den Kaufpreis der bisher angeschafften Busse mit Dieselmotor. Diese liegen zwischen 200.000 und 250.000 Euro. Gefördert wird ein E-Bus vom Bund mit etwa 100.000 Euro.