Region Landshut

Niederbayern und die Welt – Ausstellung über die Grafen von Spreti

(ra) Im Landshuter Staatsarchiv wird noch bis zum 15. September die Ausstellung „Niederbayern und die Welt – die Grafen von Spreti“ gezeigt. Am Mittwoch fand die Buchvorstellung „Franz Graf von Spreti (1914-1990): Mein Kapfing“ statt. 

Verbundenheit mit der Region und Bewusstsein für historische Traditionen zeichnet die in Niederbayern ansässigen Adelsfamilien seit jeher aus. Aber besonders in der Familie der Grafen von Spreti werden diese Eigenschaften traditionell durch weltläufige Offenheit ergänzt.

Das Staatsarchiv Landshut zählt seit einigen Jahren das Schlossarchiv Kapfing zu seinen wertvollen Beständen. Die Ausstellung will im neuen Archivgebäude deshalb ein kleines Streiflicht auf einzelne Mitglieder der Familie und die Geschichte von Schloss Kapfing und der Region Landshut werfen. Dazu werden bisher unbekannte Originaldokumente aus den Magazinen des Staatsarchivs, aber auch kunsthistorisch bedeutende Objekte und Portraits aus dem Besitz der Familie präsentiert.

Traurige nationale Berühmtheit erlangte Karl Graf von Spreti (1907-1970): Mitglied des 1. und 2. Deutschen Bundestages, wurde er 1956 erster deutscher Botschafter in Luxemburg. Die weiteren diplomatischen Stationen waren von politischen Verwicklungen gekennzeichnet: In Kuba (1960-1963) vertrat er die Bundesrepublik Deutschland während der Kubakrise. Über Jordanien (1963-1965) und die Dominikanische Republik (1967/68) kam er als Botschafter nach Guatemala, wo er im März 1970 von FAR-Rebellen entführt und wenige Tage später ermordet wurde. Sein Leichnam wurde – nach einem Staatstrauerakt in Landshut – unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in seiner Heimatgemeinde Vilsheim beigesetzt.

Wie er durchlebte auch Franz Graf von Spreti (1914-1990) eine Zeit des ausgeprägten, ja mitunter dramatischen politisch-gesellschaftlichen Wandels. Noch im Königreich hineingeboren in die gräfliche Idylle von Schloss Kapfing, gehörte er nach 1945 zu den immer wieder so bezeichneten Männern der ersten Stunde. 1946 (bis 1964) wurde er der erste frei gewählte Landrat des Landkreises Landshut und 1958 Bezirkstagspräsident von Niederbayern, bis er am 15. Mai 1964 zum Präsidenten der Kanzlei und der Verwaltung des Herzogs von Bayern berufen wurde, ein Amt, das er bis 1979 ausübte. In den Jahren seines Ruhestandes war ihm die Geschichte seines heimatlichen Nahraums – Schloss und Dorf Kapfing – ein besonderes Anliegen, ohne dass es ihm vergönnt gewesen wäre, dieser Geschichte eine gründliche monographische Abhandlung widmen zu können. Dies holt sein Sohn, Heinrich Graf von Spreti, nun in gewissem Sinne nach, indem er das heute vorzustellende Buch „Franz Graf von Spreti: Mein Kapfing“ herausgibt.

Die Ausstellung wird bis 15. September im Staatsarchiv Landshut, Schlachthofstr. 10, 84034 Landshut gezeigt (Montag, Dienstag, Donnerstag von 8 bis 16 Uhr, Mittwoch von  8 bis 18 Uhr, Freitag von  8 bis 13.30 Uhr). Der Eintritt ist frei. Info unter Tel. 0871/923280.