(ra). Bei Technologie denken viele zuerst an Chips, Software oder Roboter. Doch ein wesentlicher Treiber der industriellen und medizinischen Innovation arbeitet unsichtbar im Hintergrund. Licht, in Form von präzise gesteuerten Laserstrahlen. Was vor wenigen Jahrzehnten ein Labor-Experiment war, ist heute Alltagstechnologie.
Licht als Industrie-Motor
Die Photonikbranche, also alle Unternehmen, die mit Licht arbeiten, gehört in Deutschland inzwischen zu den Schwergewichten der Industrie. 2023 setzte die Branche rund 54 Milliarden Euro um, ein Plus von etwa 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liegt Photonik auf Augenhöhe mit dem Maschinenbau und gilt als Schlüsseltechnologie für Exportmärkte. Hinter diesem Wachstum steckt vor allem die Lasertechnik. Sie beschleunigt die Abläufe in der Fertigung und sorgt dafür, dass weniger Energie und Material benötigt werden.

Vom Funken zum präzisen Schnitt
Wo früher Funken sprühten, arbeitet heute fokussiertes Licht. Weltweit sind inzwischen mehr als 300.000 Lasersysteme in der industriellen Bearbeitung im Einsatz. Ein großer Teil davon wird für das Schneiden und Markieren eingesetzt, zum Beispiel bei Metallen oder Kunststoffen. Das Laserschneiden sorgt für präzise Konturen und erleichtert die Automatisierung der Produktion, vom Karosserieteil im Auto bis zur filigranen Metallplatte im Medizingerät. Für viele Hersteller ist der Laser längst das zentrale Werkzeug auf der Fertigungslinie.
Präzision für Medizin und Alltag
Auch im Körper wird Licht zum Werkzeug. In der Augenheilkunde korrigieren Laser Fehlsichtigkeiten, indem sie die Hornhaut im Mikrometerbereich modellieren. Viele Menschen können danach auf Brille oder Kontaktlinsen verzichten. In der Chirurgie tragen Laser Gewebe ab, verschließen Gefäße oder entfernen Tumore millimetergenau und oft mit kleineren Schnitten. Parallel entstehen in der Medizintechnik neue Anwendungen, etwa wenn Faserlaser winzige Stents aus Edelstahl oder bioresorbierbaren Polymeren mit hoher Formgenauigkeit aus dem Material schneiden.

3D-Druck, Datenautobahnen, Energiewende
Licht-Technologie wirkt weit über die Fabrik und den OP-Saal hinaus. In additiven Verfahren wie dem selektiven Laserschmelzen werden Metallpulver Schicht für Schicht verschmolzen. So entstehen Bauteile für Triebwerke, Leichtbaustrukturen im Auto, individuell geformte Implantate und angepasster Zahnersatz, die sich konventionell kaum fertigen lassen. In Glasfasernetzwerken transportieren modulierte Laserlichtpulse Daten quer über den Globus. Sie bilden die Grundlage für Streaming-Angebote und Cloud-Dienste in einer zunehmend vernetzten Produktion. Außerdem arbeiten Forschungsinstitute daran, Laser als Werkzeuge für die Kernfusion und für präzise Messungen in Energie- und Netzsystemen zu nutzen. Parallel dazu entstehen Konzepte, wie sich mit Lasertechnik Materialien für künftige Batteriespeicher gezielt untersuchen und weiterentwickeln lassen.
Wenn Material zum Flaschenhals wird
Je mehr Branchen sich auf Licht als Werkzeug verlassen, desto wichtiger wird die Frage nach der Versorgung. Viele Hochleistungslaser benötigen spezielle Kristalle, Gläser oder Seltene Erden, die oft aus politisch sensiblen Regionen stammen. Forschende arbeiten deshalb an alternativen Materialien und effizienteren Fertigungsprozessen für Laserquellen, um technologische Souveränität zu sichern und Lieferketten robuster zu machen. Zugleich wächst der Markt. Der weltweite Markt für industrielle Lasersysteme wurde 2023 auf rund 21,85 Milliarden US-Dollar geschätzt, im Jahr 2032 soll er 44,23 Milliarden US-Dollar erreichen.
Licht als Werkzeug verantwortungsvoll nutzen
Wenn Licht zum Werkzeug wird, entsteht eine starke Gestaltungskraft in Industrie und Medizin. Lasertechnologien ermöglichen präzisere Produkte und schonendere Eingriffe. Gleichzeitig steigen Abhängigkeiten von Materialien und Energie sowie der Anspruch an einen verantwortungsvollen Einsatz. Für Unternehmen bedeutet das, die Lasertechnik als strategische Investition zu planen, die Qualifikation der Mitarbeitenden und verlässliche Anlagen verlangt. Ebenso wichtig sind klare Regeln für den Arbeitsschutz und die technische Kontrolle. Für die Gesellschaft eröffnet das Werkzeug Licht Chancen auf mehr Lebensqualität und wirksamen Klimaschutz. Die digitale Teilhabe wächst, wenn Glasfasernetze dichter werden und Bildung die dafür nötigen Kompetenzen vermittelt.
