(ra) Ein Gesundheitsabend mit Tiefgang, Emotion und klaren Fakten hat das Kulturforum Oberalteich gefüllt. Die Klinik Bogen nutzte am Donnerstagabend im Rahmen der bundesweiten Herzwochen der Deutschen Herzstiftung die Gelegenheit, über Herzinfarkt, Vorsorge und Behandlung zu informieren.

Zahlreiche Interessierte kamen, um sich am Infostand der Herzstiftung bei der ehrenamtlichen Botschafterin Elke Mehr und beim Vortrag von Chefarzt Dr. med. Dionys Daller, Leiter der Inneren Medizin und Kardiologie an der Klinik Bogen, über Herzgesundheit zu informieren. Durch den Abend führte Wilhelm Lindinger, erster Vorsitzender der Freunde und Förderer der Klinik Bogen e. V.
Herzgeschichten mit Gänsehaut
Den Auftakt gestaltete Elke Mehr mit bewegenden Einblicken in das Leben herzkranker Kinder und ihrer Familien. Sie schilderte „Gänsehautmomente“, etwa die Geschichte eines Jungen mit angeborenem Herzfehler, der nach einer erfolgreichen Operation zurück ins Leben fand und ihr gemeinsam mit seiner Familie in einer rührenden Aktion eine Spende an die Kinderherzstiftung überreichte. Solche Beiträge ermöglichen Forschungsprojekte für Kinder mit angeborenem Herzfehler und unterstützen Familien in einer extrem belastenden Zeit.
Mehr berichtete zudem von ihrer Begegnung mit der herztransplantierten Autorin Tamara Schwab. Sie empfahl deren Buch „Dein Herz, mein Herz – Wie mir eine Organspende ein zweites Leben schenkte“ und machte deutlich, wie viel Hoffnung moderne Medizin schenken kann.
Was beim Herzinfarkt passiert
Im Mittelpunkt des Abends stand der Vortrag von Dr. Dionys Daller. Er erklärte Schritt für Schritt, was bei einem Herzinfarkt im Körper geschieht. Die Herzkranzgefäße versorgen den Herzmuskel mit Sauerstoff. Lagern sich dort Fette und andere Stoffe ab, können sich Engstellen bilden. Reißt eine solche Verengung ein, entsteht ein Blutgerinnsel, das das Gefäß verschließen kann.
Die Folgen sind gravierend: Die Blutversorgung gerät aus dem Takt, der Herzrhythmus kann entgleisen und Teile des Herzmuskels drohen abzusterben. Typische Warnzeichen einer verminderten Durchblutung sind Druck oder Schmerzen in der Brust, die Fachleute als Angina Pectoris bezeichnen. Treten diese Beschwerden in Ruhe oder bei geringer Belastung und länger als fünfzehn Minuten auf, spricht man von einer instabilen Angina Pectoris. Diese Form kann in einen Herzinfarkt übergehen. Dr. Daller betonte, dass ein solcher Zustand ein absoluter Notfall ist und man ohne Zögern die 112 wählen soll.
Zeitfaktor, Netzwerk und Diagnose
Der Chefarzt stellte klar, dass beim Herzinfarkt jede Minute zählt. Je früher Betroffene in eine geeignete Klinik kommen, desto besser lässt sich der Schaden am Herzmuskel begrenzen. Die Klinik Bogen ist Teil des Herzinfarkt-Netzwerks Niederbayern-Mitte. Dieses Netzwerk sorgt für kurze Wege und klar geregelte Abläufe zu spezialisierten Eingriffen und stärkt die Versorgung in der Region.
Um eine koronare Herzkrankheit zu erkennen, stehen verschiedene Diagnoseverfahren zur Verfügung. Dr. Daller erläuterte das Spektrum vom EKG über Herzecho und Computertomografie bis zum Stressecho. Die direkte Darstellung der Herzkranzgefäße im Herzkatheterlabor helfe, Engstellen gezielt sichtbar zu machen und das individuelle Risiko besser einzuschätzen.
Vorbeugen, behandeln, Prognose verbessern
Zum Abschluss legte Dr. Daller den Schwerpunkt auf Prävention und Therapie der koronaren Herzkrankheit. „Ziel ist es, Beschwerden zu lindern und die Prognose zu verbessern“, fasste er zusammen. Dazu gehören konsequente Lebensstiländerungen wie mehr Bewegung im Alltag, eine ausgewogene Ernährung und der Rauchstopp.
Ergänzend kommen Medikamente zum Einsatz, etwa zur Senkung von Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker sowie Blutverdünner, die Blutgerinnseln vorbeugen. Kritisch bewertete der Kardiologe die sogenannten Abnehmspritzen. Für Herzpatient*innen sei der langfristige Nutzen dieser Präparate noch nicht ausreichend belegt. Im Gegensatz dazu seien die positiven Effekte einer konsequenten Behandlung bekannter Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfette oder Diabetes seit langem gut belegt.
Herzwochen mit nachhaltiger Wirkung
Die Besucher*innen zogen nach dem Gesundheitsabend eine durchweg positive Bilanz. Viele nahmen neben Informationsmaterial auch konkrete Anregungen für den eigenen Alltag mit – vom bewussteren Umgang mit Risikofaktoren bis zur klaren Handlungsempfehlung für den Notfall.
Auch die Deutsche Herzstiftung profitierte unmittelbar von der Veranstaltung: Spenden in Höhe von 100 Euro fließen in Projekte zur Aufklärung und Forschung rund um Herzinfarkt und Herzgesundheit. Damit schließt sich der Kreis zwischen Gesundheitswissen, emotional bewegenden Geschichten und konkreter Unterstützung für die Herzwochen und ihre Ziele.
