Trabrennbahn: Namanga Bo – Nur fliegen ist schöner
(tr) Die fünfzigste Fahrt ihrer noch jungen Karriere wird Lisa-Sophie Zimmer sicherlich nie vergessen. Denn dieses Rennen hat sie mit einem Flugzeug gewonnen. In der finalen Phase zum Angriff geschickt, hat Namanga Bo am Donnerstag schnell klargemacht, warum sie die schnellste deutsche Stute aller Zeiten ist und beim ersten Straubing-Start Flügel bekommen.
Herr und Meister zu jeder Zeit des Rennens war zuvor Thomas Royer. Der österreichische Top-Amateur sandte Better be Royal zum königlichen Volltreffer und konnte seinen 300. Sulkyerfolg feiern. Obwohl sie zweimal mit dem Rennverlauf gehadert hatte, holte auch Marisa Bock ein starkes Double.
In Schweden trommelte Namanga Bo im Juni 2021 pfeilschnelle 1:10,3 auf die Piste, in Straubing reichte der deutschen Rekordstute 1:16,7 zum ersten Sieg nach ihrem Quartierwechsel nach Bayern. Während Escada vorne das Tempo machte, fuhr die talentierte Lisa-Sophie Zimmer auf Warten und griff mit der Mahajarajah-Tochter erst zum Schluss an, um den ersten Sieg für das „Team Lila“ perfekt zu machen. „Es hat mich riesig gefreut, dass ich sie fahren durfte, und der Sieg hat wahnsinnigen Spaß gemacht“, sagte die junge Fahrerin bei der Siegerehrung noch ein wenig atemlos und ganz ergriffen.
Bahnkommentator Ernst Waldsperger, der seinen 70. Geburtstag gefeiert hatte, drückte ihr als Namensgeber des Rennens ein schön eingewickeltes Päckchen in die Hand und sagte im Interview mit Moderator Hartwig Thöne: „So ein Pferd gibt es nicht oft in Straubing zu sehen. Von der Stute werden wir sicher noch viel hören.“ Das mag gut sein, denn wie Lisa-Sophie Zimmer verrät, wird Namanga Bo im Rahmen des Straubinger Wintermeetings noch einige Starts auf der Gäubodenbahn absolvieren und dann eventuell noch einmal ihr Fortune in Frankreich oder Schweden probieren. Erneut eine Bezwingerin fand in diesem Rennen der wiederum bärenstark gehende Zucchero. Ocean Blue und Far West komplettierten die Viererwette.
Zuvor gab es einen Jubiläumssieg zu vermelden: „Wenn ich mich nicht verzählt habe, ist das heute der 300. Treffer meiner Laufbahn“, verriet Thomas Royer nach dem Sieg mit Better be Royal bei der Siegerehrung. Egal, ob in Wien, Berlin, Paris oder auch im beschaulichen Straubing – überall hat der Hotelier aus der Steiermark schon gewonnen. Von Cataleya stibitze er mit der Stute aus dem Stall Franzl gleich das Kommando und kam zu keiner Zeit des Rennens in Bedrängnis. Nach den Rennen entschwand Royer zurück in die Küche seines Rösslhofes, um für seine Gäste das Abendessen vorzubereiten, wird aber voraussichtlich am 30. Januar erneut in Straubing zu Gast sein und wiederum Better be Royal steuern. Der Berliner Gast Powerful PS ging dahinter mit Daniela Fellner ebenfalls ein tolles Rennen, Okira Bo führte sich in Bayern sehr gut ein.
Zuvor hatte Royer einen fünften Platz geholt, da der gut gestartete Dream of Action im ersten Bogen in Führung aus dem Tritt kam, aber wieder auspariert werden konnte und somit noch in die Geldränge lief. Erneut zeigte sich Schweden-Neuerscheinung Faith Trot mit Dr. Conny Schulz von ihrer allerbesten Schokoladenseite und wehrte den noch gut auf Touren kommenden Love over Gold ab, dahinter war einmal mehr Lola Dragon Dritte. „So kann das neue Jahr weitergehen“, freute sich die Tierärztin nach dem Treffer. Zwei Trainerpunkte gab es also erneut für Robert Gramüller.
Es war fast ein wenig Ladies‘ Day in Straubing. Vier von acht Prüfungen wurden von Damen gewonnen. Neben Conny Schulz und Lisa-Sophie Zimmer trumpfte auch Marisa Bock gewaltig auf. Zuerst marschierte ihre laufstarke Rock my Heart unverdrossen durch die Außenspur, ein Startfehler des nicht vom Glück verfolgten Berliner Gastes Victor Gentz spielte ihr zusätzlich in die Karten, um sich vor Außenseiter Be the One und Augustiner sowie Crema di Noci den Sieg zu holen. „Das war ein Sch… Rennverlauf“, bekannte die Wahl-Rottalerin danach, um dieses Statement nach dem zweiten Sieg mit Equimax gleich nochmal zu wiederholen. Nett umschrieben, fand es der laufstarke Franzose, mittlerweile neun Jahre alt, auch nicht perfekt vor und musste durch die Todesspur. „Aber er ist einfach der Beste, er hat so ein Herz“, schwärmte Marisa Bock, die den schwierigen Burschen dieses Mal glatt um den Kurs und erfolgreich vor Großverdiener Atoll Danover und Gold and Green ins Ziel brachte.
Einen super Einstand gab Figaro Juvel für den Stall Strobl mit Amateur Lukas Strobl. Der Däne bezwang in ganz starker Manier den noch mächtig auf Touren kommenden Tumble Boy, beide fingen die vorne stark gegen die Hand gehende Jamai Raja BR ein. Der Däne hätte beim ersten Start nicht besser gehen können. „Wir haben ihn beim Fußballschauen gekauft“, verrät Lukas Strobl. Wie das geht? Ganz einfach: Der befreundete Trainer Heiner Christiansen rief während eines Bayernspiels an und sagte, er „wüsste da einen“. „Wir haben uns zwei, drei Rennen angeschaut und gesagt, den nehmen wir“, blickt sein junger Fahrer zurück und schickt hinterher: „Er war super heute. Ich hätte gar nicht gedacht, dass er so gut anfängt.“
Den bereits dritten Treffer seiner Laufbahn konnte Ocean Eyes eintüten, dieses Mal mit Josef Sparber. Der Lets Go-Sohn verriet dabei erneut Talent und Phlegma und wehrte den Angriff des gefährlich aufkommenden, von Marion Dinzinger stark verbesserten X Lover Diamant noch erfolgreich ab. Make my Day komplettierte die Wette. Nach einem verkorksten Geineder-Renntag, an dem Trainer Andreas ein wenig zu knabbern hatte, gab es mit Jalna Galaa doch noch ein versöhnliches Ende. Die flinke, französisch gezogene Fuchsstute zog mit wehendem Schweif ihre ästhetisch schön auszusehenden Kreise und ließ sich auch durch Kingman BR und Höwings Butterfly nicht mehr ins Schwitzen bringen. „Sie hat eine gute Zukunft vor sich“, waren sich die Brüder Martin und Andi sicher, und es gab einen großen Besitzer-Bahnhof bei der schnellen Siegerehrung, denn Jalna Galaa wollte lieber gehen als stehen.
Nächster Renntag ist am Montag, 30. Januar, ab 11 Uhr.